Hamburg. Die Politik greift in die Top-Personalien des Hamburger SV ein. Das bekam ein hochrangiger Manager und Kontrolleur zu spüren.

Nachdem sich die HSV-Aufsichtsräte auf einen Termin für eine außerordentliche Sitzung am kommenden Montag geeinigt hatten (das Abendblatt berichtete), bleibt die Frage offen, wer denn nun – ob am Montag oder doch zu einem späteren Zeitpunkt – zum Nachfolger des zurückgetretenen Karl Gernandts als Chefkontrolleur gewählt wird. Bislang galten die Stellvertreter Jens Meier und Felix Goedhart als die Favoriten, wobei nach Abendblatt-Informationen mit HSV-Präsident Meier einer der beiden Favoriten nicht mehr zur Verfügung steht. Der Grund: heftiger Widerstand aus der Politik.

Das Murren im Rathaus war schon länger groß, nun kam es sogar zu einem öffentlichen Warnschuss, der sein Ziel offenbar nicht verfehlt hat: Die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft hat Meier, hauptberuflich Chef der städtischen Hafengesellschaft Hamburg Port Authority (HPA) ganz offen davon abgeraten, das Amt als Aufsichtsratsvorsitzenden der HSV AG zu übernehmen.

„Herr Meier sollte sich zwischen HSV und HPA entscheiden“, sagte Markus Schreiber, Bürgerschaftsabgeordneter und Fachsprecher für öffentliche Unternehmen, dem Abendblatt.

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HSV-Chef Bruchhagen mit klarer Kante

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    „Beide Aufgaben erfordern die volle Aufmerksamkeit, die kann man nicht parallel ausüben. Wenn Herr Meier Aufsichtsratschef des HSV werden will, müsste er seine Tätigkeit als Geschäftsführer der HPA aufgeben.“

    Der Ärger über Meiers „Nebentätigkeit“ hat sich schon länger hochgeschaukelt: Schon als der 50-Jährige vor knapp zwei Jahren Präsident des HSV e. V. wurde und damit kraft Amt Mitglied im Aufsichtsrat der ausgegliederten HSV AG, stieß das im Rathaus keineswegs auf Gegenliebe. Führende Sozialdemokraten berichten zudem, dass man Meier in Gesprächen deutlich auf die Interessenkollision hingewiesen habe.

    Meier wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Allerdings soll seine Entscheidung, nicht als Chefkontrolleur anzutreten, durch die Kritik aus der Politik gefallen sein. Ob nun aber Goedhart oder doch ein anderer Gernandt beerbt, bleibt vorerst offen.