Reinbek. In Reinbek muss dringend weiterer Platz für Geflüchtete geschaffen werden. Bei einer Einwohnerversammlung wurden die aktuellen Pläne erläutert.

Sie sei erfreut, dass die Reinbeker Bürgerinnen und Bürger so zahlreich erschienen sind, sagte Bürgervorsteherin Brigitte Bortz (CDU) bei der Einwohnerversammlung zur Unterbringung von Flüchtlingen. Aber: „Wir hatten gehofft, dass Sie noch zahlreicher erscheinen.“ Die Aula des Schulzentrums war nicht einmal zur Hälfte gefüllt, nur etwa knapp 40 Besucher waren gekommen.

Bürgermeister Björn Warmer und Bortz hatten zu der Einwohnerversammlung eingeladen, um gemeinsam mit Bürgeramtsleiter Torsten Christ, Michael Vogt von der Stadtentwicklung und Jürgen Vogt-Zembol, Leiter des Fachbereichs Umwelt, Klimaschutz und Innere Dienste, über das Thema zu informieren. Wie Christ erläuterte, müsse die Stadt laut aktuellem Stand 558 Menschen in Flüchtlingsheimen unterbringen. „Eigentlich ist aber nur Platz für 472 Personen“, so Christ.

Zu viele Flüchtlinge in Reinbek: Wann sind die Unterkünfte endlich fertig?

Die Folge: Die 26 Unterkünfte in der Stadt müssen teilweise überbelegt werden, was nicht selten zu Konflikten führt. „Wir haben jetzt seit einem Jahr eine sehr hohe Belegung“, sagt Christ. Aktuell habe die Stadt wegen des Platzmangels 15 Menschen weniger untergebracht, als sie laut Quote eigentlich müsste.

Und: Die Zuweisungen reißen nicht ab, im Gegenteil. „Es kommen nach wie vor viele Menschen aus der Ukraine, Syrien, dem Iran, Irak, der Türkei, aus Ghana, dem Libanon und vielen weiteren Ländern“, so der Bürgeramtsleiter. Für 2024 sei schon jetzt klar, dass 196 Plätze benötigt werden. Für 2025 rechne die Stadt laut Prognose aktuell mit 150 weiteren Geflüchteten.

Die Unterkünfte der Stadt sind fast über das gesamte Stadtgebiet verteilt

Die Unterkünfte der Stadt reichen von Ein-Zimmer-Wohnungen bis hin zu großen Gemeinschaftsunterkünften, wie etwa die umgebaute Campusschule am Mühlenredder oder das Flüchtlingsheim an der Borsigstraße. Sie sind, wie ein Blick auf eine Karte zeigte, fast auf das gesamte Stadtgebiet verteilt. Im Stadtteil Ohe befindet sich bislang keine Unterkunft, unter anderem, weil es dort an sozialer Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten und Schulen fehle.

Vier neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte sind, wie die Verantwortlichen erläuterten, bislang beschlossen: Am Krabbenkamp soll eine temporäre Unterkunft für voraussichtlich 30 Einzelpersonen entstehen. In der Schulstraße 24, wo sich bereits eine Unterkunft für Familien befindet, soll auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks ein Haus mit 16 Plätzen gebaut werden.

Unterkunft am Krabbenkamp ist am weitesten in der Planung

Das Haus in der Stettiner Straße 15 soll saniert werden und Platz für mindestens 24 Menschen schaffen. „Das Haus hat zwölf Einzimmerwohnungen, die doppelt belegt werden sollen“, so Christ. Geprüft werden soll zudem, ob ein Ausbau des Dachgeschosses möglich ist. Auch auf der Mehrzweckfläche Schönningstedt sollen Flüchtlinge untergebracht werden.

„Die Unterkunft im Krabbenkamp wurde als erste beschlossen und ist deshalb auch schon am weitesten in der Planung“, sagte Michael Vogt. Das Projekt hatte sich aus verschiedenen Gründen verzögert. „Wir müssen die Container anders aufstellen als zunächst gedacht, weil wir sie wegen der Nähe zum Wald weiter nach Westen rücken müssen“, so Vogt. Aktuell beginne die bauvorbereitende Phase.

Für die Unterkunft in der Schulstraße seien Bürgerwünsche berücksichtigt worden

Für die Unterkunft in der Schulstraße seien laut Vogt die finanziellen Mittel freigegeben. „Aktuell bereiten wir die Ausschreibung vor“, so Vogt. Man habe sich, was Stellung, Lage und äußeres Erscheinungsbild der Container angeht, bemüht, die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger zu berücksichtigen. Mehrere Bürgerveranstaltungen haben dort vor Ort dazu stattgefunden. „Es soll ein zweigeschossiger Bau werden, der hübsch mit Holz verkleidet wird, sodass er sich ins Gesamtbild einfügt und von außen nicht als Container erkennbar ist“, so Vogt.

Bis Flüchtlinge in das Gebäude in der Stettiner Straße 15 einziehen könne, dauere es laut Vogt noch ein kleines bisschen. Die Mehrzweckfläche Schönningstedt, auf der zum Beispiel das Schützenfest oder der Tanz in den Mai gefeiert werden, sei mangels Alternativen in dieser Größenordnung ausgewählt worden. Der Plan ist, dort Mobilheime aufzustellen. Vogt: „Es soll noch wohnwürdig sein, aber wir wollen dort möglichst viele Menschen unterbringen.“ Denkbar seien bis zu 80 Personen.

Enge Belegung in den Unterkünften behindert die Integration

Über Möglichkeiten und Probleme in der Integration sprach Torsten Christ. „Seit der großen Flüchtlingswelle 2014 ist Integration in der Stadt ein großes Thema“, so der Bürgeramtsleiter. „Seinerzeit haben wir das sehr gut gemeinschaftlich bewältigt.“ Bemerkenswert sei der ehrenamtliche Einsatz zahlreicher Reinbeker Bürger gewesen. Das Ehrenamt sei weiterhin eine wichtige Säule bei der Integration geflüchteter Menschen.

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„Was das Lernen der Sprache angeht, sind wir dank der Volkshochschule und dem Integrationscenter der Arbeiterwohlfahrt gut aufgestellt“, sagt Christ. Hin und wieder komme es vor, dass es Wartelisten gebe. Auch Sportangebote tragen, so der Bürgeramtsleiter weiter, zur Integration bei. Ein Team aus vier Sozialpädagogen und vier Sprachmittlern kümmere sich bei der Stadtverwaltung um die geflüchteten Menschen. Auch für den Krabbenkamp habe eine Person gewonnen werden können.

Diskussion bei der Einwohnerversammlung verlief ruhig und konstruktiv

Doch: „Die aktuell enge Belegung behindert die Integration“, sagte Christ. Wenn auf 16 Quadratmetern zwei Menschen wohnen müssen, der eine sich womöglich gerade auf eine Sprachprüfung vorbereitet und der andere noch nicht so weit sei, komme es zu Konflikten. Christ: „Unser Wunsch wäre eigentlich, dass wir pro Flüchtling ein Zimmer zur Verfügung stellen können. Man braucht einfach ein bisschen Privatsphäre und Freiraum. Da hapert es aktuell.“

Die anschließende Diskussion verlief weitgehend konstruktiv. Einige Bürger schlugen konkrete Standorte für weitere Flüchtlingsunterkünfte vor, wollten wissen, was mit der Schönningstedter Mühle oder dem geschlossenen Museum Rade am Schloss sei. „Wir haben uns zwischen 30 und 40 Grundstücke angeguckt und alle möglichen Standorte im Blick“, so Vogt. Im Museum Rade müsse, so Christ, noch eine Begehung mit dem Denkmalschutz stattfinden. Nach jetzigem Stand plane man aber, auch dort Menschen unterzubringen. Christ: „Das wäre dann aber maximal eine Familie.“

Möglich sei weiterhin auch, dass Vermieter sich melden, wenn sie Wohnraum an Geflüchtete vermieten wollen. „Wer etwas weiß, kann sich immer bei Herrn Christ melden“, so Bürgermeister Björn Warmer. Obgleich die Stadt den Vermietern eine vertragliche Sicherheit anbiete und dafür sorge, dass Räumlichkeiten zurückgegeben werden, wie es sich gehöre, kämen viele Verträge nicht zum Abschluss, da die Vorstellungen zu weit auseinandergingen.