Schwarzenbek. Mit flexiblen Unterrichtsformen steuern dänische Schulen auf Erfolgskurs. Das gibt es bald auch in Schwarzenbek.

Warme Holzmaterialien, helle Räume mit hohen Decken und großzügige Raumgestaltung mit einem Marktplatz und Lernateliers: So soll die neue Grundschule an der Breslauer Straße aussehen. „Das ist ja ganz dicht an dem dänischen Vorbild in Aarhus, das wir uns vor einem Jahr angesehen haben. Absolut klasse“, raunte der SPD-Fraktionschef und Vorsitzende des Ausschusses für Kitas und Schulen, Rüdiger Jekubik im Zuschauerraum des Festsaals. In dem Augenblick hatte gerade das vierköpfige Projektteam der beiden Architektur- und Planungsbüros WGA und BMP erstmals öffentlich die Pläne für den Neubau der neuen Grundschule im Bauausschuss vorgestellt.

Lernen wie in Aarhus: Im Dezember 2027 soll die neue Schule stehen

Der Zeitplan ist genauso ehrgeizig wie das Projekt selbst. Im November 2025 soll der Bau im laufenden Betrieb beginnen und bereits im Dezember 2027 nach nicht ganz zwei Jahren Bauzeit soll die neue Schule an die Stadt übergeben werden. „Das ist sportlich, aber wir nehmen die Herausforderung an“, sagte Vanessa Platzdasch vom Wiener Architekturbüro WGA ZT, das als Generalunternehmer für das Bauvorhaben zuständig ist. „Die Termine sind nicht in Stein gemeißelt, es kann immer Verschiebungen geben, aber zur Fertigstellung stehen wir“, ergänzte Stefanie Kintzel, Architektin von der BMP Baumanagement GmbH aus Hamburg. Beide Firmen bilden zusammen die Projektgruppe, die für die Realisierung der neuen Grundschule zuständig ist.

Grundschule Schwarzenbek
So soll die neue Schule aussehen.  © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Die besondere Herausforderung wird es sein, die Schule im laufenden Betrieb zu realisieren. Nach den bisherigen Prognosen werden im Jahr 2026 insgesamt 411 Kinder in 20 Klassen unterrichtet. So viel Platz bietet auch das Klassenhaus, das als separater Riegel an den Schulkomplex angegliedert ist. „Es wäre sinnvoll, dieses Klassenhaus als erstes zu bauen, damit der Unterricht sichergestellt ist“, betonte Bauausschussmitglied Klaus Jennrich (FWS), der vor seiner Pensionierung selbst viele Jahre in einem Planungsbüro tätig war. „Das ist der Plan, aber wir sind noch dabei, die Details auszuarbeiten“, sagte Vanessa Platzdasch. Falls es trotzdem Engpässe bei den Räumen gibt, ist auch die ehemalige Realschule an der Berliner Straße, in der neben Flüchtlingen auch bereits Klassen der Gemeinschaftsschule untergebracht sind, als Puffer vorhanden.

Der älteste Teil der ehemaligen Compeschule ist so solide, dass er stehen bleibt

Der älteste Teil der Schule, das Backsteingebäude der 1951 eingeweihten Compeschule, ist zugleich der am solidesten gebaute Teil der in den Folgejahren immer mehr erweiterten Grundschule. Dieser Komplex bleibt erhalten und wird unter anderem von der Verwaltung und als Lehrerzimmer genutzt. Daran schließt dann die neue Aula und zwei Komplexe mit Cluster-Räumen an, in denen durch variable Raumgestaltung flexible Unterrichtsformen nach dänischem Vorbild realisiert werden. Im Zugangsbereich an der Breslauer Straße gibt es eine Kiss and Go Zone, an denen die Eltern die Kinder absetzen können. Dort wird es auch Grüninseln mit Bänken zum Klönen geben, damit die Kinder vor und nach dem Unterricht einen Treffpunkt haben. Außerdem wird es eine neue großzügige Turnhalle geben, in der auch eine Tribüne für Zuschauer vorgesehen. Die Sporthalle bekommt auch einen eigenen Eingang, damit sie außerhalb der Unterrichtszeiten von Vereinen genutzt werden kann.

Viel Platz für flexible Unterrichtskonzepte wie im dänischen Aarhus

„Es wird im Bereich der Cluster auch Sichtbeziehungen durch Fensterflächen zwischen den einzelnen Räumen geben“, so Architektin Stefanie Kintzel. Das ist auch in Dänemark üblich. Dort können die Kinder entscheiden, ob sie in der Gruppe oder auch mal in Ruhe an abseits gelegenen Arbeitsplätzen lernen wollen. Am Ende zählt nicht wie gelernt wird, sondern dass der Unterrichtsstoff sitzt. Das hat sich im Januar eine Gruppe von Politikern und Pädagogen aus Schwarzenbek in Aarhus in der als Vorzeigeschule geltenden Frederiksbjerg Skole angesehen und versuchsweise in der Grundschule Breslauer Straße praktiziert. Mit großem Erfolg. Viele Ergebnisse sind jetzt in die Planungen eingeflossen.

Die neue Schule wird in Holzbauweise entstehen. Welche Holzsorte verwendet wird, steht noch nicht fest. Nach Aussage des Projektteams wird die Schule in Haltbarkeit einem Betonbau in nichts nachstehen. „Wir gehen bei der Haltbarkeit von mindestens 50 Jahren aus“, so Stefanie Kintzel. Viele weitere Details hinsichtlich der Gestaltung sind ebenfalls noch offen. Es soll sehr große Fensterflächen geben, damit die Räume lichtdurchflutet sind und offene Decken, damit die Räume auch optisch eine große Höhe haben und luftig sind. Wie die Fenster am besten gereinigt und gewartet werden können, muss im Detail noch geplant werden. Ebenso ist eine umfangreiche Nutzung von Solarenergie geplant. Die genaue Form der Raumheizung steht aber noch nicht fest.

Neue Schule nutzt die Kraft der Sonne – aber Heizkonzept steht noch nicht

Für die bisherige Schule, die Kita und das Jugendzentrum sowie die Gemeinschaftsschule an der Berliner Straße gibt es eine Fernwärmeversorgung über ein Blockheizkraftwerk im Keller der ehemaligen Realschule. Ob diese genutzt wird oder eine andere Form der Wärmegewinnung zum Einsatz kommt, muss die Projektarbeit in den kommenden zwölf Monaten zeigen. Das endgültige Konzept soll dann in allen Details bis zum Baubeginn im November 2025 stehen. Die Politiker, das städtische Bauamt und das Kollegium der Grund- und Gemeinschaftsschule um Leiterin Bettina Kossek werden bei den weiteren Planungen eng eingebunden sein.

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„Es war eine lange Reise bis hierher. Das ist heute der Startschuss für den Bau. Wir sind gut davor, aber es wird während der Bauphase mit Sicherheit noch einige Überraschungen geben. Alles andere würde mich sehr wundern“, sagte Bürgermeister Norbert Lütjens.