Der Nigerianer John Obi Mikel ist bereits der vierte Spieler des FC Chelsea, der für die WM verletzt ausfällt. Didier Drogba hofft noch.

Lagos/Phokeng. Der Fußball-Weltmeisterschaft gehen die Stars aus. Den neuesten Schock muss Nigeria verdauen: Mittelfeldstar John Obi Mikel vom englischen Double-Gewinner FC Chelsea fällt für die Fußball-WM in Südafrika aus. Der 23-Jährige wurde zuletzt am Knie operiert und will seine Karriere nicht durch ein verfrühtes Comeback bei der WM gefährden. Nach Michael Ballack (Deutschland), Michael Essien (Ghana) und möglicherweise auch Didier Drogba (Elfenbeinküste) ist Mikel bereits der vierte Chelsea-Profi, der die WM-Teilnahme verletzungsbedingt absagen muss.

Drogba hofft noch

Die Elfenbeinküste hofft dagegen noch auf den Einsatz ihres verletzten Kapitäns Didier Drogba. „Es bleibt eine kleine Chance, dass er bei der WM dabei ist“, sagte Trainer Sven-Göran Eriksson am späten Freitagabend laut einer Meldung des Internetportals „sport-ivoire.ci“. Am Freitagnachmittag hatte noch alles darauf hingedeutet, dass der Superstar vom FC Chelsea wegen eines gebrochenen Ellbogens für das Fußball-Turnier in Südafrika passen muss. Einige Stunden nach dem ersten Schock deutete Eriksson dann aber an, dass Drogba möglicherweise „mit einem Schutz spielen“ könne.

Auch Drogbas Berater verbreitete am Abend wieder etwas Zuversicht. „Im Kopf ist er weiterhin dabei“, sagte Thierno Seydi nach einem Telefonat mit dem 32-Jährigen, der die Verletzung am Freitag in einem Testspiel gegen Japan (2:0) nach einem Foul seines Gegenspielers Tulio erlitten hatte. Nach ersten Meldungen vom definitiven WM-Aus seines Führungsspielers hatte auch der nationale Fußball-Verband FIF bereits klar gestellt, dass Drogba noch keinesfalls aus dem Kader zurückgezogen wurde.

Nun hänge alles von den Entscheidungen des medizinischen Stabs ab, erklärte Seydi. „Es scheint auf eine Operation hinauszulaufen. Danach muss man weitersehen. Aber es gibt Chancen, dass er dabei sein wird.“ Laut der französischen Sportzeitung „L'Équipe“ soll der Eingriff am rechten Arm des Rekordtorschützen der Westafrikaner innerhalb der kommenden zehn Tage erfolgen.

Nachdem Drogba zuvor von seinem Mannschaftskollegen Kolo Touré bereits mit den Worten „Der World Cup ist vorbei“ zitiert worden war, ließ er später in dem Telefonat mit Seydi offenbar durchblicken, dass er seine Teilnahme bei der ersten WM auf dem afrikanischen Kontinent noch nicht abgehakt hat. „Wenn ein Spieler wie Didier einem so etwas sagt, muss einen das beruhigen“, meinte der Berater.

Auch Ferdinand fällt aus

Nach dem Schock-Aus für Kapitän Rio Ferdinand hofft England-Coach Fabio Capello auf ein Ende der WM-Pechsträhne. „Ich denke nicht, dass die Fußballgötter gegen mich sind. Aber wir müssen beten: Helft uns. Nicht noch mehr davon“, sagte der 63-Jährige. Abwehrchef Ferdinand hatte sich am Freitag beim ersten Training in Südafrika eine Bänderverletzung im Knie zugezogen. Zuvor hatten die „Three Lions“ schon auf Führungsfigur David Beckham verzichten müssen.

Der für Ferdinand nachnominierte Michael Dawson traf am Sonnabend im Team-Quartier der Engländer nahe Rustenburg ein. „Dass Rio sich verletzt hat, ist für ihn sicher das schlimmste Gefühl als Spieler. Aber das ist jetzt meine Chance“, sagte Dawson, der für die Tottenham Hotspur spielt. Für den freien Posten neben Innenverteidiger John Terry in der Startelf dürfte Capello jedoch zunächst eher Dawsons Clubkollegen Ledley King oder den reaktivierten Jamie Carragher vom FCLiverpool in Betracht ziehen. King pausierte beim Samstagstraining allerdings wegen seiner chronischen Kniebeschwerden.

Ferdinand war nach der bitteren Botschaft tief getroffen. „Rio hat gesagt: 'Ich denke, irgendwer hat mich verflucht'“, sagte sein Agent Pini Zahavi der Boulevardzeitung „The Sun“. Der Star-Verteidiger von Manchester United hatte sich die Blessur bei einem Zweikampf mit Stürmer Emile Heskey zugezogen. „Rio ist tief betrübt. Er kann nicht verstehen, warum ihm das passiert ist“, erklärte Zahavi.

„Wir müssen damit klarkommen“, forderte Capello. Als Kapitän soll nun Steven Gerrard die „Three Lions“ beim WM-Auftakt gegen die USA am 12. Juni aufs Feld führen. Der Mittelfeldspieler vom FCLiverpool ist mit 80 Länderspiel-Einsätzen dienstältester Profi in Englands WM- Kader.

Wieder zurück im Team-Training ist Torwart David James. Der 39-Jährige hatte am Freitag die ersten Einheiten in Südafrika wegen Knieproblemen verpasst und nur im Fitnessraum trainieren können. Nach der Anreise hatte der Keeper des FCPortsmouth über Beschwerden geklagt. Am Samstag meldete sich James aber wieder fit. Der Oldie gilt als Favorit im Torwart-Dreikampf beim Champion von 1966.