Bad Oldesloe. Asklepios-Manager stellt sich kritischen Fragen von Kreisverwaltung und Politik. Wie es mit der Klinik in Stormarn weitergehen soll.

Seit Mitarbeiter der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe Mitte Oktober im Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreises ihre Sorge um den Fortbestand der Chirurgie am Standort artikulierten, sind Kreisverwaltung und Kreispolitik alarmiert. Was ist dran an den Informationen, gibt es schon konkrete Pläne und welche Auswirkungen hätten diese insbesondere für die Notfallversorgung und das Rettungswesen in Stormarn? Angesichts dieser drängenden Fragen wuchs der Druck auf die Geschäftsführung des Klinikverbunds mit Hauptsitz in Hamburg, sich zu erklären. Am Montag, 6. November, ist es auf Einladung von Landrat Henning Görtz nun im Kreistagssitzungssaal zu einem Treffen mit Vertretern der Fraktionen und Fachbereichsleitern der Verwaltung gekommen.

Kein Abbau von Arbeitsplätzen geplant

„Es war ein offener, sachlicher und konstruktiver Austausch“, sagte Görtz dieser Redaktion. In dem Gespräch habe Asklepios-Regionalgeschäftsführer Guido Lenz erklärt, dass noch gar keine Entscheidung in der Angelegenheit gefallen sei, und zudem glaubhaft versichert, es werde weder zu einem Abbau von Arbeitsplätzen noch zu einer Schließung der ganzen Klinik kommen.

Gleichwohl wird es ohne Veränderungen in den angebotenen medizinischen Leistungen wohl nicht gehen. Grund dafür ist nicht zuletzt die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) forcierte Krankenhausreform. Das hatte Lenz bereits in einem Interview mit den Lübecker Nachrichten deutlich gemacht.

Jahresdefizit von rund drei Millionen Euro

Um die Klinik zukunftssicher zu machen, müsse sie neu aufgestellt werden samt Konzentration auf bestimmte Schwerpunktbereiche. Das sei eine Grundforderung der Reform, der sich auch Asklepios mit seinen Häusern stellen müsse. Zumal es sich bei der Klinik in Bad Oldesloe mit seinen 136 Betten um einen vergleichsweise kleinen Standort handele.

Mit dieser Größe habe das Unternehmen schon immer Probleme gehabt, sich zu behaupten. Was angesichts der Lage zwischen den Hansestädten Hamburg und Lübeck eine zusätzliche Herausforderung sei. Umso mehr angesichts eines voraussichtlichen Jahresdefizits von rund drei Millionen Euro.

Ein Drittel aller Krankenhäuser vor dem Aus

Mit der Umsetzung der Krankenhausreform werde es in den kommenden Jahren zu massiven Einschnitten in der Finanzierung kommen. Bis dahin müsse das Haus fit gemacht werden, um wirtschaftlich bestehen zu können. Laut Lenz gebe es bereits Prognosen, dass etwa ein Drittel aller Krankenhäuser ihren Betrieb einstellen müssen.

Um das zu verhindern, sollen in der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe vor allem die Fachrichtungen Kardiologie und die Geriatrie deutlich ausgebaut werden. „Hier sei das Haus von seinem Portfolio her viel besser aufgestellt und könne ein größeres Spektrum an Leistungen anbieten, haben wir von dem Regionalgeschäftsführer erfahren“, so Görtz. Damit einher gehe auch ein vergrößerter Personalbedarf in den genannten Bereichen.

Rettungsdienst ist wichtiger Teil der Infrastruktur

Gleichwohl habe der Kreis klargestellt, dass es ein großes Interesse an der Fortsetzung der Chirurgie in Bad Oldesloe gebe. „Wir haben als Kreis einen Versorgungsauftrag des Landes, dem wir nachkommen müssen“, erläuterte Görtz die Position. Insbesondere der Rettungsdienst sei ein wichtiger Teil der Infrastruktur, die Notfallversorgung müsse auch in Zukunft unter allen Umständen sichergestellt werden.

Ob die Asklepios-Klinik in der Kreisstadt dabei weiter einen grundlegenden Beitrag leisten wird, erscheint nach den Ausführungen von Guido Lenz aber mehr als fraglich. Perspektivisch sei der immense Aufwand, den das Haus aktuell für die Chirurgie betreibe, kaum noch zu rechtfertigen, angesichts der anstehenden Krankenhausstrukturreform erst recht nicht.

Chirurgische Fälle haben sich seit 2017 halbiert

Zählte die Klinik im Jahr 2017 noch 1400 chirurgische Fälle, so waren es im laufenden Jahr gerade 750. Das entspreche fast einer Halbierung innerhalb von nur fünf Jahren und zeige eine nicht ignorierbare Tendenz auf, die sich nach Umsetzung der Reform noch verschärfen wird. Denn künftig gilt für Rettungsdienste nicht mehr nur die Prämisse, das nächstgelegene Krankenhaus anzufahren, es soll darüber hinaus auch auf Notfälle spezialisiert sein.

Bis das Land seine neue Krankenhausplanung vorlegt, werde die ambulante Versorgung natürlich weiterhin gewährleistet wie bisher, sagt Lenz. Für planbare chirurgische Eingriffe sieht Lenz indes kaum eine Zukunft in Bad Oldesloe. Große Operationen, etwa von Galle und Blinddarm, würden sich absehbar auf darauf spezialisierte Häuser verlagern.

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Irritiert zeigte sich der Asklepios-Manager unterdessen davon, dass vor allem Vertreter jener Partei lokal Sturm liefen, die in Berlin den Gesundheitsminister stelle. Dabei setze Asklepios hier nur um, was Lauterbach im Namen der Bundesregierung herbeiführe. Wer die Reform nicht wolle, müsse seine Stimme in Berlin erheben und nicht dort, wo mit den Konsequenzen umzugehen ist, so Lenz.

Jetzt sei die Zeit, um das Haus zukunftssicher aufzustellen. Wenn Asklepios die Chirurgie weiter betreibe wie bisher, würde man in zwei Jahren die Mitteilung erhalten, dass es so nicht weiter gehe. „Dann wären wir die Getriebenen und müssten kurzfristig reagieren. Wir gestalten aber lieber frühzeitig selbst“, betonte der Regionalgeschäftsführer. Das wolle Guido Lenz am 21. November auch im Gespräch mit der schleswig-holsteinischen Landesregierung zum Ausdruck bringen.