Die Gegendemo des Gewerkschaftsbundes verlief nach Polizeiangaben weitgehend friedlich. Am Nachmittag ziehen Neonazis durch die Stadt.

Bad Nenndorf. Gegendemonstranten haben am Sonnabend den geplanten Aufmarsch von Neonazis in Bad Nenndorf bei Hannover gestört. Am Mittag gelang es einer Gruppe, mit einem Kleinbus samt Anhänger hinter die Polizeiabsperrung zu fahren und eine etwa 1,30 Meter hohe Betonpyramide abzuladen. An diese ketteten sich vier Menschen. Das geschah etwa 100 Meter vom geplanten Kundgebungsort der Rechten entfernt. Deren Protestzug hatte sich allerdings noch nicht in Bewegung gesetzt. Nach Polizeiangaben waren am frühen Nachmittag rund 850 Anhänger der rechten Szene in der Stadt und sammelten sich am Bahnhof.

Am Sonnabendvormittag haben mehrere hundert Menschen im niedersächsischen Bad Nenndorf gegen einen Aufmarsch von Neonazis demonstriert. An der vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) organisierten Protestkundgebung beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter rund 1100 Menschen . Die Polizei sprach von bis zu 900 Teilnehmern. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg hatte die Protestveranstaltung eines breiten Bündnisses gegen Rechts erst am Freitagabend genehmigt und damit eine Verbotsentscheidung des Landkreises Schaumburg aufgehoben. Genehmigt wurde allerdings nur eine stationäre Kundgebung.

Nach Polizeiangaben verlief die Protestaktion weitgehend friedlich, es gab aber einige Zwischenfälle. Rund 50 Anhänger der linksautonomen Szene versuchten demnach am Morgen, eine Polizeisperre zu durchbrechen. Vier Polizisten wurden den Angaben zufolge unter anderem durch Fußtritte und eine Fahnenstange verletzt. Eine Frau wurde vorläufig in Gewahrsam genommen.

Gegen Mittag versammelten sich am Bahnhof in Bad Nenndorf mehrere hundert Rechtsextreme. Sie wollten am Nachmittag durch die Stadt marschieren. Wegen eines polizeilichen Notstandes und der räumlichen Enge in dem kleinen Kurort bei Hannover hatte der Landkreis Schaumburg am Mittwoch zunächst beide Demonstrationen verboten. Das Verwaltungsgericht hob anschließend das Verbot des Neonazi-Aufmarsches wieder auf, bestätigte aber zunächst das Verbot der Gegendemo. Dagegen legte der DGB erfolgreich Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein.

Im Jahr 2006 hatten sich Neonazis erstmals in Bad Nenndorf zu einem sogenannten „Trauermarsch“ getroffen, weil es in der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg ein Verhörzentrum der britischen Truppen gab, in dem nachweislich deutsche Häftlinge misshandelt wurden. Danach wuchs die Zahl der Teilnehmer in jedem Jahr. Aus Sicht des DGB geht es darum, die Neonazis daran zu hindern, in Bad Nenndorf langfristig eine Nachfolgeveranstaltung zu etablieren für die bis vor wenigen Jahren übliche Gedenkveranstaltung für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß in Wunsiedel. Diese war höchstrichterlich verboten worden.