Lauenburg. 25 Euro kosten zwei Transponder pro Jahr. Doch die sind meist überflüssig, weil die Anlage defekt ist. Was die Stadt jetzt anbietet.

Für die einen waren die Poller in der Lauenburger Altstadt von Anfang an ein Ärgernis, andere wünschten sich von ihnen eine deutliche Verkehrsberuhigung zwischen Ruferplatz und Elbschifffahrtsmuseum. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Die im September 2014 eingebauten Poller sind von Anfang an selten gleichzeitig in Betrieb. Die Technik ist so empfindlich, dass die Reparaturkosten mittlerweile den Preis für die Anschaffung der Anlage bei Weitem übersteigen.

Doch nicht nur die Stadt muss für die Poller tief in die Tasche greifen. Auch die Altstadtbewohner zahlen für etwas, was selten funktioniert. Die Gebühr für jeweils zwei Transponder, die die Poller absenken sollen, beträgt 25 Euro pro Jahr. Nach dem Einbau der Poller hatten rund 180 Anlieger die Nutzung beantragt. Doch angesichts der langen Pannen-Serie sind viele dazu nicht mehr bereit.

Altstadtbewohner verweigern Zahlung für Pannen-Poller

Regelmäßig kündigt die Verwaltung Reparaturen an den Pollern an. Die Elbstraße muss für diese Zeit immer voll gesperrt werden und auch der Altstadtbus muss seine Tour ändern. Der Poller am Elbschifffahrtsmuseum ist seit Monaten sogar ganz ausgebaut. Das hat allerdings nichts mit der Pannenserie zu tun. Diesmal hatte eine Autofahrerin den Poller vor dem Museum gerammt – und ihm damit einen Totalschaden verpasst. Wegen eines fehlenden Ersatzteils konnte die Firma den Poller bisher nicht erneuern.

Die Poller in der Elbstraße sind sehr störanfällig. Der am Museum ist jetzt sogar ausgebaut. 
Die Poller in der Elbstraße sind sehr störanfällig. Der am Museum ist jetzt sogar ausgebaut.  © Gabriele Kasdorff | Gabriele Kasdorff

Aber auch der zweite Poller am Rufer-Platz ist mehr defekt, als dass er funktioniert. Erst in der vergangenen Woche war ein erneuter Reparaturversuch gescheitert. „Der ist anschließend dreimal hochgefahren und dreimal runter und schon war das Ding wieder kaputt. Dass wir dafür auch noch bezahlen sollen, ist reine Abzocke“, schimpft ein Anwohner, der die vergeblichen Versuche der Wartungsfirma beobachtet hatte.

Reparaturkosten übersteigen Anschaffungskosten

Rund 60.000 Euro hatte der Einbau der Anlage vor zehn Jahren gekostet. Doch die Poller-Lösung kommt die Stadt vor allem im Nachhinein teuer zu stehen. Zwischen 5000 und 10.000 Euro verschlingen die Reparaturen im Jahr und dürften damit insgesamt die Anschaffungskosten schon übertroffen haben. „Die Summe ist hoch genug, um über Alternativen nachzudenken“, sagte Bauamtsleiter Christian Asboe im März dieses Jahres gegenüber unserer Zeitung.

Doch das ist gar nicht so einfach. Bei allen Überlegungen zu baulichen Maßnahmen in der Altstadt hat auch immer der Denkmalschutz ein Wort mitzureden. Im Frühjahr brodelte deshalb auch schon die Gerüchteküche. Die Stadt werde die Poller ersatzlos ausbauen, vermutete man. Da sei nichts dran, hieß es vonseiten der Stadt, zumindest nicht, so lange es keine Alternativen dazu gebe. Die würden zudem vorher mit den Anwohnern besprochen.

Wegen Sperrung Hafenstraße: Keine weiteren Reparaturen bis Jahresende

Doch mindestens bis Ende dieses Jahres werde es keine weiteren Reparaturversuche an den Pollern geben, das kündigt Bürgermeister Thorben Brackmann jetzt an. Grund dafür sei die geplante Sanierung des Elbhangs und die damit verbundenen Verkehrsbehinderungen in der Hafenstraße (B209). Die Poller wären dann ohnehin abgesenkt. Hintergrund: In der zweiten Bauphase von Mitte November bis Ende Dezember beginnen die Arbeiten östlich der Lauenburger Marina, wo die Kanalarbeiten weitergehen.

Als nach dem Erdrutsch an der B209 die Hafenstraße voll gesperrt war, nutzten viele Autofahrer die Elbstraße als Ausweichstrecke.  
Als nach dem Erdrutsch an der B209 die Hafenstraße voll gesperrt war, nutzten viele Autofahrer die Elbstraße als Ausweichstrecke.   © Paula Rosenberg | Paula Rosenberg

Damit ist die Zufahrt zur Lauenburger Altstadt wieder gegeben, soll aber durch Tonnen- und Höhenbeschränkungen auf Pkw und Kleintransporter begrenzt werden. Zwangsläufig werden viele Pendler über die Altstadt ausweichen, um in die Oberstadt zu gelangen. Die zusätzlich Belastung für Anwohner soll unter anderem durch regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen und Fahrbahnschwellen so weit wie möglich in Grenzen gehalten werden.

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Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Spätestens zu Beginn des neuen Jahres dürfte das Thema Poller in der Altstadt wieder Fahrt aufnehmen. Eine auf den ersten Blick nahe liegende Lösung scheidet aus: Eine Schranke, ob automatisch oder von Hand betrieben, komme aus denkmalrechtlichen Überlegungen für die Altstadt nicht infrage. Dem Protest vieler Anwohner gegen die Gebührenzahlung ohne Gegenleistung verschließt sich die Stadt nicht. Allerdings sei nicht vorgesehen, dass die Nutzer der Transponder das Geld für die Zeiten erstattet bekommen, in denen die Poller nicht funktionierten.

Stattdessen sollen alle Berechtigten, die derzeit über zwei Transponder verfügen, diese im nächsten Jahr unentgeltlich nutzen können. Nur wer im nächsten Jahr erstmalig die Nutzung beantragt, soll die Jahresgebühr zahlen müssen. Dies teilte Bürgermeister Thorben Brackmann bereits in einer Lauenburger Facebookgruppe mit, in der das Thema hochgekocht war. Ob die Poller dann aber überhaupt funktionieren und die Geräte benötigt werden, kann aus heutiger Sicht wohl niemand garantieren.