Der Niederländer Arjen Robben bangt weiter um die WM-Teilnahme, seine Verletzung ist aber offenbar nicht so schlimm wie befürchtet.
Johannesburg. Die Verletzung des niederländischen Stürmer-Stars Arjen Robben ist offenbar nicht so schlimm wie befürchtet. Der 26-Jährige vom FC Bayern München bleibt weiter in der Oranje-Nationalelf für die Weltmeisterschaft in Südafrika. Das gab derniederländische Fußball-Verband KNVB am Sonntagabend bekannt. Untersuchungen in einem Rotterdamer Krankenhaus hätten ergeben, dass Robben sich beim WM-Testspiel gegen Ungarn am Samstag eine Blessur der hinteren Oberschenkelmuskulatur zugezogen habe. Wann der Stürmer wieder soweit genesen sein wird, dass er spielen kann, sei aber noch unklar, hieß es beim KNVB. Entgegen früheren Befürchtungen bestehe aber die Chance auf einen Einsatz während der WM.
Über den Stars und Kapitänen der Fußball-WM in Südafrika liegt ein Fluch: Während Mitfavorit England die Absage des «verhexten» Rio Ferdinand traf, mussten vor allem die afrikanischen Teilnehmer jeden Tag eine neue Schocknachricht verkraften. Zunächst traf es Ghanas Michael Essien, dann sorgte bei der Elfenbeinküste der Ellbogenbruch von Teamleader Didier Drogba für helle Aufregung, ehe in Nigerias John Obi Mikel am Samstag der nächste Topstar verletzungsbedingt ausfiel.
Zumindest bei Afrikas Spieler des Jahres Drogba hofft der ganze Schwarze Kontinent nach der gelungenen Operation in Bern am Samstag noch auf eine Wunderheilung. Zwar wurde nach dem Bruch des Ellbogens beim Testspiel gegen Japan (2:0) am Freitag zunächst das definitive WM-Aus verkündet, wenige Stunden später machte Trainer Sven-Göran Eriksson den Ivorern aber wieder leise Hoffnung.
«Drogbas WM-Teilnahme ist immer noch möglich. Vielleicht kann er mit einem Schutz spielen. Aber natürlich mache ich mir große Sorgen», sagte der schwedische Coach der Elfenbeinküste, der seinen Kapitän mit einer Arm-Manschette spielen lassen will. Die Operation ist jedenfalls gut verlaufen. In einer Pressemitteilung äußerte der ivorische Verband Zuversicht auf eine «schnelle Rückkehr auf den Fußballplatz».
Allerdings müsste der Weltverband FIFA wie 2006 bei Philipp Lahm das Spielen mit einer Manschette erst genehmigen. Fraglich ist zudem, wann der Torschützenkönig der Premier League nach seiner Operation ins Turnier eingreifen könnte. «Wenn Didier nicht spielen kann, sind wir nicht dasselbe Team», sagte Kolo Toure von Manchester City auch mit Blick auf die schwierige Gruppe G mit den Gegnern Brasilien, Portugal und Nordkorea: «Er ist so ein wichtiger Spieler für uns, auch abseits des Platzes. Wenn er nicht spielen würde, wäre das sehr schlecht für uns.» Genauso schlecht wie der WM-K.o. von Führungsspieler Essien für Ghana oder der Ausfall von Mikel für Nigeria.
ROBBEN DROHT DAS WM-AUS
Michael Ballack, David Beckham, Ferdinand, Essien, Mikel und höchstwahrscheinlich Drogba und Robben - das Verletzungspech der WM-Hochkaräter sorgte vor allem im Fußball-Mutterland England für Gedanken an üblen Voodoo-Zauber. «Ich fühle mich wie verhext. Das ist ganz bitter», sagte Englands etatmäßiger Kapitän Ferdinand, dessen WM-Aus an die Reaktionen bei der deutschen Nationalmannschaft nach der Knöchelverletzung von Ballack erinnerte. Dass in Ballack, Mikel, Essien und möglicherweise auch Drogba gleich vier Spieler des englischen Double-Gewinners FC Chelsea betroffen sind, sorgte für zusätzliche Fassungslosigkeit auf der Insel.
Ferdinand hatte sich bei der letzten Aktion im Training der Three Lions am Freitag südafrikanischen Royal Bafokeng Sports Campus bei einem Zweikampf mit Emile Heskey am linken Knie verletzt. «Emile trifft keine Schuld. Es war einfach furchtbares Pech», sagte Englands Teammanager Fabio Capello, der die Spieler nun aber nicht in Watte packen will: «Soll ich die Spieler nur noch schwimmen lassen, damit sich keiner mehr verletzt? Mehr als auf Holz klopfen, können wir nicht tun.» Der Italiener nominierte Michael Dawson von den Tottenham Hotspurs nach. Das Amt des Kapitäns wird Steven Gerrard vom FC Liverpool übernehmen.
Titelverteidiger Italien muss zumindest zwei bis drei Wochen auf Spielmacher Andrea Pirlo vom AC Mailand verzichten. Der Mittelfeldspieler erlitt am Freitag eine Wadenzerrung. Der 31-Jährige kehrte zwischenzeitlich nach Mailand zurück, um dort mit dem Reha-Programm zu beginnen. «Ich werde alles Mögliche tun, um in Südafrika dabei zu sein», sagte Pirlo, der am Dienstag zusammen mit der Squadra Azzura nach Südafrika fliegen will. Lippi hat bereits Mittelfeldspieler Andrea Cossu von US Cagliari als möglichen Nachrücker bestimmt.Nationaltrainer Marcello Lippi hat ohnehin schon Verletzungssorgen. Der WM-Einsatz von Mauro Camoranesi ist wegen einer Knieverletzung fraglich.