Bad Oldesloe. Wie der Kreis Stormarn auf die Schließung der Chirurgie in Bad Oldesloe reagiert. CDU kritisiert SPD für „unreflektierte“ Panikmache.
Die geplante Schließung der chirurgischen Fachabteilung in der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe hat in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen. Sie war und ist nicht nur Thema im Kreis Stormarn, sondern auch in Kiel und Berlin. Jetzt stand es auch auf der Tagesordnung im Ordnungsausschuss des Kreistags. „Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Auswirkungen die beabsichtigte Schließung der Chirurgie auf den Rettungsdienst hat, für dessen Sicherstellung der Kreis verantwortlich ist“, sagt der Ausschussvorsitzende Dennis Möck (CDU). Deshalb bestehe dringender Handlungsbedarf.
Chirurgische Versorgung wird zum Jahreswechsel umgestellt
Tatsache ist, dass der Klinikverbund Asklepios mit Hauptsitz in Hamburg dem schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium bereits angezeigt hat, die chirurgische Fachabteilung schließen zu wollen. „Wir streben an, die chirurgische Versorgung in Bad Oldesloe mit dem Jahreswechsel als belegärztliches Angebot fortzuführen“, bestätigte Asklepios-Sprecher Dr. Franz Jürgen Schell dieser Redaktion. Zwar gebe es noch keine finale Rückmeldung aus Kiel, von der Umsetzung Anfang Januar sei aber wohl auszugehen.
Damit rechnen jedenfalls auch die für den Rettungsdienst zuständigen Stellen in Stormarn. Schon nach den ersten Gerüchten zur anstehenden Schließung im Oktober hatte sich die Kreisverwaltung mit der Geschäftsführung des Rettungsdienst-Verbunds Stormarn (RVS) und der kreiseigenen Rettungsdienst Stormarn gGmbH (RDS) in Verbindung gesetzt, um über Folgen und Konsequenzen aus dem Asklepios-Schritt zu sprechen.
Bis zu zehn Transporte am Tag nach Bad Oldesloe
Bislang war die Klinik in Bad Oldesloe als Zielort für Notfälle fester Bestandteil des Stormarner Rettungsdienstsystems. „Bis zu zehn chirurgische und internistische Notfälle am Tag sind in die Asklepios-Klinik eingeliefert worden“, berichtet Möck. Fortan müssten viele von ihnen nach Lübeck und Bad Segeberg gebracht werden, was erhebliche Auswirkungen auf die Logistik des Rettungsdienstes habe. Laut Angaben von RVS- und RDS-Geschäftsführer Ralf Timmermann seien die Rettungsfahrzeuge in solchen Notfällen bis zu 45 Minuten länger gebunden als bisher.
„Das beeinflusst natürlich auch die Rettungsfristen“, erklärt Möck. Deren Einhaltung war schon vor der Chirurgie-Schließung in Bad Oldesloe eines der gravierendsten Problemfelder des Kreises. Innerhalb eines Jahres sollten die Retter in 90 Prozent aller Fälle binnen zwölf Minuten ab Alarmierung am Einsatzort sein, so die Vorgabe.
Rettungsfristen werden nur in zwei Bereichen eingehalten
Erhebungen aus dem ersten Halbjahr dieses Jahres zufolge gelingt das derzeit aber nur in zwei von insgesamt sechs Versorgungsbereichen. Dazu gehören das Umfeld von Reinbek in Südstormarn mit 93,58 Prozent und das von den beiden Rettungswachen in Bargteheide abgedeckte Terrain mit 90,96 Prozent.
In den anderen vier Bereichen liegen die Quoten zum Teil deutlich unter der geforderten 90-Prozent-Marke. Insbesondere in Nordstormarn, wo auf die Rettungsdienste nun noch deutlich längere Wege zukommen werden. In Reinfeld etwa lag sie sogar unter 66 Prozent und hatte sich im Vergleich zum Vorjahr sogar noch um weitere vier Prozentpunkte verschlechtert.
Rettungswache Reinfeld soll ausgebaut werden
„Wir stecken hier aber auch ein wenig in der Statistikfalle“, versucht Möck die schlechten Zahlen zu relativieren. Da es in dem relativ dünn besiedelten Gebiet naturgemäß zu deutlich weniger Notfalleinsätzen komme, würde die Bilanz schon deutlich verhagelt, wenn die Hilfsfrist nur bei einem von drei oder vier Einsätzen nicht eingehalten werden könne.
Um die Situation in Norden des Kreises grundsätzlich zu verbessern, soll die Rettungswache in Reinfeld ausgebaut werden und einen zweiten Rettungswagen bekommen. Zudem werden Einsätze in Nordstormarn bei Bedarf durch die Rettungswache in Bad Oldesloe abgedeckt, die knapp 90 Prozent aller Fahrten fristgemäß umsetzen kann.
Krankentransport wird zum Rettungswagen
„Um auf die künftig längeren Fahrzeiten in die Krankenhäuser außerhalb des Kreisgebiets reagieren zu können, werden wir einen Krankentransporter in einen Rettungswagen umwandeln, der dann von Montag bis Freitag bis zu zwölf Stunden täglich für Notfalleinsätze zur Verfügung stehen wird“, kündigte Rettungsdienste-Chef Ralf Timmermann an.
Unterdessen hat Asklepios angekündigt, dass die Klinik in Bad Oldesloe im Bereich der nichtchirurgischen Notfallversorgung auch weiterhin in vollem Umfang Partner der Stormarner Rettungsdienste bleibe. „Wir beabsichtigen sogar unser Angebot hier weiter auszubauen“, sagt Sprecher Franz Jürgen Schell. So sei geplant, mit einer Chest Pain Unit das kardiologische Angebot der Notfallversorgung noch einmal deutlich zu erweitern. „Mit solch einer Schwerpunktbildung stellt sich Asklepios bereits frühzeitig auf jene Vorgaben ein, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit seiner Krankenhausreform beabsichtigt“, so Schell.
Dass ausgerechnet Kreisvertreter der SPD die Debatte um die notfallmedizinische Versorgung in Stormarn forciert haben, stieß insbesondere unter Christdemokraten auf Verwunderung und offene Kritik. Die SPD habe damit Angst geschürt, wo es doch sinnvolle Lösungsvorschläge brauche, lautete der Vorwurf.
Ein Drittel aller Hausärzte ist älter als 60 Jahre
„Mit der geplanten Krankenhausreform wird der sozialdemokratische Bundesgesundheitsminister noch viele andere Krankenhäuser dazu zwingen, Abteilungen zu schließen“, legte Mara Nowak, Kreisvorsitzende der Jungen Union und Kreistagsabgeordnete, jetzt noch einmal nach.
Anstatt viel Energie darauf zu verwenden, Panik zu verbreiten und so Unsicherheit bei den Bürgern zu schüren, seien jetzt pragmatische Lösungsansätze gefordert, um auch künftig eine flächendeckende medizinische Versorgung sichern zu können. Zumal rund ein Drittel aller Hausärzte in Schleswig-Holstein älter als 60 Jahre sei, immer mehr Ärzte eine Halbtagsbeschäftigung bevorzugten und die Zahl internistischer Praxen insbesondere im ländlichen Raum kontinuierlich sinke.
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„Konkrete Lösungsansätze liegen aus unserer Sicht unter anderem in der Förderung von Praxiszusammenschlüssen und darin, Ärzten mit entsprechender Qualifikation ein weiteres Behandlungsfeld einzuräumen“, erklärt die junge Christdemokratin. Außerdem müsse es zu einer Nachbesserung der Abrechnungssysteme kommen.
„Sich hingegen vor das Krankenhaus zu stellen und Angst zu schüren, wie es unlängst der SPD-Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt getan hat, ist politisch unreflektiert und im Hinblick auf die Bewältigung der anstehenden Probleme nicht hilfreich“, so Mara Nowak.