Schwarzenbek. Schwarzenbek hatte in den vergangenen Jahren viele ehrgeizige Pläne. Doch offenbar kann nur ein kleiner Teil realisiert werden.

„Wir haben viele Impulse für die Entwicklung der Stadt bekommen und wissen, wo wir ansetzen können. Das ist eine gute Grundlage, aber es wird ein langer Prozess“, sagte Doris Lehmann, Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek, beim Festakt zur Verleihung des 30. Wirtschaftspreises in Schröders Hotel vor 300 Gästen.

Gemeint ist damit das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das die Stadt vor zwei Jahren in Auftrag gegeben hat und an dem weit mehr als 200 Menschen verschiedener Altersgruppen unter der Expertise der Berliner Stadtplaner Yellow Z bei der Ideenfindung für eine attraktive Stadt mitgemacht haben. Herausgekommen ist ein umfangreiches Papier mit vielen Handlungsoptionen. Allerdings scheitert die Umsetzung am Geld. Übrig geblieben ist außer vielen Ideen nicht wirklich viel.

Die Wahrheit ist: Es gibt keine Zuschüsse für eine attraktivere Innenstadt

„Die Wahrheit ist, es wird keine Förderung vom Land für städtebauliche Maßnahmen wie die Schaffung eines Bildungs- und Bürgerzentrums in der ehemaligen Realschule geben. Wenn das Land nichts zahlt, ziehen sich auch der Bund und die EU aus der Förderkulisse zurück. Damit können wir uns das nicht leisten. Wir brauchen sehr viel Geld für andere Projekte, wie beispielsweise den Bau einer neuen Grundschule und von zwei Kitas“, ergänzte Bürgermeister Norbert Lütjens.

Eigentlich sollte die Untersuchung die Grundlage dafür sein, an Städtebaumittel für konkrete Projekte zur Attraktivitätssteigerung in der Innenstadt mit Schwerpunkt auf dem Bürgerzentrum heranzukommen. Doch bei einem Besuch in Kiel hat Bürgermeister Norbert Lütjens vor einigen Monaten eine Abfuhr bekommen. Auch der Versuch, andere Fördermittel für einzuwerben, scheiterte.

Politik der kleinen Schritte: Ritter-Wulf-Platz bekommt Bänke und Grüninseln

Was letztlich bleibt, ist eine Umgestaltung des Ritter-Wulf-Platzes in einen Ort mit mehr Aufenthaltsqualität, Sitzbänken und grünen Inseln. Die große Betonwüste soll auch entsiegelt werden. Dafür nimmt die Stadt einen größeren sechsstelligen Betrag aus den ohnehin knappen Haushaltsmitteln in die Hand – denn auch für dieses Projekt wurde ein Zuschuss abgelehnt. Bereits im kommenden Jahr soll es mit dem Umbau losgehen. Ungelöstes Problem ist aber, ob der Wochenmarkt dort bleiben kann oder umziehen muss.

Der neue Stadtentwicklungsmanager Anas Alagol-Korff wird das Projekt koordinieren und will sich demnächst auch mit den Einzelhändlern aus der Innenstadt zusammensetzen und ein Konzept für die Belebung erarbeiten. „Es wird kein weiteres Gutachten geben. Es geht jetzt um die Vernetzung und das Ausloten der Interessen und Ideen der Einzelhändler“, verspricht Norbert Lütjens. Denn im ISEK ging es auch um eine Verkehrsberuhigung und eine Möblierung der Lauenburger Straße mit Sitzgelegenheiten und Pflanzgefäßen. Das sei ebenfalls mit Bordmitteln möglich und werde getestet, hatte Lütjens bereits zu einem früheren Zeitpunkt gesagt.

Verkehrsberuhigung in der Lauenburger Straße lässt weiter auf sich warten

Was allerdings immer noch auf sich warten lässt und sowohl die Verkehrsberuhigung der Lauenburger Straße als auch den Neubau der Feuerwehr verzögert, ist der Bau des Kreisverkehrs an der Einmündung zum Meiereitunnel. Noch im Vorjahr hatte Norbert Lütjens bei der Wirtschaftspreisverleihung einen Baubeginn in diesem Jahr angekündigt. Daraus ist nichts geworden, über einen Termin mag der Verwaltungschef öffentlich nicht mehr reden.

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Im Gespräch ist jetzt ein Baubeginn im Sommer 2025. Grund sollen Verzögerungen durch die Genehmigung beim Kreis sein. Das bedeutet aber realistisch, dass vor 2026 im Stadtzentrum nichts passiert und auch nach der Fertigstellung müsste die Lauenburger Straße erst einmal von der Bundesstraße zur Kommunaltrasse umgewidmet werden, damit dort eine Verkehrsberuhigung möglich ist.

Bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt hat Lütjens angesichts der knappen finanziellen Mittel einen Zeithorizont von fünf bis 15 Jahren angegeben. Vom geplanten Bürgerzentrum mit Bildungseinrichtungen, Bücherei, Volkshochschule und Räumen für Vereine und Veranstaltungen in der ehemaligen Realschule ist die Stadt aber weiter als je zuvor entfernt. Geld für den Umbau ist nicht da, die Räume werden für die Unterbringung von Flüchtlingen und wohl auch später als Klassenzimmer während der Zeit des Neubaus der Grundschule benötigt.

Eine weitere Herausforderung, der sich die Stadt stellen muss, ist der Rückzug der Kreissparkasse aus dem Gebäude an der Berliner Straße. Dass es Gespräche mit dem Kreditinstitut über eine Folgenutzung gibt, hatte Bürgermeister Norbert Lütjens in einem Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt. Wie konkret die Ideen sind, wollte er indes nicht sagen. Die Einzelhändler in der Stadt befürchten einen weiteren Leerstand, nachdem bereits das Kaufhaus CML auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum Jahresbeginn geschlossen wurde. Somit geht dem Zentrum ein Frequenzbringer nach dem anderen verloren.