Vorzug vor Ronaldinho, Adriano und Ronaldo: Nationaltrainer Dunga beruft Ex-Torschützenkönig der Bundesliga überraschend ins Aufgebot.
Wolfsburg. Kein Ronaldo, kein Ronaldinho, kein Adriano - dafür Grafite: Mit dem Torjäger des VfL Wolfsburg anstelle der verdienstvollen Altstars peilt Rekord-Weltmeister Brasilien bei der WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) seinen sechsten Titelgewinn an. Während Nationaltrainer Dunga die einstigen Stars wegen anhaltender Formtiefs nicht berücksichtigte, berief er den letztjährigen Bundesliga-Torschützenkönig nach bislang nur zwei Länderspielen überraschend in sein 23-köpfiges Aufgebot.
„Das ist einfach unglaublich, ich bin überglücklich. Es ist einer der emotionalsten Momente meines Lebens“, sagte Grafite. „Es war mein Traum, bei der WM dabei zu sein. Aber ich wollte nie zu fest daran glauben, um am Ende nicht enttäuscht zu sein.“ Während die Nicht-Nominierungen von Ronaldo und Ronaldinho zu erwarten waren, überraschte Dunga mit seiner Entscheidung, Grafite den Vorzug vor Adriano zu geben. Allerdings ist der Stürmer von Flamengo Rio de Janeiro seit Wochen in einer tiefen Formkrise und konnte zuletzt auch bei seinen Auftritten in der Selecao nicht überzeugen.
Der zweimalige Weltfußballer Ronaldinho, der zuletzt im April 2009 für Brasilien gespielt hatte, beim AC Mailand inzwischen aber wieder ansteigende Form zeigt, gehört zumindest zu den potenziellen Nachrückern für den WM-Kader.
Grafite konnte den Coach dagegen trotz zwischenzeitlicher Formkrise in Wolfsburg letztlich überzeugen. Er selbst mutmaßt, dass ihn sein Auftritt im Länderspiel gegen Irland im März seinem Ziel „vielleicht ein kleines Stück näher“ gebracht habe. Dunga bestätigt dies: „Manche Spieler brauchen eben nur fünf Minuten, um zu zeigen, dass sie zur Nationalmannschaft gehören“, sagte der frühere Bundesligasprofi des VfB Stuttgart.
Beim damaligen 2:0-Erfolg Brasiliens bereitete Grafite den zweiten Treffer durch Robinho per Hackentrick vor. In der Stunde des Glücks dachte der VfL-Stürmer auch an seinen vor eineinhalb Jahren verstorbenen Vater. „Er schaut jetzt von oben zu und ist stolz auf mich.“ Stolz ist man auch beim VfL, dass neben Selecoa-Dauerbrenner Josue nun ein zweiter aus ihren Reihen im Team des WM-Favoriten steht. „Das trägt zur guten Reputation unseres ganzen Vereins bei“, sagte VfL-Manager Dieter Hoeneß, der Grafite die besten Wünsche mit auf den Weg gab: „Ich kann mir gut vorstellen, was in ihm vorgeht. Es war sein sehnlichster Wunsch, sein Land einmal bei einer Weltmeisterschaft zu vertreten.“