Bad Oldesloe. Mit dem Fahrplanwechsel kündigt der Kreis Stormarn viele Verbesserungen im ÖPNV an. Warum die Vorfreude trotzdem nicht ungetrübt ist.

Zum bevorstehenden Fahrplanwechsel am 10. Dezember wird es im Kreis Stormarn für Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu zahlreichen Verbesserungen kommen. Das betrifft gänzlich neue Verbindungen ebenso wie neue Linienführungen und Taktverdichtungen. „Auf diese Weise sollen die Angebote attraktiver werden und noch mehr Menschen dazu animieren, auf Bus und Bahn umzusteigen“, sagt Björn Schönefeld, ÖPNV-Experte in der Kreisverwaltung. Die Bahn-Tochter Autokraft will ihr Angebot indes reduzieren.

Erste Express-Buslinie des Kreises startet

Doch zuerst die guten Nachrichten. Erstmals wird es im Kreisgebiet eine Express-Buslinie geben. Sie verbindet Trittau mit dem U-Bahnhof Billstedt. „In den Hauptverkehrszeiten wird die Linie X33 von Montag bis Freitag im 60-Minuten-Takt verkehren“, so Schönefeld. Geplant sind zwölf Haltestellen, um auf dem Weg Richtung Hamburg zu einer deutlichen Fahrzeitverkürzung zu kommen. „Im Zusammenhang mit der bestehenden Linie 333 ergibt sich in den Hauptverkehrszeiten im Abschnitt Trittau – Witzhave zudem ein 30-Minuten-Takt“, erklärt Schönefeld.

Die Regionalbahn 8 wird künftig eine stündliche Direktverbindung von Hamburg-Hauptbahnhof nach Lübeck-Hauptbahnhof bieten und von dort ganzjährig nach Travemünde-Strand weitergeführt.

Auf der Linie 237 Wentorf – Reinbek – Glinde – Willinghusen kommt es zu einer Verlängerung über Wohltorf hinaus nach Aumühle. Die Linie verkehrt im Stundentakt, wird aber in der Hauptverkehrszeit zwischen Glinde-Markt und S-Bahnhof Reinbek auf einen 20-Minuten-Takt verdichtet.

Mehr Haltestellen und Anschlüsse an andere Linien

Die Linie 433 zwischen Trittau und Aumühle wird fortan zwischen den Haltestellen Trittau-Alte Möllner Landstraße und Hamfelde-Billstraße in beide Fahrtrichtungen über Hamfelde verschwenkt und bedient mit der neuen Linienführung zudem die Haltestellen Hamfelde-Waldeslust, Hamfelde-Schulstraße und Hamfelde-Hofstraße. In Trittau wird die Linienführung als Ring aufgegeben. Die Linie beginnt und endet an der Famila-Haltestelle. Der bisherige Stopp am Alten Markt entfällt.

Die Linie 533 wird über die Haltestelle Kuddewörde-Schule hinaus zur Haltestelle Grande-Möllner Landstraße verlängert und bedient in dieser Richtung auch die Haltestellen Grande-Tannenweg und Grande-Lauenburger Straße. In der Gegenrichtung wird die Linie zusätzlich über die Haltestelle Möhnsen-Löschteich bis Basthorst verlängert. Dort werden künftig auch die Haltestellen Dorfstraße und Feuerwehr in den Linienverlauf aufgenommen. Zudem besteht in Grande Anschluss an die neue Express-Linie X33.

Fahrplan-Anpassung an Schichtzeiten in Gewerbegebieten

Die Linie 376 wird zwischen 8.30 Uhr und 20 Uhr im Zwei-Stunden-Takt über die Haltestelle Großhansdorf-Rosenhof geführt und die Linie 462 zwischen Bahnhof Rahlstedt und Braak in den Hauptverkehrszeiten in Lastrichtung auf einen 30-Minuten-Takt verdichtet. Außerdem sind montags bis freitags weitere gezielte Fahrten in Anpassung an die Schichtzeiten in den Gewerbegebieten vorgesehen.

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Unterdessen hat die Autokraft mitgeteilt, dass das Tochter-Unternehmen der Deutschen Bahn ab Sonntag, 10. Dezember, sein Busangebot auf den Hauptlinien in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg vorübergehend einschränken wird. „Wie viele Unternehmen in Deutschland ist auch die Autokraft von Fachkräftemangel betroffen. Dadurch fehlt eine Reserve beim Fahrpersonal“, begründete Angelika Theidig den Schritt. Wenn es, wie derzeit, auch noch zu einem hohen Krankenstand wegen kurzfristiger Krankmeldungen komme, müssten Fahrten leider gestrichen werden.

Zur Gewährleistung eines zuverlässigen Fahrplanangebots und zur Sicherstellung der Schülerbeförderung sei die Fahrplanreduzierung auf den Hauptlinien mit dem Kreis abgestimmt worden. Nur so könnten die verbleibenden Busleistungen sichergestellt werden. „Alle betroffenen Fahrgäste bitten wir um Verständnis“, so Theidig.

Probleme werden durch hohen Krankenstand verschärft

Anspruch der Autokraft bleibe es aber, den Fahrgästen „einen verlässlichen Busverkehr“ zu bieten. Deshalb arbeite die Bahn-Tochter mit Hochdruck daran, schnellstmöglich zum Regelfahrplan zurückzukehren. Bis dahin werden alle Autokraft-Nutzer gebeten, sich vor Fahrantritt zu alternativen Reisemöglichkeiten über die Homepage des Hamburger Verkehrsverbunds www.hvv.de zu informieren. Eine Übersicht über den aktuellen Fahrplan gebe es zudem auf der Internetpräsenz der Autokraft.

Unterdessen fordert die Grünen-Fraktion im Kreistag einen Runden Tisch zur angespannten Situation im Öffentlichen Personennahverkehr. „Insbesondere der Busverkehr in Stormarn ist derzeit in einem beklagenswerten Zustand“, sagt Jan Schwartz, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion und Vorsitzender des Verkehrsausschusses.

Das Umschichten von Personal reißt neue Lücken

Busse würden wegen Personalmangels reihenweise ausfallen und der anhaltende Fachkräftemangel noch durch einen hohen Krankenstand verschärft. „Pendler wenden sich frustriert ab, weil sie mit dem Bus nicht mehr rechtzeitig zur Arbeit kommen. Und ein Ende der Engpässe ist nicht abzusehen“, so Schwartz.

Jan Schwartz ist verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Kreistag Stormarn und Vorsitzender des Verkehrsausschusses.
Jan Schwartz ist verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Kreistag Stormarn und Vorsitzender des Verkehrsausschusses. © HA | Grüne Stormarn

Der Notfallfahrplan, der jetzt für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg erarbeitet werde, könne die Probleme zwar vorübergehend mildern, verlagere sie am Ende aber nur. So sinnvoll die Umschichtung von Personal in der momentanen Lage auch sei, um Ausfälle bei den Schulbusfahrten in Grenzen zu halten, würden an anderer Stelle doch neue Lücken gerissen.

Arbeitskräfte aus Afrika und Südamerika lösen Problem nicht

„Der ÖPNV droht damit weiter an Attraktivität zu verlieren. Wir reden zwar immer von der Mobilitätswende, bekommen sie aber nicht richtig hin“, sagt Schwartz. Die Grünen wollen deshalb nun umgehend einen Runden Tisch mit Vertretern der Kreise und Gemeinden, der Politik, des Landes Schleswig-Holstein, dem Nahverkehrsverbund NAH.SH, den Gewerkschaften und der involvierten Verkehrsunternehmen, um Strategien zur Lösung der Probleme zu entwickeln.

„Kurzfristige Maßnahmen helfen dabei wenig. Der Personalmangel kann auch nicht dadurch behoben werden, dass wir Arbeitskräfte in Afrika oder Südamerika abwerben“, so Schwartz. Diese Menschen müssten erst ausgebildet werden und bräuchten Sprachkenntnisse, um die Abläufe in den Unternehmen zu verstehen und sich mit den Fahrgästen austauschen zu können. Zudem bräuchten sie Ortskenntnisse, um die Strecken sicher zu fahren.„Das geht nicht innerhalb weniger Wochen und will finanziert sein. Ein Busführerschein kostet mehrere tausend Euro“, gibt Schwartz zu bedenken.

Beruf des Busfahrers muss attraktiver werden

Der Beruf des Busfahrers müsse seiner Ansicht nach „insgesamt attraktiver werden“. Dazu gehörten eine angemessene Bezahlung ebenso wie familienverträgliche Arbeitszeiten und Schichtpläne. Hier seien Unternehmen und Gewerkschaften gleichermaßen gefordert.

Die Verkehrswende könne aber nur gelingen, wenn der Öffentliche Personennahverkehr finanziell besser ausgestattet werde. „Der Ball dafür liegt beim Land und auch die Bundesregierung muss mehr Geld bereitstellen, damit die Mobilitätswende nicht stehenbleibt“, insistiert Jan Schwartz.