Hamburg. Der Spanier hinterließ nach seiner Einwechslung einen guten Eindruck, kassierte dann aber einen Platzverweis. War's das für ihn?
Das Kapitel Javi Montero (24) entpuppt sich beim HSV zunehmend als Missverständnis. Der bei Atlético Madrid ausgebildete Spanier war erst im Januar von Besiktas Istanbul ausgeliehen worden, weil Mario Vuskovic eine Dopingsperre von noch nicht festgelegter Dauer absitzen muss. Um das Heft des Handelns in der Hand zu halten, sicherte sich der HSV eine Kaufoption in Höhe von 2,5 Millionen Euro für Montero. Doch nach gerade einmal zwei Monaten scheint klar, dass diese Option nie gezogen wird.
Die Zeichen stehen auf Trennung im Sommer. Unter Trainer Tim Walter spielte Montero erst zwei Halbzeiten. Es waren unglückliche Auftritte, in denen sich der Verteidiger nicht für eine Weiterbeschäftigung empfehlen konnte. Vor einem Monat in Heidenheim (3:3) war Montero bereits zur Halbzeit beim Stand von 0:3 ausgewechselt worden. Zu offensichtlich waren seine Defizite im Zweikampfverhalten, vor allem gegen Topstürmer Tim Kleindienst.
Walter kritisierte seinen Winter-Neuzugang hinterher in aller Deutlichkeit, sprach davon, dass er mit Montero auf dem Platz eine 0:5-Niederlage riskiert hätte. In den darauffolgenden Wochen kam der ehemalige spanische U21-Nationalspieler gegen Bielefeld (2:1), Darmstadt (1:1) und Nürnberg (3:3) keine Minute mehr zum Einsatz.
HSV: Javi Montero sollte gegen KSC nicht spielen
Selbst als Kapitän Sebastian Schonlau am vergangenen Sonntag in Karlsruhe (2:4) wegen einer Sprunggelenksverletzung ausfiel, blieb Montero außen vor. Walter baute lieber seine Abwehr um und setzte Moritz Heyer erstmals unter seiner Regie in der Innenverteidigung ein. Ein deutlicher Fingerzeig für Montero, der von der Bank aus verfolgte, wie insbesondere die Abwehrspieler Jonas David, Miro Muheim und Heyer Zweikampf für Zweikampf verloren und sich dabei teilweise dilettantisch (Muheim vor dem 0:2) anstellten.
Als das 0:3 aus HSV-Sicht gefallen war, konnte Walter schließlich nicht mehr anders, als den überforderten David zu erlösen und Montero eine neue Chance zu geben. Eine andere Alternative für die Defensive bietet der Kader nicht. Ein Umstand, der zunächst nach einem Glücksfall für Montero aussah.
HSV: Javi Montero spielte eigentlich gut
Der Spanier kämpfte, biss sich in die Zweikämpfe (manchmal auch überhart wie bei seiner Gelben Karte), ging mental voran und übernahm die Chefrolle im Abwehrzentrum. Als Robert Glatzel den HSV mit seinem zweiten Treffer zum 2:3 wieder von einem Punktgewinn träumen ließ, jubelte Montero energisch und bemühte sich, seine Nebenleute mit seinem Adrenalin anzustecken.
Sieben Minuten später zeichnete sich ein komplett gegensätzliches Bild. Montero schlich mit gesenktem Haupt vom Platz, nachdem ihn Schiedsrichter Sascha Stegemann mit Gelb-Rot vom Platz schickte. Der HSV-Verteidiger hatte als letzter Mann das Bein gegen KSC-Doppelpacker Fabian Schleusener stehen lassen.
Auch eine Rote Karte wäre in dieser Situation möglich gewesen, so aber ist Montero „nur“ für das kommende Heimspiel gegen Kiel gesperrt.
HSV und Javi Montero: Es riecht nach Abschied
Ob er danach auf die von ihm erhoffte Spielzeit kommen wird, darf allerdings stark bezweifelt werden. Walter, der nach seiner Roten Karte in der Schlussphase für ein Spiel gesperrt wurde, machte deutlich, dass Monteros Platzverweis die Hamburger Aufholjagd stoppte. „Unsere Reaktion auf das 0:3 war positiv. Wir wollten zurückkommen, doch mit der Gelb-Roten Karte war es dahin“, sagte der HSV-Coach, der seinen Schützling nach dem Spiel in den Arm nahm.
Erschwerend für Monteros Situation hinzu kommt der prognostizierte Genesungsverlauf Schonlaus. Nach der Länderspielpause wird der Kapitän für das Auswärtsspiel in Düsseldorf (31. März) zurückerwartet. Für Montero, der bei Besiktas noch bis 2025 unter Vertrag steht, bliebe dann kein Platz mehr in der Startelf – und wohl auch nicht im Kader des HSV für die neue Saison.