Hamburg. Armin Veh war der letzte Trainer, dem ein Kunststück gelang, an dem seine Nachfolger teilweise kläglich scheiterten.
Wenn der HSV am Sonnabend in Mainz (15.30 Uhr im Abendblatt-Liveticker) antritt, kann die Elf von Trainer Markus Gisdol fast schon Historisches schaffen. Auf den Tag genau ist es dann schon sechs Jahre her, als die Hamburger das letzte Mal eine kleine Serie von drei Siegen in Folge starteten. Auf ein 2:1 in Mönchengladbach folgte ein 1:0 auf Schalke sowie ein 1:0 gegen Frankfurt. Von den damaligen Profis der Saison 2010/11 ist mittlerweile keiner mehr dabei. Trainiert wurde die Mannschaft von Armin Veh, der nur zwei Monate später schon wieder gehen musste.
In den darauffolgenden Jahren scheiterte der HSV meist kläglich bei der Möglichkeit, drei Bundesligaspiele in Folge zu gewinnen. Vor vier Jahren standen die Hanseaten gleich dreimal dicht davor. Doch bei zwei Versuchen setzte es jeweils herbe Klatschen: Nach Siegen gegen Dortmund und Gladbach ging die Elf von Trainer Thorsten Fink im Februar 2013 mit 1:5 in Hannover sowie im April mit 1:4 gegen Schalke nach Erfolgen in Mainz und Düsseldorf unter.
Am achten Spieltag derselben Saison hätte der HSV mit dem dritten Sieg im dritten Spiel sogar auf einen Champions-League-Platz vorrücken können. Doch nach einem 0:1 in Stuttgart – zuvor wurden Hannover und Fürth geschlagen – platzte der Traum. Trainer beim VfB war damals – na klar – Bruno Labbadia.
Labbadia scheiterte nur knapp
Wie es das Schicksal so will, sollte Labbadia zwei Jahre später den HSV über die Relegation gegen Karlsruhe retten. Auch er schnupperte im Liga-Endspurt an einer kleinen Siegesserie. Aber sein Team verpasste es, die Erfolge gegen Augsburg und in Mainz zu Hause gegen Abstiegskonkurrent Freiburg zu vergolden. Das 1:1 dank eines Last-Minute-Treffers von Gojko Kacar stellte dabei dennoch eine Ausnahme dar.
Denn Labbadias Vorgänger Joe Zinnbauer knüpfte sich nur zwei Monate zuvor nahtlos an die Bilanz des HSV an, wenn die Chance bestand, drei Spiele in Folge siegreich zu bestreiten. Ein 0:8 bei Bayern München stellte die Erfolge in Paderborn und gegen Hannover in den Schatten. Es war zugleich die höchste Pleite der Vereinsgeschichte.
Auch letztes Jahr nahm der HSV zum Ende der Hinrunde einen Anlauf, das offensichtliche Kunststück zu realisieren. Nach zwei Dreiern gegen Dortmund und Bremen hieß der darauffolgende Gegner wie auch am Sonnabend Mainz 05. Damals setzte es allerdings eine herbe 1:3-Niederlage im Volksparkstadion und die Chance auf neun Punkte am Stück wurde erneut leichtfertig verschenkt.
Schmidt lässt wie Gisdol spielen
Nun wird es also Markus Gisdol versuchen, das für den HSV schier unmögliche Etappenziel zu erreichen. Der Trainer lässt aber bereits durchblicken, dass Mainz erneut den Spielverderber geben könnte. „Es ist eine hohe Hürde, dort zu bestehen“, meint Gisdol, der vor allem seinen Trainerkollegen Martin Schmidt dafür verantwortlich macht, dass die Opel Arena zu einer Festung geworden ist. „Er hat eine gute Pressing-Mannschaft geformt, sie spielen sehr aggressiv.“
Pressing will auch Gisdol wieder praktizieren lassen, wenngleich der Coach von einem ähnlichen Kampfspiel wie schon bei den Siegen in Darmstadt (2:0) und gegen Augsburg (1:0) ausgeht. „Mainz spielt viel mit langen Bällen. Wir wollen sie überraschen!“
Mainz lobt den HSV
Angst haben muss der HSV nicht vor dem in der Europa League ausgeschiedenen Gegner. In der Heimtabelle liegt Mainz nur auf Rang zwölf, wenngleich die Rheinländer ein Spiel weniger als die Konkurrenz auf dem Buckel haben. Den sportlichen Aufwärtstrend der Hamburger hat FSV-Trainer Schmidt durchaus registriert. „Der HSV ist ein unberechenbarer und unangenehmer Gegner. Ich erwarte sie hier mit breiter Brust und aggressivem Umschaltspiel.“
Die Spielstile beider Mannschaften ähneln sich, die Aussagen der Trainer ebenfalls. Für den HSV steht dennoch ungleich mehr auf dem Spiel. Bei einem Sieg könnten die Hamburger erstmals in dieser Saison die Abstiegsplätze verlassen – und zugleich eine sechs Jahre anhaltende Negativserie beenden.