Hamburg. Abwehrchef Sebastian Schonlau fällt mit einer Knöchelverletzung in Karlsruhe aus. Trainer Walter hat zwei Optionen
Die Szene, in der sich Sebastian Schonlau am Sprunggelenk verletzte, lag bereits mehr als zwei Tage zurück. Der Kapitän des HSV hatte sich am Dienstagnachmittag im ersten Training der Woche am rechten Knöchel verletzt, als er unglücklich umknickte und die Einheit abbrechen musste. Doch der HSV verzichtete auch am frühen Donnerstagabend noch auf die Mitteilung einer Diagnose. Wie das Abendblatt erfuhr, wird Schonlau wegen seiner Sprunggelenksverletzung am Sonntag das Auswärtsspiel beim Karlsruher SC (13.30 Uhr/Sky) verpassen. Auch für das darauffolgende Heimspiel gegen Holstein Kiel wird es eng. Jonas Meffert wird ihn als Kapitän vertreten.
Für den HSV ist der Schonlau-Ausfall eine bittere Nachricht. Seit der Abwehrchef zum HSV kam, hat er noch kein Spiel verletzungsbedingt verpasst. Lediglich eine Corona-Infektion setzte ihn vor einem Jahr für ein paar Tage außer Gefecht. Erst drei Spiele verpasste er in seiner HSV-Zeit. Eine Partie in der vergangenen Saison nach einer Gelb-Roten Karte beim Derby in Bremen, zwei Spiele in der Hinrunde nach seiner Roten Karte beim Derby auf St. Pauli. Nur ein Spiel von den dreien konnte der HSV gewinnen.
HSV: Jonas David erstmals Abwehrchef
Erstmals in dieser Saison muss der HSV zudem komplett ohne das gesetzte Innenverteidigerduo aus Schonlau und Mario Vuskovic auskommen. Als Schonlau in der Hinrunde ausfiel, konnte Jonas David ihn an der Seite von Vuskovic ersetzen. Weil eine zeitige Rückkehr des vorläufig wegen Epo-Dopings gesperrten Kroaten nach der Verschiebung des dritten Termins vor dem DFB-Sportgericht in weite Ferne gerückt ist, wird David in den kommenden beiden Spielen die Rolle des Abwehrchefs übernehmen müssen. Das seit Mittwoch 23 Jahre alte Eigengewächs hatte sich zuletzt zunehmend stabilisiert.
Bleibt nur noch die Frage, wer an der Seite von David im Abwehrzentrum verteidigen wird. Die naheliegende Lösung wäre eigentlich Winterzugang Javi Montero. Der von Besiktas Istanbul ausgeliehene Spanier wurde genau für diese Momente verpflichtet. Nach seinem unglücklichen Einstand beim 3:3 in Heidenheim, als ihn Tim Walter bereits zur Halbzeit beim Stand von 0:3 auswechselte, ist aber nicht klar, ob der Trainer ihm noch einmal das Vertrauen schenkt.
Alternativ könnte Walter auch Moritz Heyer in der Innenverteidigung aufstellen. Der Defensivallrounder ist nach seiner Gelbsperre wieder spielberechtigt, aber nicht automatisch wieder gesetzt, da ihn Noah Katterbach am vergangenen Wochenende beim 3:0 gegen Nürnberg gleichwertig ersetzt hatte. Heyer spielt laut eigener Aussage am liebsten in der Innenverteidigung, hat dort in eineinhalb Jahren unter Walter aber noch nie gespielt. Die Abläufe kennt der 27-Jährige trotzdem deutlich besser als Montero.
HSV steigt zeitnah in die ersten Vertragsgespräche mit Schonlau ein
Für Schonlau wird es dagegen ein Wettlauf mit der Zeit für das Spiel gegen Holstein Kiel. Doch selbst diese Partie dürfte für ihn zu früh kommen. Mit Hauke Wahl spielt in Kiel einer der besten Freunde von Schonlau in der Innenverteidigung. Ob es zum Wiedersehen auf dem Platz kommt, ist aber mehr als fraglich. Wahl gilt aus gemeinsamen Zeiten in Kiel zwar als einer der Lieblingsspieler von Tim Walter, ein Wechsel zum HSV im Sommer ist aber unwahrscheinlich. Wahl wird Kiel im Sommer ablösefrei verlassen. Zuletzt hatte der FC St. Pauli Interesse signalisiert.
Aber auch Schonlau dürfte schon bald Vertragsgespräche führen – mit dem HSV. Sein aktuelles Arbeitspapier läuft zwar noch bis Sommer 2024. Verhandlungen über eine Verlängerung hat es bislang noch nicht gegeben. Das dürfte sich aber spätestens dann ändern, wenn auch Claus Costa seinen auslaufenden Vertrag in Kürze verlängert. Der Kaderplaner des HSV wartet derzeit darauf, dass der neue Aufsichtsrat bei der nächsten Sitzung den neuen Vertrag absegnet.
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Schonlau fühlt sich in jedem Fall sehr wohl im Volkspark und wäre einer vorzeitigen Verlängerung sicher nicht abgeneigt. Fußballerisch ist er unumstritten. „Bascho ist eine Identifikationsfigur für unsere jungen Spieler. Wir dürfen uns aber nie von einem Spieler abhängig machen“, sagte Trainer Walter in der Hinrunde über seinen verlängerten Arm auf dem Spielfeld, als dieser erstmals fehlte.
Als Aushängeschild hat der Kapitän für den HSV einen sehr hohen Wert
Aber auch als Aushängeschild außerhalb des Platzes hat der Kapitän für den HSV mittlerweile einen sehr hohen Wert. Den redegewandten Schonlau kann der Club sorglos zu jedem Sponsorentermin schicken. Der langjährige Paderborner hat sich als Persönlichkeit in Hamburg extrem weiterentwickelt. In den kommenden zwei Wochen wird Schonlau nun wieder ungewollt Zeit haben, sich um Termine abseits des Rasens zu kümmern.
Die gute Nachricht: Durch die Länderspielpause in der zweiten Märzhälfte dürfte Schonlau maximal zwei Spiele fehlen und spätestens zum Topspiel bei Fortuna Düsseldorf am 31. März wieder zur Verfügung stehen. Und noch eine gute Nachricht für den HSV: Ludovit Reis stand nach seiner Erkältung am Donnerstag wieder auf dem Trainingsplatz und absolvierte eine individuelle Einheit. An diesem Freitag dürfte der Schlüsselspieler wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Auf Schlüsselspieler Schonlau muss der HSV dagegen vorerst verzichten.