Mainz/Hamburg. Immerhin traf Bobby Wood mal wieder humorlos. Nach dem 1:3 in Mainz zeigten sich die HSV-Spieler angesichts der Führungskrise trotzig.
Was haben Danny Latza und Joel Pohjanpalo gemeinsam? Richtig, beiden gelang in dieser Saison gegen den HSV das Spiel ihres noch mehr oder weniger jungen Lebens als Bundesliga-Fußballer.
Während Leverkusens Finne Pohjanpalo vor seinem Blitz-Hattrick beim 3:1-Sieg am 2. Spieltag immerhin schon eine Runde zuvor seine Torpremiere gefeiert hatte, war es für Latza beim Hamburger Gastspiel 13 Spieltage später der absolute offensive Durchbruch.
Und dabei gelang dem 27-Jährigen am Sonnabend nicht nur sein erster Bundesligatreffer überhaupt, sondern direkt mal ein satter Dreierpack. 3:1 (0:1) hieß es dank Latzas Sahnetag am Ende für die Mainzer, dabei hatte der HSV äußerst gut in die Partie gefunden.
Ostrzolek legt für Wood auf
Wood, der für den Rot gesperrten Lewis Holtby ins Team gerückt und in der Spitze Michael Gregoritsch eine Position weiter nach hinten verdrängte, brachte die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol nach 21 Minuten nicht unverdient in Führung.
Die HSV-Spieler in der Einzelkritik
Eine Stafette über den erneut fleißigen Nicolai Müller und Matthias Ostrzolek vollendete der US-Stürmer ebenso humor- wie ansatzlos zu seinem dritten Saisontor. Nur Sekunden später vergab Córdoba auf der Gegenseite die große Chance zum Ausgleich (22.).
Kuriose Szene mit Müller
Kurios wurde es vier Minuten später, als der HSV innerhalb einer Szene gleich mehrere Möglichkeiten zum zweiten Treffer vergab. Dabei tat sich vor allem Müller hervor, der aus kurzer Distanz nur die Latte traf.
Der Ex-Mainzer hatte seine kuriose Großchance selbst mit einem Zuspiel auf Filip Kostic eingeleitet. Der Serbe wollte von der Sechzehner-Grenze schlenzen, traf aber nur einen Mainzer. Von diesem prallte der Ball zu Müller, der das Leder über Lössl hinweg an den Balken hob.
Für den zweiten Versuch stoppte Müller den Ball, um ihn ins leere Tor zu schieben. Doch von hinten wurde er entscheidend von Alexander Hack gestört, weshalb der Ball im Toraus landete.
Die Hamburger forderten vehement Elfmeter, doch die Pfeife des Schiedsrichters Deniz Aytekin blieb stumm. Dennoch behielten die Hamburger in dieser Phase das Spiel weiter m Griff.
"Der HSV ist besser ins Spiel gekommen mit den schnellen Spielern im vorderen Bereich", analysierte der Mainzer Sportchef Rouven Schröder.
Die Höhepunkte
Latzas Sternstunde
In der Tat spielte der Dino auch in der Folge mutig und entschlossen nach vorne - und ließ sich dabei auch nicht durch den Ausgleich von Latza aus dem Konzept bringen (35.). Douglas Santos hatte den Ball nicht aus der Gefahrenzone gebracht und mustergültig serviert.
Latza nahm dankend an und ließ HSV-Torhüter Christian Mathenia mit einem Flachschuss ins lange linke Eck keine Abwehrchance. Es war das erste Tor im 34. Bundesligaspiel für den ehemaligen deutschen Junioren-Nationalspieler.
Nach dem Seitenwechsel agierten die Hamburger zu passiv und wurden durch erneut durch Latza bestraft - erst in der 56. Minute nach zur kurzer Abwehr von Spahic, dann elf Minuten später durch einen unhaltbaren Schlenzer.
Die Statistik
Parallelen zur Leverkusen-Pleite
Und so taten sich Parallelen auf zur Niederlage in Leverkusen - auch damals hatte Wood zur Führung getroffen, ehe ein Dreierpack die Punkteträume jäh beendete.
Latzas Kunststück war bereits der dritte Hattrick eines Spielers in dieser Saison gegen den HSV (nach Pohjanpalo und Kölns Anthony Modeste). Zudem gelangen Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang beim 5:2-Sieg in Hamburg sogar vier Treffer.
"Jeder Ball, den Latza mit einem Kontakt gespielt hat, war im Tor“, sagte ein frustrierter Markus Gisdol, der dennoch "ein gutes und intensives Spiel gesehen" haben will. "Wir sind gut reingekommen. Wir haben aber die riesige Chance verpasst, das zweite Tor zu machen. Dennoch haben wir ein ordentliches Spiel gemacht, aber nichts mitgenommen."
Ähnlich sah es Ostrzolek: "Wir haben es versäumt, das 2:0 zu machen und im Gegenzug passiert der unglückliche Ausgleich. Wir müssen uns schnell wieder fokussieren."
Beiersdorfer will nicht bleiben
Bereits vor dem Anstoß hatte sich Dietmar Beiersdorfer, der in der mit 30.179 Zuschauern ausverkauften Opel-Arena wie angekündigt Präsenz zeigte, noch einmal zu seiner Zukunft geäußert.
Eine Weiterbeschäftigung als Sportchef sei für ihn derzeit kein Thema, sagte der entmachtete Vorstandsvorsitzende bei "Sky": "Ich bin zum 22. meines Amtes enthoben und zum 31. ist mein Vertrag aufgelöst. An diesen Fakten orientiere ich mich."
"Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf die beiden ausstehenden Spiele. Wir sind immer noch in einer sehr schwierigen Situation und ich versuche, alles einzubringen und zu helfen. Das ist meine Aufgabe", ergänzte Beiersdorfer.
Profis brechen Lanze für Beiersdorfer
"Ich hätte an der ein oder anderen Stelle mehr Loyalität erwartet. Aber ich mache keine Vorwürfe, sondern das ist auch das Geschäft", sagte der 53-Jährige mit Blick auf seine Ablösung.
In zweieinhalb Jahren habe er sicher auch Fehler gemacht. "Ich glaube trotzdem, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Wir haben viel bewegt. Ich bin stolz auf die Zeit.“
Hamburgs Profis brachen nach dem Spiel erneut eine Lanze für den scheidenden Boss. "Wir mögen Didi alle unheimlich gerne. Aber wir haben es nicht in unserer Hand", sagte Müller. Und Ostrzolek meinte: "Ich kann nur sagen, Didi ist eine überragende Person. Er ist ganz nah an uns Spielern dran, er lebt den HSV."
Bruchhagen verspricht Transfererfolge
Während Beiersdorfer in Mainz weilte, bereitete sich sein Nachfolger Heribert Bruchhagen in Wolfsburg auf seinen Job als "Sky"-Experte für das Abendspiel des VfL gegen seinen Ex-Club Eintracht Frankfurt vor.
"Es gibt viele Anzeichen dafür, dass wir gegen Schalke wieder zurück in die Spur finden", sagte Bruchhagen nach der Hamburger Niederlage in Mainz - und kündigte eine erfolgreiche Transferperiode für seinen neuen Verein an.