Bad Oldesloe. Stormarn soll Busverkehrs im Norden des Kreises komplett neu ordnen, fordert Wählergemeinschaft FBO. Das sind ihre Argumente.
An dieser Stelle drückt der Schuh schon lange: Wer im nördlichen Teil von Stormarn lebt, kann je nach Wohnort kaum praktikabel mit dem Bus von A nach B kommen. Es fehlt an einem verlässlichen und durchgehenden Nahverkehrsangebot – das bemängelten Bürgerinnen und Bürger unter anderem in einer Befragung des Amts Nordstormarn im Jahr 2021. Nur 29 Prozent waren mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vor ihrer Haustür zufrieden, 45 Prozent wünschten sich einen Ausbau desselben.
Um in der Sache weiterzukommen, stellt die FBO jetzt einen Antrag zum Neuaufbau eines attraktiven ÖPNV für die Nordhälfte des Kreises, über den in der Verkehrsausschusssitzung des Kreises am Montag, 19. Februar, ab 18.30 Uhr im Kreistagssitzungssaal (Mommsenstraße 13) in Bad Oldesloe beraten werden soll.
FBO fordert attraktiven ÖPNV auf dem Land in Nordstormarn
„Die FBO hatte schon mehrfach Veranstaltungen unter sehr reger Beteiligung der Menschen zum Thema durchgeführt, sodass wir von der Notwendigkeit einer völligen Neukonzeption des ÖPNV in der nördlichen Kreishälfte überzeugt sind“, so FBO-Kreitagsabgeordneter Matthias Rohde. Gespräche mit Bürgermeistern und Wählergemeinschaften in Nordstormarn hätten zu dem nun präsentierten Lösungsvorschlag geführt.
„Das bisherige Angebot durch den Kreis Stormarn ist für den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt, Sport oder Kultur derzeit schlicht völlig unbrauchbar und überhaupt keine Alternative zum eigenen Auto, da die Fahrtzeiten viel zu lang sind und zum Beispiel teilweise überhaupt keine Rückfahrtmöglichkeiten angeboten werden“, so Rohde.
FBO kritisiert: Der Norden Stormarns wird in Sachen ÖPNV immer weiter abgehängt
In der Beschlussvorlage kritisierte die FBO unter anderem, dass sich das Verkehrsangebot im südlichen Kreisgebiet deutlich von dem im Norden unterscheide. Während der ÖPNV im Süden ausgebaut werde, was grundsätzlich zu begrüßen sei, werde der Norden immer weiter abgehängt, wo indes eine Fokussierung auf den Schülerverkehr zu beobachten sei. „Eine Verkehrswende setzt voraus, dass zunächst ein attraktives alternatives Angebot geschaffen wird“, so die FBO.
Der Antrag sieht deshalb vor, dass der Landrat beauftragt wird, „bis spätestens zum 3. Quartal 2024 eine Neukonzeption zum Aufbau eines gleichwertigen ÖPNV-Angebotes für das Kreisgebiet nördlich der Gemeinden Ahrensburg und Trittau in Auftrag zu geben, deren Ergebnisse so rechtzeitig vorliegen, dass zum Fahrplanwechsel 2025 die entsprechende Umsetzung gewährleistet werden kann.“
ÖPNV-Angebot soll für die Gesamtbevölkerung ganztägig nutzbar sein
Angestrebt werden laut Vorlage „Zwei-Richtungs-Bedienungen auf direkten, neu zu entwickelnden Linien, die unter anderem die bisherigen Schülerbeförderungs-Ein-Richtungs-Ringverkehre ablösen und kreisübergreifend Orte auch in den Nachbarkreisen mit einbeziehen“. Das ÖPNV-Angebot soll, so das formulierte Ziel, für die Gesamtbevölkerung ganztägig verfügbar sein sowie als ergänzende Alternative zum motorisierten Individualverkehr auch für den Weg von und zur Arbeit, Schule, zum Einkauf oder Arzt genutzt werden können.
Die FBO fordert ferner die Einrichtung einer Lenkungsgruppe, zu deren Treffen neben Mitarbeitenden der Verwaltung je ein Mitglied der Fraktionen sowie die fraktionsfreien Abgeordneten eingeladen werden. Und: Bis zur Einführung des neu konzeptionierten ÖPNV-Angebotes in der Nordhälfte des Kreises soll laut FBO-Antrag als Sofortmaßnahme der Angebotstakt für die Anruf-Sammel-Taxi-Linien 8119, 8129 und 8139 auf zwei Bedienungen pro Stunde an Werktagen und an Sonn- und Feiertagen stündlich im Zeitraum von 6 bis 23 Uhr ausgeweitet werden. Die Abfahrtszeiten sollen sich verstärkt am Fahrplan der Bahnhalte orientieren. Entsprechende Mittel sollen, so die FBO weiter, über den ersten Nachtragshaushalt 2024 bereitgestellt werden.
Probleme im ÖPNV hatten zuletzt immer wieder für Schlagzeilen gesorgt
Ob der Antrag im Verkehrsausschuss Zustimmung finden wird, bleibt abzuwarten. Zuletzt hatte der ÖPNV in Stormarn immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Nicht nur standen streikbedingt Busse und Bahnen still und sorgten für massive Einschränkungen im Linien- und Schülerverkehr. Auch Eis und Schnee hatten den Busverkehr zwischenzeitlich zum Erliegen gebracht.
Auch interessant
- Photovoltaik: Acker mit Potenzial in Ahrensburg soll 2,2 Millionen Euro kosten
- Seltene Krankheit Ataxie: Diagnose trifft junge Mutter aus Ahrensburg nach Urlaub
- Finanzierung der Kinderbetreuung unklar: Große Kita-Träger drohen mit Insolvenz
Vor allem aber ist der ÖPNV von massivem Personalmangel betroffen, der zu hohen Ausfallzeiten führt. Seit dem 10. Dezember gilt ein deutlich reduzierter Notfahrplan, der noch bis zu den Osterferien gelten soll. Doch auch der funktionierte in den vergangenen Wochen nicht verlässlich. Die Vermeidung von Fahrtausfällen im Netz Nordstormarn ist ebenfalls Thema im nächsten Verkehrsausschuss.
Bei der Bahn-Tochter Autokraft ist wie berichtet neben hohen Krankenständen auch die Kündigung eines Subunternehmers zum 31. Januar maßgebliche Ursache der Fahrtausfälle. Diese Subunternehmerleistungen sollen zum 1. Februar neu vergeben werden. Über eine Übernahme der durch die Neuvergabe entstehenden Mehrkosten werden die Mitglieder des Verkehrsausschusses am 19. Februar beraten.