Osnabrücks Bürgermeister Pistorius und der Vorsitzende des Stadtsportbundes Osnabrück, Wellmann, reagierten erschüttert auf die Vorwürfe.

Osnabrück. Der Osnabrücker Oberbürgermeister Boris Pistorius (SPD) hat mit Bestürzung auf die Gewaltvorwürfe in einem Feriencamp des Osnabrücker Stadtsportbundes reagiert. „Als ich von den Vorwürfen erfahren habe, war ich entsetzt. Ich hoffe, dass die Ermittlungsbehörden die Geschehnisse lückenlos aufklären können, die Opfer professionellen medizinischen und psychologischen Beistand erfahren und die mutmaßlichen Täter rechtliche Konsequenzen zu erwarten haben“, sagte Pistorius am Mittwoch in einer Mitteilung.

Auch der Vorsitzende des Stadtsportbundes Osnabrück, Wolfgang Wellmann, zeigt sich nach den Vorwürfen, in einem Ferienlager seines Sportbundes sei es zu sexuellen Übergriffen gekommen, erschüttert. „Wir wollen unbedingt, dass unsere Kinder mehr in Zivilcourage geschult werden“, sagte Wellmann am Mittwoch in Osnabrück. Er könne überhaupt nicht verstehen, dass bei den Missbrauchsfällen, die bislang bekannt geworden sind, nicht ein Kind zu Hause bei den Eltern angerufen habe. „Da müssen wir für die Zukunft etwas tun und denen klarmachen: So etwas muss man sich nicht gefallen lassen.“ Die Kinder im Feriencamp des Stadtsportbundes Osnabrück auf der Insel Ameland werden nach Angaben des Vorsitzenden von geschultem Personal betreut. Was die Betreuer von den schweren sexuellen Übergriffen mitbekommen haben, sei aus seiner Sicht noch nicht geklärt, sagte der Wellmann.

Auf der niederländischen Insel Ameland soll es zu schweren sexuellen Übergriffen zwischen Jugendlichen und Kindern gekommen sein. Bei den Übergriffen soll sei den Opfern Gewalt angetan worden, sagte der Sprecher der Osnabrücker Polizei am Mittwoch. Der Stadtsportbund Osnabrück hatte das Feriencamp ausgerichtet.

Unter Berufung auf Polizei und Staatsanwaltschaft hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ von mindestens sechs Fällen berichtet. Die Taten passierten demnach in einem Schlafsaal für Jungen. Rund 100 Kinder und Jugendliche hatten sich danach an der zweiwöchigen Freizeit von Ende Juni bis Anfang Juli in Buren auf Ameland beteiligt. Die Mutter eines Kindes hatte sich nach derFreizeit bei der Polizei gemeldet.

Die bis zu acht mutmaßlichen Täter sollen nach Angaben der Zeitung mehrere Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren sein. Opfer sind demnach ausnahmslos 13-jährige Jungen . Die Ermittler schlössen nicht aus, dass sich Betreuer der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht haben. Ihnen lägen Aussagen vor, wonach sich Kinder noch vor Ort hilfesuchend an Betreuer gewandt haben, diese aber nicht einschritten. „Wir befinden uns noch mitten in den Ermittlungen und prüfen natürlich ganz genau, welche Verantwortlichkeit möglicherweise bei den Erziehenden liegt“, sagte der Polizeisprecher.

Die niederländische Polizei hat bislang keine Erkenntnisse zu mutmaßlichen sexuellen Gewalttaten im Feriencamp des Osnabrücker Stadtsportbundes auf der Insel Ameland. Allerdings habe es vor einigen Wochen auf der zur niederländischen Provinz Friesland gehörenden Ferieninsel „unklare Gerüchte über mögliche derartige Vorfälle“ gegeben, sagte Polizeisprecher Wouter de Fries am Mittwoch in der Provinzhauptstadt Leeuwarden.

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Zwei Beamte seien den Gerüchten nachgegangen. Sie hätten aber offenkundig nichts Verdächtiges feststellen können. „Es ist jedenfalls dazu kein Eintrag in unserem System erfolgt“, sagte de Fries. Leider könnten die beiden Polizisten vorerst nicht befragt werden, da sie im Urlaub und erst in zwei Wochen wieder im Dienst seien.

Sollte die Polizei in Osnabrück Anzeigen über sexuelle Straftaten weiterleiten, würden die niederländischen Ermittler selbstverständlich alles tun, um zur Aufklärung beizutragen. Ohne eine Anzeige gebe es aber bis auf weiteres keinen Anlass für neue Nachforschungen auf Ameland.