Ein Kommentar von Achim Leoni
Einiges haben sich die Formel-1-Macher vor dieser Saison einfallen lassen, um ihren Rennzirkus spektakulärer zu machen. Sie haben verstellbare Heckflügel neu und das Energierückgewinnungssystem Kers wiedereingeführt. Das hat deutlich mehr Überholmanöver gebracht. Die Überlegenheit Sebastian Vettels konnten sie nicht einkalkulieren. Seit Michael Schumacher 2004 ist kein Weltmeister so früh in der Saison im Ziel gewesen.
Der Vergleich mit dem Rekordchampion liegt nahe. Der fast 18 Jahre ältere Schumacher war Vettels Vorbild. Die Hingabe, die Kompromisslosigkeit in ihrem Gewinnstreben mag beide einen, auch der Verlauf ihrer Karrieren weist verblüffende Parallelen auf. Was Vettel fehlt, ist Schumachers fast kannibalische Verbissenheit. Vettel will seine Gegner nicht zerstören, es reicht ihm, sie zu besiegen. Er hat scheinbar nie aufgehört, das Rennfahren als Spiel zu begreifen. Mit seiner jugendlichen Leichtigkeit und dem stets abrufbaren Schwiegersohnlächeln hat er etwas erreicht, was Schumacher trotz sieben WM-Titeln nie vergönnt war: weltweite Sympathie.
Schumacher hat mit seiner Professionalität der Generation Vettel die Richtung gewiesen. Sein Nachfolger aber geht einen eigenen Weg. Es beeindruckt, mit welch ruhiger Hand der jüngste König die Königsklasse lenkt. Der bisweilen ungestüme Draufgänger des vergangenen Jahres ist zum unantastbaren Souverän gereift.
Für 2012 sind Beschränkungen beim Bau der Fahrzeugaufhängung geplant. Dass sich Vettel davon bremsen lässt, ist nicht zu erwarten.