München. Gestern kämpfte der Deutsche Fußballbund (DFB) in der bayrischen Metropole auf dem Rasen gegen Argentinien, heute um 13 Uhr geht es in juristischem Sinne um Angriff und Verteidigung. In München will der ehemalige Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell vor dem Landgericht I in einem Zivilverfahren gegen den DFB eine einstweilige Verfügung erreichen, wonach der DFB nicht mehr von "sexueller Belästigung und Übergriffen" in Bezug auf Amerell sprechen darf.
Da die Sitzung im größten Saal des Justizpalasts öffentlich ist, steuert die in den verschiedensten Facetten ausgetragene Schlammschlacht unweigerlich ihrem medialen Höhepunkt entgegen. "Die Wahrheit wird ans Licht kommen. Der DFB wird Farbe bekennen müssen", sagte Amerell-Anwalt Jürgen Langer siegessicher. Wie er jedoch die am Sonntag unterzeichneten eidesstattlichen Erklärungen von Schiedsrichter Michael Kempter und drei weiteren Referees mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung gegen Amerell entkräften will, ließ er offen.
Während Amerell in der Verhandlung anwesend sein wird und Fragen beantworten will, lässt sich die DFB-Spitze von Verbands-Justiziar Jörg Englisch und Anwalt Christian Schertz vertreten.
DFB-Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder indes übte vor Prozessbeginn harsche Kritik am Krisenmanagement des Verbandes und attackierte auch DFB-Boss Theo Zwanziger. Er verstehe nicht, dass Zwanziger Amerell bereits nach wenigen Tagen in aller Öffentlichkeit an den Pranger gestellt habe. "Man wäre besser beraten gewesen zu schweigen. Ich persönlich bin der Auffassung, dass jemand unschuldig ist, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist", sagte Mayer-Vorfelder im "Express".