Schwarzenbek. Die alte Realschule Schwarzenbek ist derzeit eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge. So sehen die künftigen Planungen aus.

Seit zehn Jahren gibt es die Vision, die alte Realschule an der Berliner Straße in ein Bildungs- beziehungsweise in ein Bürgerzentrum umzuwandeln. Doch davon ist die Stadt aktuell weit entfernt. Seit mehreren Wochen wird das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Und ein Ende dieser Nutzung ist vorerst nicht in Sicht, wie die zuständige Fachbereichsleiterin Petra Scheerer kürzlich im Hauptausschuss einräumte. Allein für die Unterbringung bis zum August werden 125.000 Euro fällig. Das Geld bekommt die Stadt allerdings zum Großteil von Land und Kreis erstattet.

20 Flüchtlinge leben in den alten Klassenzimmern an der Berliner Straße

Momentan leben 20 Flüchtlinge in den ehemaligen Klassenräumen, die für diesen Zweck bereits für die Unterbringung von Flüchtlingen im Jahr 2015 hergerichtet wurden. „Das klappt gut. Wir haben einen Sicherheitsdienst und zusätzlich mobile Sanitäranlagen. Es gibt beim Betrieb der Einrichtung keinerlei Probleme“, sagte Bürgermeister Norbert Lütjens. Allerdings hat die Stadt mit der Belegung der Realschule als Unterkunft im Jahr 2022 auch Erfahrungen gesammelt, welche Maßnahmen erforderlich sind, um einen geregelten Ablauf und einen sicheren Aufenthalt zu gewährleisten. Die Realschule ist aktuell als Notunterkunft für bis zu 84 Personen hergerichtet. „Für diese Art und Größe einer Unterkunft ist neben der Tagesbetreuung die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes unumgänglich“, so die Fachdienstleiterin. Wie sich ebenfalls herausstellte, reichen die vorhandenen Sanitäranlagen nicht aus, sodass mobile Sanitärblöcke geordert werden mussten.

Allerdings wird diese Unterbringung keine Übergangslösung bleiben, sondern es zeichnet sich eine längerfristige Notwendigkeit ab, die Räume als Sammelunterkunft zu verwenden. Aufgrund der aktuell prognostizierten Zuweisungszahlen des Kreises geht Petra Scheerer von einem notwendigen Betrieb bis mindestens Ende des Jahres 2024 aus. Sollten sich die Zuweisungszahlen zum Ende des Jahres, wie auch im letzten Jahr, wiederum erhöhen, ist mit einem Betrieb der Notunterkunft auch in der ersten Jahreshälfte des Jahres 2025 zu rechnen.

Auf dem freien Markt sind kaum noch Wohnungen verfügbar

Denn Wohnungen sind auf dem freien Markt kaum noch verfügbar. Wie Bürgermeister Norbert Lütjens in der Vergangenheit mehrfach betont hat, setzte die Stadt grundsätzlich auf eine dezentrale Unterbringung. Aber die Möglichkeiten dafür sind ausgeschöpft. Die einzige Alternative wäre eine Nutzung einer der Turnhallen gewesen, wie Kämmerer Jens-Ole Johannsen sagte. Die Stadt hat für extreme Engpässe die Sporthalle an der Buschkoppel als Notunterkunft vorgesehen.

Doch nicht nur für Flüchtlinge wird die Realschule benötigt. Wegen der Raumnot an der Gemeinschaftsschule sind bereits zwei DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) in dem Gebäude untergebracht. „Wir brauchen auch Räume als Puffer, falls die Klassencontainer für die Gemeinschaftsschule nicht zu Beginn des kommenden Schuljahres fertig werden. Momentan sieht es aber nicht so aus, dass es Probleme geben könnte. Aber wir wollen auf Nummer Sicher gehen“, betonte der Bürgermeister.

Nutzung der Realschule für Sitzungszimmer der Parteien ist nicht möglich

Eine Nutzung als Fraktionszimmer für die Parteien, wie sie Bernhard Böttel von der Wählergemeinschaft FWS angeregt hatte, ist wegen der aktuellen Situation nicht möglich. Im September nach der politischen Sommerpause soll erneut darüber beraten werden, weil dann zumindest die Räume frei werden würden, die als Puffer für die Gemeinschaftsschule vorgesehen sind.

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Wann eine Folgenutzung als Bürgerzentrum nach dem Vorbild der dänischen Stadt Aarhus realisiert werden könnte, steht indes in den Sternen – zumal ein Besuch des Bürgermeisters bei der Landesregierung in Kiel vor einigen Monaten bereits ergeben hat, dass er kein Geld aus der Städtebauförderung für das Projekt geben würde. Es gibt den Plan, für die Innenstadtbelebung, ein Bürgerzentrum mit Bücherei, VHS, Räumen für Vereine und Veranstaltungen sowie den Bürgerservice der Stadtverwaltung unter dem Dach der Realschule zu vereinigen. Das hätte zum einen den Vorteil, dass es einen attraktiven Anziehungspunkt für die Schwarzenbeker im Stadtzentrum gäbe, zum anderen wären damit die Raumprobleme im mittlerweile viel zu kleinen Rathaus gelöst. Aber das kostet auch einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag, den die Stadt angesichts von Bauprojekten für zwei neue Grundschulen und eine Feuerwache nicht stemmen kann.