Mainz/Hamburg. Sportchef oder endgültiger Abschied? Rund um die Niederlage in Mainz gingen die Informationen um den entmachteten Boss auseinander.
Nur drei Tage nach der Vorstellung von Heribert Bruchhagen als neuem HSV-Vorstandsboss ist die künftige Konstellation in der sportlichen Leitung des Fußball-Bundesligisten noch immer völlig offen.
Ob der geschasste Dietmar Beiersdorfer nach seiner Absetzung als Vorstandschef über das Jahresende hinaus Sportdirektor bleiben darf? Das scheint er momentan nicht einmal selbst zu wissen.
Berichte, er habe bereits am Freitag eine Zusage dafür gegeben, dementierten der Verein geschlossen sowie Beiersdorfer selbst einen Tag darauf: "Ich bin zum 22. meines Amtes enthoben und zum 31. ist mein Vertrag aufgelöst“, sagte der 53-Jährige unmittelbar vor dem Spiel in Mainz bei "Sky".
Beiersdorfer: "Ich weiß davon nichts"
Im Anschluss an die spätere 1:3-Niederlage erklärte er schließlich noch in den Katakomben der Opel-Arena: "Ich weiß davon nichts. Das ist überhaupt nicht mein Thema im Moment.“
Beiersdorfer war am Sonnabend wie angekündigt zum Spiel des HSV nach Mainz gereist - im Gegensatz zu seinem Nachfolger Bruchhagen, der in Wolfsburg beim Abendspiel des VfL gegen seinen Ex-Club Eintracht Frankfurt seinen Job als "Sky"-Experte verrichtete.
Auch in der Gesprächsrunde des Bezahlsenders kam die Version der bereits erfolgten Beiersdorfer-Zuage zur Sprache - eine Aussage, die Bruchhagen mehr oder weniger unkommentiert ließ.
"Es macht keinen Sinn, dass ich mich zu diesen intensiven Dingen der Vereinspolitik in diesem Moment äußere", war die einzige Äußerung des 68-Jährigen zu diesem Thema.
Spieler sprechen sich für "Didi" aus
In Mainz war Beiersdorfer derweil an der Seite von Pressechef Till Müller in der Aufwärmphase demonstrativ bei Trainer Markus Gisdol an der Auswechselbank erschienen. Eine Szene mit Symbolkraft, die offenbar auch bei den Hamburger Profis weitere Wirkung zeigte.
Die HSV-Spieler in der Einzelkritik
"Wir mögen Didi alle unheimlich gerne. Aber wir haben es nicht in unserer Hand", sagte Nicolai Müller über Beiersdorfers Zukunft. Und Matthias Ostrzolek meinte: "Ich kann nur sagen, Didi ist eine überragende Person. Er ist ganz nah an uns Spielern dran, er lebt den HSV."
Beiersdorfer selbst sagte vor dem Anstoß in Mainz: ""Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf die beiden ausstehenden Spiele. Wir sind immer noch in einer sehr schwierigen Situation und ich versuche, alles einzubringen und zu helfen. Das ist meine Aufgabe."
Bilder vom Spiel in Mainz:
HSV mit Beiersdorfer in Mainz
Beiersdorfer äußert auch Kritik
Allerdings sparte der entmachtete Vorstandsvorsitzende auch nicht mit Kritik. "Ich hätte an der ein oder anderen Stelle mehr Loyalität erwartet. Aber ich mache keine Vorwürfe, sondern das ist auch das Geschäft", sagte der Franke mit Blick auf seine Ablösung.
In zweieinhalb Jahren habe er sicher auch Fehler gemacht. "Ich glaube trotzdem, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Wir haben viel bewegt. Ich bin stolz auf die Zeit.“
Bruchhagen nennt Kühne "wichtig und gut"
Derweil richtete der neue starke Mann den Blick bereits auf den sportlichen Jahresabschluss. "Es gibt viele Anzeichen dafür, dass wir gegen Schalke wieder zurück in die Spur finden", sagte Bruchhagen in Wolfsburg - und kündigte eine erfolgreiche Transferperiode an: "Wir werden einiges ausgleichen. Die Schwachstellen sind bekannt."
Gisdol wiederum ließ seinen neuen Chef via TV wissen, wo der Schuh drückt: "Wir brauchen Innenverteidiger und Sechser." Bruchhagen stimmte zu: "Wir sind in intensiven Gesprächen. Wir wissen, was wir wollen."
Bruchhagen ließ keinen Zweifel daran, wer das Geld für die Transfers beisteuern soll. Investor Klaus-Michael Kühne soll wieder das Portemonnaie öffnen. "Als Vertreter des HSV muss ich wissen, was für diesen Verein wichtig und gut ist. Und dafür ist Herr Kühne wichtig und gut", sagte der neue Boss.