Schwarzenbek. Die Bahn äußerte Befürchtungen, dass nicht alle Pendler Platz finden. Doch nur wenige Fahrgäste warteten in Schwarzenbek auf die Busse.
Das dichte Gedränge am Schwarzenbeker Bahnhof blieb am Montagmorgen aus: Zu den für Pendler wichtigsten Abfahrtzeiten nach Hamburg um 7.47 Uhr und 8.17 Uhr war der Andrang überschaubar. Zwischen 20 und 30 Fahrgäste stiegen am Schwarzenbeker Bahnhof in die Busse Richtung Hansestadt. Das dürfte bei den Verantwortlichen der Bahn für Erleichterung sorgen: Die Deutsche Bahn selbst hatte im Vorwege Zweifel geäußert, ob alle Fahrgäste in die Ersatzbusse passen.
Insgesamt sollen mehr als 50 Busse im Schienenersatzverkehr zwischen Hamburg und Schwerin im Einsatz sein. Pro Zugfahrt fahren bis zu vier Busse. „Damit unsere Fahrgäste auch während der Sperrung den öffentlichen Nahverkehr nutzen können, haben wir den Ersatzverkehr aufgestockt“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Gleich mehrere Busunternehmen seien beauftragt worden, um einen verlässlichen Schienenersatzverkehr anbieten zu können. Insgesamt werden vier verschiedene Ersatzlinien angeboten.
Streckensperrung Hamburg-Berlin: Schienenersatzverkehr – so ist die Lage in den Bussen
- RE1X: Expressbus von Schwerin Hbf ohne Stop nach Wandsbek Markt
- RE1A: Von Hagenow Land über Pritzier, Brahlstorf, Boizenburg, Büchen, Müssen und Schwarzenbek nach Hamburg-Bergedorf
- RE1B: Von Büchen über Müssen und Schwarzenbek nach Hamburg-Bergedorf
- RE1C: Von Büchen über Müssen und Schwarzenbek nach Wandsbek Markt (Nur in den Hauptverkehrszeiten)
In einer digitalen Info-Veranstaltung im Juli hatten Verantwortliche bei der Bahn Bedenken geäußert, ob ausreichend Busse gestellt werden können. „Der Markt ist sehr, sehr angespannt“, sagte Carsten Werfel, der für den Personenverkehr der Linie RE1 zuständig ist. In der Region herrscht seit geraumer Zeit ein Busfahrermangel. Im vergangenen Jahr waren regelmäßig Busfahrten in Schwarzenbek, Büchen und Lauenburg ausgefallen. „Es kann am Anfang passieren, dass Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen“, sagte Werfel deshalb in der Online-Infoveranstaltung.
In Schwarzenbek nur 20 bis 30 Fahrgäste am Bahnhof
Benedikt Nyqvist vom Verkehrsclub Deutschland hatte das Gefühl, dass die Bahn auch ein bisschen davon ausgeht, dass Menschen das eigene Auto statt Ersatzbusse nutzen und so die Nachfrage sinkt. „Es wurde gesagt, dass es deutlich länger dauert und dann im Sommer vielleicht auch Busse ohne Klimaanlage fahren“, berichtet Nyqvist aus der Info-Veranstaltung.
Ein Blick in die Busse am Montagmorgen zeigte, dass bei weitem nicht alle Sitzplätze genutzt wurden. Am Schwarzenbeker Bahnhof saßen um 7:47 Uhr rund 30 Fahrgäste in einem Reisebus, der aus Büchen in die Europastadt fuhr. Dazu gesellten sich 20 bis 30 Pendler aus Schwarzenbek. In den hinteren Bussen der Kolonne saßen noch deutlich weniger Personen. Nach Nyqvists Schätzung stehen sonst rund 200 Menschen zu den Hauptpendlerzeiten am Schwarzenbeker Bahnhof.
Lage in Mecklenburg-Vorpommmern deutlich dramatischer
Er geht davon aus, dass sich nicht wenige Fahrgäste Alternativen zum Ersatzverkehr suchen. Der Grund: Statt 20 Minuten dauert die Fahrt zum Hamburger Hauptbahnhof aus Schwarzenbek nun 50 Minuten mit dem Bus. Und von dort müssen viele Arbeitnehmer mit U- oder S-Bahn noch weiterfahren. „Eine Pendlerstrecke von einer Stunde ist noch erträglich“, sagt Nyqvist. Bei einer längeren Fahrtzeit würde die Lebensqualität sinken.
Dabei kommen die Schwarzenbeker noch glimpflich davon. Der Verkehrsexperte verweist darauf, dass es ohnehin Busse aus der Europastadt nach Bergedorf gibt, die auch genutzt werden können. Deutlich dramatischer trifft es Menschen, die aus dem Osten des Kreises oder gar aus Mecklenburg-Vorpommern nach Hamburg wollen. Gerade im benachbarten Bundesland ist die Straßensituation für den Ersatzverkehr ungünstig.
Fahrgäste stehen vor der gesperrten Unterführung
Dass die Bahn am Ende ein nutzbares Angebot geschaffen hat, glaubt auch Nyqvist: „Von der Umsetzung ist das wohl optimal gelöst“, sagt er. In dem Online-Meeting seien Fahrgäste gut informiert worden. Eine bessere Kommunikation abseits der Veranstaltung hätte er sich trotzdem gewünscht. „Die Bahn verlässt sich da sehr auf die Digitalisierung“, sagt er. Analoge Informationen seien jedoch nur schwer zu finden. Am Schwarzenbeker Bahnhof hängen lilafarbene Plakate, die mit einem QR-Code auf den Schienenersatzverkehr hinweisen. In den Wochen vorher hingen Papierplakate in den Wetterschutzhäuschen auf dem Bahnsteig.
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Die Sperrung des Tunnels unter den Schienen hätte möglicherweise eine bessere Kommunikation gebraucht. Auf dem Pendlerparkplatz an der Buschkoppel standen einige Fahrgäste vor dem abgesperrten Tunnel und konnten so nicht zur Bushaltestelle gelangen. Sie mussten einen langen Umweg über die Lauenburger Straße oder die Europabrücke fahren, um auf die andere Seite des Bahnhofs zu kommen.
Nötig wird der Schienenersatzverkehr, da seit vergangenen Freitag (16. August) die Strecke zwischen Hamburg und Berlin aufwendig saniert wird. Schnellzüge fahren statt durch Mecklenburg-Vorpommern über Lüneburg und Salzwedel. Auch die Züge des RE1 sind – wenn auch deutlich kürzer – von der Sperrung betroffen.