Hannover. Jahrzehntelang hat das Bundesforschungsministerium die Verantwortung für das marode Atomendlager Asse bei Wolfenbüttel getragen. Gestern vor dem Asse-Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtags hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) eingeräumt, dass dabei Fehler gemacht wurden: "Nach jetzigem Stand von Wissenschaft und Technik würde man ein ausgebeutetes Salzbergwerk nicht zur Endlagerung nutzen." Die Ministerin verwies auf die in der Asse geleistete Forschungsarbeit für Endlagerung, räumte aber mit Blick auf über 126 000 dort zwischen 1967 bis 1978 eingelagerte Fässer mit Atommüll auch ein: "Die Forschung allein kann die Einlagerung nicht erklären." Zu dem ihrem Haus unterstellten Helmholtz-Zentrum München, das bis Ende 2008 Betreiber der Asse war, stellte sie fest: "Forschungseinrichtungen sind für die komplexen Probleme nicht optimal aufgestellt, die Rückbau und Endlagerung mit sich bringen." Schavan sagte, von ihr sei 2008 der Anstoß ausgegangen, die Asse ab 2009 nach strengem Atomrecht zu schließen und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zum Betreiber zu machen.
Das ehemalige Salzbergwerk Asse ist einsturzgefährdet, zudem gibt es ständige Flüssigkeitszutritte mit der Gefahr, dass Radioaktivität in die Biosphäre gelangt. Schavan reklamierte für sich, sie habe auch dafür gesorgt, dass für die Schließung ein Optionenvergleich stattfindet. Das Bundesamt als neuer Betreiber will heute in Hannover das Ergebnis vorlegen und seine Entscheidung bekannt geben, ob das Bergwerk mit Beton und Magnesiumchlorid-Lauge verfüllt werden kann, ob der Abfall in Tiefen von bis zu 1000 Metern neu eingelagert wird oder sogar aus dem Bergwerk zurückgeholt werden muss. Angesprochen auf das Jahr 2007, als sie eine Rückholung noch als "Unsinn" abgelehnt hatte, sagte Schavan: "Man lernt dazu."