Nach einem 0:1 sorgte Lahm für die Wende gegen Bosnien-Herzegowina. Beim 3:1 im letzten WM-Test enttäuschen Trochowski und Klose.
Frankfurt/Main. Das letzte Spiel vor der WM soll einer deutschen Nationalmannschaft in der Regel dazu dienen, Vorfreude auf ein Turnier zu erwecken, Spieler und Fans positiv zu stimulieren. So wie es 2002 gegen Österreich gelang (6:2) oder vor der Heim-WM 2006, als Kolumbien 3:0 geschlagen wurde. Und auch 2010 gelang das Unterfangen, obwohl dies nach schwacher erster Halbzeit wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte. Nach dem 0:1-Rückstand zur Pause drehte die DFB-Auswahl noch die Partie und gewann 3:1 gegen Bosnien-Herzegowina.
Der Spielverlauf war im Grunde aber keine Überraschung. Joachim Löw bekam gestern die Quittung dafür, dass die Vorbereitung von Verletzungen und dem späten Eintreffen der Bayern-Spieler geprägt war. Von einem homogenen Gebilde konnte anfangs keine Rede sein, überall klaffen riesengroße Baustellen - wie im Angriff.
Wer den Auftritt von Miroslav Klose sah, musste zu dem Schluss kommen, dass es der Münchner bis zum ersten Spiel gegen Australien (13. Juni) niemals schaffen kann, in WM-Form zu kommen. Bezeichnend, dass er seine einzige gute Aktion in der ersten Hälfte als Vorbereiter hatte. Sein Nachfolger Cacau hatte schon nach fünf Minuten mehr Aktionen als Klose zuvor. Mesut Özil hingegen festigte seinen Stammplatz, auch wenn er wie in Ungarn eine Abschlussschwäche offenbarte.
Im Mittelfeld überraschte Löw mit der Nominierung von Piotr Trochowski - bereits zum dritten Mal nach Malta und Ungarn. Ein klares Signal, dass der Hamburger nah dran ist an einem Stammplatz. Oder besser gesagt war. Denn das Spiel lief am HSV-Profi komplett vorbei. Der eingewechselte Thomas Müller machte es wesentlich besser und hat nun beste Chancen.
Hoffnung macht auch das neue Mittelfeld-Duo in der Zentrale, Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger. Während der Stuttgarter immer wieder Vorstöße nach vorne wagte, dirigierte Bastian Schweinsteiger das deutsche Spiel nach einigen Anlaufschwierigkeiten immer besser und übernahm sichtbar die Chefrolle. Als er kurz vor Spielschluss verabschiedet wurde, erhielt er donnernden Applaus. Positiv hervorzuheben war auch der Einsatz von Lukas Podolski, der unglaublich bemüht war und viele Wege ging.
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Weder Schweinsteiger noch Khedira konnten allerdings in der ersten Hälfte für defensive Ordnung sorgen und verhindern, wie die Bosnier, angetrieben von 20 000 fanatischen Landsleuten auf der Tribüne, immer wieder gefährlich vor dem deutschen Tor auftauchten. Per Mertesacker und Arne Friedrich, die offensichtlich bei der WM die Innenverteidigung bilden werden, präsentierten sich lange als Duo infernale. Unfassbar, wie viele Stockfehler sich Mertesacker, der große Probleme mit Dzeko hatte, leistete, während bei Friedrich gegen so technisch starke Fußballer wie die Bosnier seine etwas hölzerne Art besonders hervorstach.
Philipp Lahm, der auf rechts verteidigte, hatte anfangs große Mühe. Bezeichnend, dass der Kapitän mit seinem missglückten Rettungsversuch für das 0:1 sorgte (15.). Mit seinem wunderbaren Treffer zum Ausgleich (50.) machte er jedoch diesen Fehler wieder wett.
Auf der linken Abwehrseite testete Löw Holger Badstuber, der sich mit zunehmender Spieldauer immer besser zurechtfand, was für das gesamte deutsche Spiel galt. So waren die zwei Elfmetertore von Schweinsteiger der Lohn für den gesteigerten Einsatz - und für die Einwechslung des ungemein agilen Marin. Gut möglich, dass die Zuschauer in Frankfurt Anfang der zweiten Halbzeit die Elf gesehen haben, die auch in die WM starten wird.
Deutschland: Neuer - Friedrich, Mertesacker, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger (86. Kroos), Khedira - Trochowski (46. Müller), Özil (80. Gomez), Podolski (70. Marin) - Klose (46. Cacau).
Bosnien-Herzegowina: Hasagic - Jahic, Spahic, Nadarevic, Salihovic (78. Berberovic) - Rahimic - Pjanic, Mravac (45. Ibricic) - Misimovic (80. Muslimovic) - Ibisevic (74. Zec), Dzeko. Zuschauer: 48 000 (ausverkauft). Schiedsrichter: Rizzoli (Italien). Tore: 0:1 Dzeko (15.), 1:1 Lahm (50.), 2:1 Schweinsteiger (73., Foulelfmeter), 3:1 Schweinsteiger (77., Foulelfmeter). Gelb: Spahic.