Bad Oldesloe. Asklepios-Regionalgeschäftsführer Guido Lenz nimmt Stellung zu Lauterbachs Plänen zur Krankenhausreform. Die Aussichten sind düster.
Man musste nicht großartig zwischen den Zeilen lesen, um zu erahnen, dass Asklepios-Regionalgeschäftsführer Guido Lenz nicht erfreut über den aktuellen Gesetzentwurf zur Krankenhausreform ist. Im jüngsten Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreises Stormarn nahm Lenz Stellung zu den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und verkündete einen Zwischenstand zur Zukunft der Chirurgie in der Oldesloer Asklepios-Klinik.
Aktuell seien die Pläne zwar noch nicht mehr als Pläne, die Diskussion dazu sei noch ganz am Anfang. Aber: Wenn es wirklich so kommt wie vom Gesundheitsministerium beabsichtigt, dann sieht Lenz schwarz – auch für die Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe. „Krankenhäuser unter 200 Betten werden es sehr schwer haben“, so Lenz. Das Krankenhaus in Stormarns Kreisstadt hat 136.
Asklepios-Chef: „Krankenhäuser unter 200 Betten werden es sehr schwer haben“
Ein Dorn im Auge sind dem Asklepios-Regionalgeschäftsführer darin die sogenannten Mindestmengen. Diese definieren für Krankenhäuser eine minimale Durchführungshäufigkeit bestimmter Leistungen. Dadurch soll verhindert werden, dass ein Krankenhaus diese Leistungen nur gelegentlich und damit ohne die nötige Erfahrung erbringt. Beispiel: Ein Krankenhaus muss pro Jahr 50 Knieimplantate operieren, damit der Eingriff weiter vorgenommen werden darf.
„Diese Mindestmengen können schnell zur Hürde werden“, sagt Lenz. Wer einmal die Erlaubnis verliere, bestimmte Eingriffe anzubieten, bekomme diese seiner Erfahrung nach nur sehr schwer zurück. „So laufen wir Gefahr, dass viele Krankenhäuser viele anspruchsvollere Gebiete nicht mehr anbieten können“, so Lenz. Übrig blieben die Basics. Lenz: „Diese Krankenhäuser wären dann auch für viele Ärzte uninteressant.“
Sorge um Zukunft der Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe ist groß
Grundsätzlich verfolge die Krankenhausreform einen „starken Zentralisierungsansatz“, so Lenz. „Ich glaube, das ist auch gewollt.“ Es sei eine Tendenz zur universitären Versorgung zu spüren. Lauterbach hat in der Vergangenheit bereits häufiger erwähnt, dass Deutschland seiner Meinung nach zu viele Kliniken hat. Lenz: „Aktuell müssen wir den Entwurf selbst noch genau lesen und verstehen. Aber es stehen einige Sachen drin, bei denen man hinten überfällt.“
Und was genau bedeutet das für die Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe? „Gespräche mit dem Land haben deutlich gemacht, dass man mit dieser Klinik offenbar nicht viel vorhat“, sagt Lenz. Denkbar wäre die Umwandlung zum sogenannten Level-1i-Krankenhaus. Das wäre ein Haus ohne Notaufnahme und ohne fest angestellte Mediziner, sondern mit Belegärzten.
Klinik in Bad Oldesloe könnte dem sogenannten Level 1i zugeordnet werden
Vielen kleineren Krankenhäusern könnte eine solche Umwandlung bevorstehen. Laut Bundesgesundheitsministerium soll so eine „wohnortnahe medizinische Versorgung“ ermöglicht werden. Leistungen der stationären Allgemeinmedizin, Geriatrie oder Inneren Medizin wären dort zu finden. Lenz: „Das wäre eigentlich eher ein Pflegeheim als ein Krankenhaus.“
Level 1i ist umstritten. In der öffentlichen Debatte kommt dieser Art des Krankenhauses nicht selten die Rolle des hässlichen Entleins zu. Über die Zuweisung der Level sollen die Länder entscheiden. Lenz: „Schleswig-Holstein glaubt an Level 1i. Wir hingegen sind der Meinung, dass ein solches Krankenhaus nicht lebensfähig wäre.“
FBO hat Unterschriftenaktion für Erhalt der Asklepios-Klinik ins Leben gerufen
Bis es so weit wäre, werden aber wohl noch einige Jahre ins Land gehen. Auf die nähere Zukunft geblickt, verkündete Lenz im Gesundheitsausschuss, dass es für die Oldesloer Asklepios-Klinik voraussichtlich bis Mai nichts Neues geben werde.
Wie berichtet, hatte Asklepios im November angekündigt, die chirurgische Abteilung in Bad Oldesloe aus wirtschaftlichen Gründen zum Jahresbeginn schließen zu wollen. Stattdessen wollte der Krankenhauskonzern in den Ausbau der Kardiologie und der Geriatrie investieren. Die Pläne sorgten für Kritik bei Bürgern, Kreisverwaltung und Politik. Die Wählergemeinschaft FBO aus Bad Oldesloe hat eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der Asklepios-Klinik in Stormarns Kreisstadt gestartet.
Asklepios hat eine Ausnahmegenehmigung beim Land beantragt
Viele fürchteten das Aus der Notaufnahme. Asklepios beteuerte seinerzeit, auch ohne chirurgische Abteilung Teil der Notfallversorgung bleiben zu wollen, kassierte daraufhin aber eine Abfuhr vom Land. Ohne die Fachabteilung erfülle die Oldesloer Klinik nicht mehr die gesetzlichen Mindestanforderungen für eine Notaufnahme, hieß es vom Kieler Gesundheitsministerium.
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Demnach wäre eine Ausnahmegenehmigung notwendig, die Asklepios beantragen müsse. Das sei mittlerweile geschehen, verkündete Lenz im Gesundheitsausschuss. Jetzt heiße es abwarten. Das Ministerium arbeitet derzeit an der Neufassung der Landeskrankenhausplanung. Die Analyse der medizinischen Versorgungsbedarfe ist noch nicht abgeschlossen, Ergebnisse sollen bis Juni vorliegen.
Währenddessen betreibt Asklepios die Chirurgie vorerst weiter. Zum Jahresbeginn hatte Asklepios mehrere Herzspezialisten der Segeberger Kliniken nach Bad Oldesloe geholt. Die Umstrukturierung hin zu einem internistischen Haus mit Chirurgie als Ergänzung sei gut angelaufen, das kardiologische Team gut in Bad Oldesloe angekommen, verkündete Lenz. „Die jüngste Berichterstattung hat uns nicht geholfen. Wir mussten Fallzahlenverluste hinnehmen. Jetzt gewinnen wir aber an Vertrauen und sind zuversichtlich, das geplante Niveau in absehbarer Zeit erreichen zu können.“