Aumühle. Auf dem Areal des einstigen Dampfsägewerks könnte es ein neues Freizeitangebot geben. Doch zuvor muss die Politik überzeugt werden.

Gregor Graf von Bismarck möchte auf dem Gelände des ehemaligen Dampfsägewerks in Friedrichsruh eine Indoor-Kartbahn inklusive Padel-Tennis-Plätzen errichten lassen. Damit er diesen Plan auch umsetzen kann, bat er jüngst die Gemeinde Aumühle um Unterstützung bei der Einreichung eines Bebauungsplans für das Gelände. Er sei von einem dänischen Unternehmen angesprochen worden, heißt es in seinem Antrag, das großes Interesse an dem Projekt an diesem Standort habe.

Auf dem insgesamt etwa fünf Hektar großen Gelände des ehemaligen Sägewerks betreibt Gregor von Bismarck seit 2014 ein Blockheizkraftwerk. Um die Frage zu klären, in welcher Form die Restflächen des Grundstücks für Gewerbe genutzt werden können, ist ein Bebauungsplan erforderlich. „Planungssicherheit hätte von Bismarck nur, wenn ein Bebauungsplan vorliegt“, erklärt Reno Bastian (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzender des Aumühler Bauausschusses, der für Friedrichsruh zuständig ist

Indoor-Kartbahn in Aumühle: Bismarck legt erste Planungsunterlagen vor

Aktuell wird nur die zur Straße gelegene Fläche des Areals genutzt, auf der sich die Holzkraftanlage (BHKW) für die Wärmeversorgung von Friedrichsruh und ein Bürogebäude für die Forstgutsverwaltung befinden. Die restliche Fläche liegt brach, seitdem 1992 ein Großfeuer das alte Dampfsägewerk vernichtet hatte. Das hatte sein Ur-Ur-Großvater Otto von Bismarck 1878 errichten lassen.

Racehall in Aumühle
Gregor von Bismarck will auf dem Grundstück des einstigen Dampfsägewerks in Friedrichsruh eine 15 Meter hohe Halle für eine Indoor-Kartbahn errichten lassen. © bgz | BGZ

Gregor von Bismarck wollte sich gegenüber unserer Redaktion aktuell noch nicht zu den geplanten Freizeit-Projekten äußern. Aus seinem Antrag geht aber hervor, dass ihn ein dänisches Unternehmen mit drei Niederlassungen angesprochen habe. Den Grafiken, die während der Sitzung vorgestellt wurden, ist zu entnehmen, dass es sich um das Unternehmen Racehall mit Standorten im dänischen Aarhus und in Kopenhagen sowie demnächst auch im schwedischen Stockholm handelt. Ob er ihnen das Gelände verpachten oder verkaufen will, ist unklar.

Dänisches Unternehmen will mit Kartbahnhallen deutschlandweit expandieren

Die Gemeinde Boostedt hat bereits den ersten Schritt in Richtung einer 12.000 Quadratmeter großen Indoor-Kartbahn dieses Unternehmens gemacht. Dort hat sich die Mehrheit der Politik bereits für den Aufstellungsbeschluss über die Planung der Freizeitanlage ausgesprochen – allerdings im Gewerbegebiet. Die Hauptinvestoren hinter der Firma Racehall sind der Lego-Erbe Casper Kirk Johansen und der Jysk-Eigentümer Jacob Brunsborg.

Racehall in Aumühle
So würde sich die Halle der Kartbahn in die Umgebung des Sachsenwalds einfügen. © bgz | BGZ

Der beauftragte Projektentwickler hat Boostedt signalisiert, dass das Unternehmen bereit wäre, seine Verwaltung nach Boostedt zu verlegen – so würde sich die Entscheidung der Gemeinde auch durch die Gewerbesteuern bezahlt machen. Racehall plant dort auf rund 12.000 Quadratmetern eine mit weitem Tonnengewölbe überdachte Halle auf 130 mal 75 Metern. Das Gebäude, das auch ein Steakhouse und eine Konferenzabteilung beherbergen soll, soll 15 Meter hoch werden. Das Freizeit-Unternehmen will expandieren und plant deutschlandweit noch 15 bis 20 weitere Anlagen.

In Boostedt gibt es für eine ähnliche Gokart-Halle bereits Zustimmung

Mit seinen zwei Anlagen in Dänemark, die täglich von 10 bis 20 Uhr (Aarhus) beziehungsweise von Sonntag bis Freitag von 10 bis 22 Uhr (Kopenhagen) geöffnet haben, kommt das Unternehmen nach eigenen Angaben dort auf jährlich 240.000 Besucherinnen und Besucher. Racehall gibt auf seiner Homepage einen berechneten CO₂-Ausstoß von rund 220 Tonnen pro Jahr an – das entspräche einem Kohlenstoffdioxid-Ausstoß von elf Familien. Das gelinge unter anderem durch einen Spezial Brennstoff, LED-Lampen, Solarzellen und eine natürliche Belüftung.

Doch während die Boostedter das Projekt auf der Gewerbefläche genehmigen wollen, plant von Bismarck die Halle direkt am Sachsenwald. Seiner Ansicht nach passt der Charakter zum übrigen Freizeitangebot Friedrichsruhs, wie er in seinem Antrag ausführt: zum Garten der Schmetterlinge, zum Pferdegnadenhof, zum Kletterpark, zum Bismarck-Museum, der Stiftung und dem Mausoleum, dem Lokschuppen, dem Hotel und Restaurant Mein.Sachsenwald sowie selbstverständlich dem Sachsenwald selbst als Naherholungsziel.

Indoor-Kartbahn am Sachsenwald: Bisheriger Flächennutzungsplan ist veraltet

Im Flächennutzungsplan ist die gesamte Fläche des ehemaligen Sägewerks zwar als gewerbliche Baufläche ausgewiesen. Genau hier sieht Reno Bastian jedoch ein Problem: „Der Flächennutzungsplan ist veraltet und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen bezüglich des Schutzes von Wald, Natur und Vögeln“, betont er.

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Die erforderlichen Gutachten müsste von Bismarck als Eigentümer auf eigene Kosten in Auftrag geben, erläutert der Politiker. Deshalb habe ihm die Gemeindevertretung empfohlen, sich vorab im Bauamt in Dassendorf beraten zu lassen.

Zunächst sei eine Bewertung nötig, um zu klären, ob das Aufstellen eines Bebauungsplanes sinnvoll sei. „Die Gemeinde steht einer gewerblichen Nutzung des Geländes grundsätzlich positiv gegenüber“, sagt Reno Bastian. Die Mitglieder des Bauausschusses hätten dem Vorschlag, den Antrag auf Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Grundstück des ehemaligen Dampfsägewerks in Friedrichsruh zu unterstützen, tatsächlich geschlossen zugestimmt.