Friedrichsruh. Geschäftsführerwechsel bei der Otto-von-Bismarck-Stiftung. Nach knapp 20 Jahren übergibt Ulrich Lappenküper an Dr. Ulf Morgenstern.

Mehr als 100 geladene Gäste feierten zusammen mit Prof. Ulrich Lappenküper seinen Abschied aus Friedrichsruh in den Ruhestand. Nach knapp 20 Jahren übergibt der Historiker die Geschäftsführung der Otto-von-Bismarck-Stiftung am 1. August an seinen Nachfolger Dr. Ulf Morgenstern. Die Gästeliste hatte Lappenküper selbst bestimmt. Vier Mitglieder der Big Band „SWingS“ des Gymnasiums Reinbek und ihr Lehrer Ronald Monem sorgten für eine beschwingte, fröhliche Feier.

„All mein Werben hat nichts genutzt, Ulrich Lappenküper hat sich entschieden, in den Ruhestand zu gehen und ich bedauere das sehr“, sagte Norbert Brackmann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Einen kleinen Verweis auf das berühmte Bild „Der Lotse geht von Bord“ ließ Brackmann nicht aus. In seiner Rede zeigte er viel Wertschätzung für den Historiker, der durch seine Arbeit auch zum Holzwurmkenner wurde, und erhielt für seine unterhaltsamen Worte manchen Lacher aus dem Publikum.

Otto-von-Bismarck-Stiftung: Ulrich Lappenküper geht in den Ruhestand

Ulrich Lappenküper sei nicht nur ein Historiker, der die Wissenschaft und das wissenschaftliche Arbeiten verinnerlicht habe, sagte Brackmann, sondern wegen der Vorbereitungen zur Sanierung des Museums auch zu einem Fachmann auf ganz anderem Gebiet geworden: Er sei nun ein profunder Kenner unterschiedlichster Holzwurmarten. Weitere Redner waren Dr. Rüdiger Kaas, der sich bei Lappenküper für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit bedankte. Er habe mit dem Geschäftsführer eine maßgebliche Führungspersönlichkeit und einen renommierten Historiker erlebt. „Sie sind ein guter Anwalt der Stiftung“, stellte Kaas fest.

Für Musik sorgten vier Mitglieder der Big Band „SWingS“ des Gymnasiums Reinbek.
Für Musik sorgten vier Mitglieder der Big Band „SWingS“ des Gymnasiums Reinbek. © Stephanie Rutke | Stephanie Rutke

Prof. Joachim Scholtyseck, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, lobte die wissenschaftliche Arbeit des Historikers, betonte, dass es in der Amtszeit Lappenküpers keine Skandale, aber viele wohlüberlegte Entscheidungen auf Sachebene gegeben hat. „Wir freuen uns, dass Sie dem Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung erhalten bleiben“, so Scholtyseck. Denn auch wenn seine Zeit als Geschäftsführer beendet ist – ganz verabschiedet sich Dr. Ulrich Lappenküper nicht aus Friedrichsruh, denn er wurde in den Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung berufen und freut sich auf neue spannende Themen.

Seine gesamte Forschung gilt Otto von Bismarck

Mit der Person Otto von Bismarck hat sich Ulrich Lappenküper bereits seit 1984 beschäftigt. Sowohl die Magister- als auch die Doktorarbeit hat er über Bismarck geschrieben. „Mich faszinieren die Ambivalenz und die historische Bedeutung von Bismarck als Staatsmann im 19. Jahrhundert in ihrer Vielschichtigkeit“, erklärt der Historiker. „Und mich interessieren Figuren mit Brüchen, und dafür steht von Bismarck in besonderer Weise.“

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2005 kam Ulrich Lappenküper als wissenschaftlicher Mitarbeiter aus Bonn nach Friedrichsruh und wurde vier Jahre später zum Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung ernannt. „Seither hat sich das Tätigkeitsfeld als Geschäftsführer dramatisch verändert“, zieht er Bilanz. Die Wissenschaft und die historisch-politische Bildungsarbeit seien immer weiter in den Hintergrund getreten, weil die Verwaltungsarbeit zunehme.

Entdeckung der Originaltonaufnahmen Bismarcks in 2012

Zu den Highlights in seiner Zeit in Friedrichsruh gehört für Ulrich Lappenküper die Entdeckung der Tonaufnahmen Otto von Bismarcks im Jahr 2012, die ihm ein großes Medieninteresse bescherte. „Das hat die Stiftung weltweit in die Medien gebracht“, erinnert er sich. Das kleine Friedrichsruh stand plötzlich von Tokyo über Washington bis St. Petersburg im Fokus.

Viel Zeit hat der Geschäftsführer mit der Bautätigkeit verbracht: In seiner Amtszeit wurde das benachbarte Bismarck-Museum gekauft, in dem zurzeit die Sanierungsarbeiten vorbereitet werden. „Wir möchten die Zukunft der Stiftung auf ein gutes Fundament stellen und mit der neuen Dauerausstellung noch mehr Öffentlichkeit erreichen“, unterstrich Lappenküper.

Gedenken an Bismarcks 200. Geburtstag

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Von den Projekten, die er sich bei seinem Amtsantritt 2009 als Geschäftsführer vorgenommen hat, sind einige umgesetzt worden, andere bis heute nicht, wie die neue Dauerausstellung. Der dafür geplante Neubau auf dem Gelände der Stiftung kam nicht zustande. Stattdessen wurde das Museum gekauft und soll umgebaut werden. Hier wird die Dauerausstellung ihren Platz haben.

Die Gedenkveranstaltungen zum 200. Geburtstag Otto von Bismarcks im Jahr 2015 haben natürlich stattgefunden. „Das Jahr 2015 war das intensivste, erfolgreichste und wichtigste Jahr für mich“, lautet Lappenküpers Bilanz. Insgesamt 140 Veranstaltungen gab es zu diesem besonderen Anlass. Lappenküper hat unter anderem an Veranstaltungen in St. Petersburg, Paris und Berlin teilgenommen.

Bedeutende Persönlichkeiten zu Gast in Friedrichsruh

In seinen Jahren als Geschäftsführer hat der Historiker viele bedeutende Persönlichkeiten, Politiker und Kulturschaffende kennengelernt. Dazu gehören Peter Altmaier, Joachim Gauck, Wolfgang Schäuble und die damalige deutsche Botschafterin in Paris, Dr. Susanne Wasum-Rainer. 2006 besuchte Helmut Kohl die Stiftung, 2011 war der Schauspieler Ulrich Tukur zu Gast und 2017 stattet Monika Grütters, damals Staatsministerin für Kultur und Medien, der Stiftung einen Besuch ab.

Für den Ruhestand hat sich Ulrich Lappenküper bisher noch nichts vorgenommen. „Ich möchte mich erstmal orientieren“, so der Historiker. Eines wird ihm jedoch immer in Erinnerung bleiben: „Ich hatte hier in Friedrichsruh im alten Bahnhof einen einzigartigen Arbeitsplatz.“