Während die Akte Amerell noch nicht abgeschlossen ist, macht sich Schiedsrichter Michael Kempter bereits über sein Comeback Gedanken.
Frankfurt/Main. Die Affäre um den ehemaligen DFB-Funktionär Manfred Amerell beschäftigt noch immer die Gemüter der Öffentlichkeit. Dennoch befasst sich Schiedsrichter Michael Kempter langsam wieder mit seiner Rückkehr auf den Fußballplatz. Der 27-Jährige hofft darauf, dass ihn die Zuschauer bei seiner Rückkehr in den Profi-Fußball fair und respektvoll empfangen werden. „Dumme Sprüche bin ich gewöhnt, aber ich hoffe, dass die große Mehrheit der Fans das Fair Play in den Vordergrund stellt“, sagte der 27-Jährige aus Sauldorf. Er setzt darauf, dass sich bei ihm auf dem Spielfeld schnell wieder Freude einstellt „und dann wieder alles beim Alten sein wird“. Seinen ersten Einsatz erwartet Kempter bereits am übernächsten Wochenende in der 2. Liga. „Das ist der Plan“, sagte Kempter. Sein letztes Erstligaspiel hatte Kempter am 17. Januar beim 1:0 von Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg geleitet. Danach war er vom DFB nicht mehr eingesetzt worden.
Zudem muss Kempter mit großer Wahrscheinlichkeit bei der am 4. März vor dem Landgericht München I beginnenden Verhandlung zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und Manfred Amerell als Zeuge aussagen. Kempter hat dem ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Amerell vorgeworfen, ihn sexuell belästigt zu haben. Amerell weist die Anschuldigungen zurück.
Erst die öffentliche Verdrehung der „Täter- und Opferrolle“ durch Amerell habe ihn veranlasst, in die Öffentlichkeit zu gehen, sagte Kempter. „Da musste ich reagieren.“ Der von der Amerell-Seite angestrengten Verhandlung am 4. März vor dem Münchner Landgericht I, in der es um einzelne DFB-Behauptungen in der Angelegenheit gehen soll, blickt er ohne Sorge entgegen. „Ich habe nur die Wahrheit gesagt. Manfred Amerell dagegen hat angekündigt, dass es sein Ziel sei, mich zu beschmutzen. Auf dieses Niveau werde ich mich nicht begeben“, sagte Kempter.
Für den DFB könnte die Verhandlung in München unangenehm werden. Neben Kempter müssen möglicherweise weitere Unparteiische, die beim DFB intern Vorwürfe wegen angeblicher sexueller Belästigung gegen den schwer belasteten und inzwischen zurückgetretenen früheren Schiedsrichterbeobachter Amerell erhoben haben, vorgeladen werden. Der Verband hatte diese Referees mit dem Verweis auf ihre Privatsphäre bislang geschützt.
Ob Kempter selbst juristische Schritte gegen Amerell einleitet, ließ er weiter offen. Durch die „Zwangspause“ hat Kempter einen Einnahme-Verlust von rund 13.000 Euro erlitten. „Aber das ist nicht so wild“, sagte Kempter.
Der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses, Volker Roth aus Salzgitter, sieht derweil keine Veranlassung, wegen seines Verhaltens im Fall Amerell den Posten vorzeitig zu räumen. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich werde weitermachen“, sagte der 68-Jährige. Roth will das Amt erst beim DFB-Bundestag Ende Oktober in Essen für seinen designierten Nachfolger Herbert Fandel (Kyllburg) räumen. „Ich werde bis Oktober weitermachen“, kündigte der Schiedsrichter-Obmann an.
Mitte Dezember 2009 hatte ihn Kempter von den Vorwürfen gegen Amerell unterrichtet. Da Roth erst Mitte Januar mit DFB-Präsident Theo Zwanziger das Thema besprach, wurde ihm mangelnde Sorgfalts- und Informationspflicht vorgehalten. Auch Zwanziger sprach davon, dass Roth „Fehler“ gemacht habe. Roth verteidigte in der Zeitung aber sein zeitliches Vorgehen: „In einem solchen Fall kann man nicht vorschnell rausgehen und posaunen, haltet den Dieb. Ich musste erst mal ein paar Gespräche führen, ehe sich alles verdichtet hat.“