Im Qualifying für den Großen Preis von Abu Dhabi fährt der Weltmeister die schnellste Runde und egalisiert damit eine 19 Jahre alte Bestmarke.
Abu Dhabi. Tausendsassa Sebastian Vettel hat die nächste Bestmarke erreicht. Auf dem Yas Marina Circuit, wo er sich im Vorjahr zum jüngsten Formel-1-Weltmeister gekrönt hatte, stellte der jüngste Doppel-Champion der Grand-Prix-Geschichte mit einer Fabelrunde auf den letzten Drücker den zwei Jahrzehnte alten Pole-Rekord des Briten Nigel Mansell ein. Zum 14. Mal in dieser Saison startet der Red-Bull-Pilot am Sonntag beim Großen Preis von Abu Dhabi von der Pole-Position. "Good Evening, Mr. Mansell“, kommentierte Teamchef Christian Horner nach der Traumrunde in der Dämmerung. Vettel hatte den Triumph mit einem langgezogenen, lauten „Yeah“ bejubelt.
Offensichtlich hatte Star-Gast Paul McCartney den „sehr großen Beatles-Fan“ aus Heppenheim zusätzlich motiviert. „Ich habe ihn leider verpasst“, bedauerte Vettel. „Aber vielleicht klappt es morgen und ich kann ein Foto mit ihm machen.“ Vor den Augen der Rock-Legende war Vettel nach zuvor drei eher ernüchternden Trainingsdurchgängen und dem leichtfertigen Crash am Freitagnachmittag auf die Sekunde in Bestform. „Ich bin erleichtert nach dem gestrigen Tag“, gestand der 24-Jährige. „Wenn es überhaupt ein Geheimnis gibt, so hab' ich mit den weichen Reifen im richtigen Moment alles rausgeholt.“
Immer wieder huschte ein schelmisches Lächeln über sein Gesicht, aber ansonsten ließ er sich seine Freude über den weiteren Weltrekord nicht groß anmerken. „Ich bin sehr glücklich“, sagte er nur. „Das ist etwas ganz Besonderes.“ Aber das permanente Ansprechen auf den Rekord sei ihm „auch auf den Wecker gegangen“. Mansell hatte es 1992 auf 14 Pole-Positionen gebracht. Vettel könnte das in zwei Wochen in Brasilien noch toppen und alleiniger Rekordhalter werden. Zudem war es seiner kurzen Grand-Prix-Karriere bereits die 29. Bestzeit.
Lange sah es in der Wüste so aus, als würde ein McLaren Vettel die Show stehlen. Am Ende blieb nach einem spannenden Qualifying Lewis Hamilton Platz zwei vor seinem britischen Teamkollegen Jenson Button. „Es ist halt so“, fügte sich Hamilton gezwungenermaßen in seine Niederlage um 0,141 Sekunden. „Seb fuhr eine tolle Runde.“ Button applaudierte: „Das war ein toller Job von Seb.“
McCartney outete sich im TV-Sender RTL als Vettel-Fan: „Ich mag Sebastian. Aber morgen soll er die britischen Jungs mal gewinnen lassen.“ Der dreimalige Champion Niki Lauda lobte: „Er hat eine Runde hingezaubert, die war so perfekt am Limit. Man kann nur sagen: Sebastian, unglaublich.“
Vettel rechnet mit „einem harten Kampf und engen Rennen. Die McLaren sind sehr schnell.“ Zudem sei Yas Marina wegen der wechselnden Bedingungen einer „der schwierigsten Kurse“. Die Piloten starten bei Sonnenschein, fahren in die Dämmerung und erreichen bei Nacht das Ziel.
Angesichts von Vettels Bestzeit in 1:38,481 Minuten auf dem 5,554 Kilometer langen Glamour-Kurs verblassten die guten Leistungen der anderen Deutschen etwas. Nico Rosberg (Wiesbaden) erreichte den siebten Platz vor Rekord-Weltmeister Michael Schumacher (Kerpen) im zweiten Mercedes. Zwei Tage nach Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung war Rosberg aber nicht sehr zufrieden: „Es war auf jeden Fall mehr drin heute. Wir haben uns verpokert am Ende.“ Schumacher sagte: „Es war ein ziemlich enges Qualifying. Wir hatten nicht mehr auf Lager.“
Adrian Sutil (Gräfelfing) schaffte als Neunter im Force India ebenfalls den Sprung in die Top Ten. Timo Glock (Wersau) blieb im unterlegenen Marussia-Virgin auf Rang 20 im Rahmen der Möglichkeiten.
Vor dem vorletzten Saisonlauf an diesem Sonntag (Start: 14.00 Uhr MEZ/RTL und Skl) führt der längst als Weltmeister feststehende Vettel die Fahrerwertung souverän mit 374 Punkten an. Button (240) ist Gesamtzweiter vor Fernando Alonso (227), der im Ferrari Tagesfünfter wurde. Webber (221), am Samstag Vierter, folgt auf WM-Position vier vor Hamilton (202). Dieses Quartett macht den Vize-Champion unter sich aus.
Ergebnisse des Qualifying in Abu Dhabi:
1. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull 1:38,481 Min.
2. Lewis Hamilton (England) McLaren Mercedes 1:38,622
3. Jenson Button (England) McLaren Mercedes 1:38,631
4. Mark Webber (Australien) Red Bull 1:38,858
5. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 1:39,058
6. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 1:39,695
7. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:39,773
8. Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes 1:40,662
9. Adrian Sutil (Gräfelfing) Force India 1:40,768;
10. Paul di Resta (Schottland) Force India -
11. Sergio Perez (Mexiko) Sauber 1:40,874
12. Witali Petrow (Russland) Lotus Renault 1:40,919
13. Sébastien Buemi (Schweiz) Toro Rosso 1:41,009;
14. Bruno Senna (Brasilien) Lotus Renault 1:41,079
15. Jaime Alguersuari (Spanien) Toro Rosso 1:41,162
16. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber 1:41,240
17. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams
1:41,760; 18. Heikki Kovalainen (Finnland) Lotus 1:42,979
19. Jarno Trulli (Italien) Lotus 1:43,884
20. Timo Glock (Wersau) Virgin 1:44,515
21. Daniel Ricciardo (Australien) Hispania 1:44,641
22. Jérôme d'Ambrosio (Belgien) Virgin 1:44,699
23. Vitantonio Liuzzi (Italien) Hispania 1:45,159
24. Rubens Barrichello (Brasilien) Williams
Fahrer Pole-Positions Saison
Nigel Mansell (GBR) 14 1992
Ayrton Senna (BRA) 13 1988/1989
Alain Prost (FRA) 13 1993
Mika Häkkinen (FIN) 11 1999
Michael Schumacher (Kerpen) 11 2001
Sebastian Vettel (Heppenheim) 11 2011*
Fahrer Siege Saison
Michael Schumacher (Kerpen) 13 2004
Michael Schumacher (Kerpen) 11 2002
Nigel Mansell (GBR) 9 1992
Michael Schumacher (Kerpen) 9 1995/2000/2001
Sebastian Vettel (Heppenheim) 9 2011*
(* nach 14 von 19 Rennen)
Von Elmar Dreher mit Material von sid, dpa und dapd