Die Cäsium.Freigrenze wurde sogar um das 24-Fache überschritten. Strahlenschützer rätseln, warum die Verseuchung im Atomlager plötzlich zunimmt.
Salzgitter. Aus dem einsturzgefährdeten Atomendlager Asse in Remlingen gibt es eine neue Hiobsbotschaft. In 750 Meter Tiefe hat sich vor den Kammern mit dem dort eingelagerten schwach aktiven Müll die radioaktive Verseuchung mit Cäsium-137 stark erhöht. Wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Betreiber in Salzgitter mitteilte, wurden vor der Kammer 12 im Bereich des sogenannten Laugensumpfes rund 240.000 Becquerel Cäsium pro Liter festgestellt, mehr als das Zweieinhalbfache der bisherigen Messungen. Die Freigrenze wurde damit sogar um das 24-Fache überschritten. Das sei der bislang höchste Wert von Cäsium-137 in einer Lösungsprobe, der in der Asse nach dem Ende der Einlagerung im Jahr 1978 gemessen wurde.
Die Strahlenschützer, so die Behörde, "haben sichergestellt, dass alle Schutzmaßnahmen ergriffen und eingehalten werden, die zur Sicherheit der Beschäftigten erforderlich sind". Über die Herkunft der lokalen Verseuchung rätseln die Experten noch. Dort, wo die hohen Cäsiumwerte gemessen wurden, registrierte das BfS auch leicht erhöhte Strahlung von Kobalt-60. Festgestellt wurde die gefährliche Cäsium-Belastung in einem Bohrloch, das der frühere Asse-Betreiber Helmholtz-Zentrum München eingerichtet hatte.
Das BfS will die in der Asse eingelagerten 126.000 Fässer Atommüll zurückholen, weil die Langzeitsicherheit nicht gegeben ist. Ob dies gelingt, hängt auch davon ab, ob die Bergleute viele Jahre ohne gefährliche Strahlenbelastung unter Tage arbeiten können. Nach Schätzungen wird die Rückholung mehrere Milliarden Euro kosten.