Die Ermittlungen zu den Missbrauchsfällen auf der Ferieninsel Ameland dauern an. Anklageerhebung weiter fraglich.
Osnabrück. Die Ermittlungen zu den Missbrauchsfällen unter Jugendlichen auf der Ferieninsel Ameland werden sich noch über Monate hinziehen. Er rechne damit, dass das Verfahren gegen die Jugendlichen in zwei bis drei Monaten beendet sein werde, sagte Alexander Retemeyer, Sprecher der Osnabrücker Staatsanwaltschaft, am Dienstag. Da es sich um Jugendstrafrecht handele, werde es nicht zwangsläufig Anklagen geben. „Der Erziehungsgedanke steht im Vordergrund“, sagte er. Für jeden Täter werde einzeln entschieden, wie das Verfahren beendet werde, sagte Retemeyer.
Das Jugendstrafrecht sei in dieser Hinsicht anders als das Erwachsenenstrafrecht. Bei Erwachsenen folge aus einer nachgewiesenen Vergewaltigung in der Regel auch eine Anklage zum Landgericht. „Im Jugendstrafrecht gibt es verschiedenste Möglichkeiten der Ahndung“, sagte der Staatsanwalt. „Wir können machen, was wir für den einzelnen Jugendlichen für zweckmäßig erachten.“ Wichtig sei es, nicht alle beschuldigten Jungs im Alter von 13 bis 15 Jahre über einen Kamm zu scheren.
Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag) hatte Retemeyer die mögliche Ahndung der Taten nach der Gesetzeslage geschildert. Das Maximum wäre eine Jugendstrafe zwischen sechs und zehn Jahren. Möglich sind aber auch erzieherische Maßnahmen, wie etwa Gespräche zwischen Tätern und Opfern unter Aufsicht des Jugendamtes, Sozialstunden oder die Teilnahme an einem Anti-Aggressionstraining .
Auch das Jugendamt solle eingeschaltet werden, sagte Retemeyer. Zuständig sei die Jugendgerichtshilfe. Zusammen mit den Eltern werde dort nach Konsequenzen aus den Taten der Jugendlichen gesucht. „Das ist ein viel geringerer Eingriff für die Betroffenen als zum Beispiel eine Anklage im schlimmsten Fall“, betonte der Staatsanwalt.
Bei einer Sommerfreizeit des Stadtsportbundes Osnabrück sollen Anfang Juli mehrere Jugendliche von Altersgenossen gequält und sexuell misshandelt worden sein. Bislang haben acht beschuldigte Minderjährige die Taten ganz oder teilweise gestanden. Auch acht Opfer stehen fest. Zwei Jungs, die zu den Opfern gehören, sind später selber zu Tätern geworden. Wegen der Ferien in Niedersachsen sind noch nicht alle Jugendliche, die als Täter oder Opfer infrage kommen, vernommen worden.