Die Landesregierung will die rund 1000 Medizinstudienplätze in Lübeck streichen, um zu sparen. Die Universität sucht nach Alternativen.
Lübeck. An der Universität zu Lübeck hat das große Rechnen begonnen. Um die drohende Streichung der Medizinerausbildung in der Hansestadt abzuwenden, muss die Hochschule ein Konzept vorlegen, das die von der Landesregierung geforderte Einsparsumme auf andere Weise deckt. Darauf hatten sich Vertreter der Landesregierung und der Hochschule bei einer Krisensitzung am Sonntag geeinigt. Es gebe Pläne, über die er aber derzeit nicht öffentlich reden wolle, sagte der Präsident der Universität, Peter Dominiak, am Montag. Die Landesregierung will die rund 1000 Medizinstudienplätze in Lübeck streichen, um 24 Millionen Euro pro Jahr zu sparen.
Um diese Summe aufzubringen, dürfte die Universität auf Hilfe von außen angewiesen sein. Dominiak propagiert seit langem die Idee einer Stiftungsuniversität. „Wir sind grundsätzlich bereit, die Uni stärker als bisher zu unterstützen. Für konkrete Zusagen müssen allerdings erst mal die Pläne auf den Tisch“, sagte die Vorsitzende der Lübecker Possehl-Stiftung, Renate Menken, am Montag. Die Stiftung unterstütze die Uni bislang mit rund einer Million Euro pro Jahr. Auch die Gemeinnützige Sparkassenstiftung hat ihre Bereitschaft signalisiert, eine Stiftungsuniversität in Lübeck zu unterstützen.
+++ Medizinstudium in Kiel und in Lübeck - Ein Vergleich +++
Dabei würde das Land zwar weiterhin einen finanziellen Zuschuss zu Lehre und Forschung leisten, die Hochschule könnte aber über Stiftungsgelder zusätzliche Professuren, Stipendien und Institute finanzieren. Beispiele für Hochschulen in Trägerschaft von Stiftungen des öffentlichen Rechts sind die Universitäten von Göttingen, Hildesheim und Lüneburg, die Tierärztliche Hochschule Hannover und die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder.
Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck, Matthias Schulz-Kleinfeldt, hat das Ergebnis des Spitzengespräches vom Sonntag begrüßt. Alle Beteiligten hätten sowohl die Bedeutung der Universität für die Wirtschaftskraft der Region als auch die Notwendigkeit zur Konsolidierung des Landeshaushaltes anerkannt, sagte er. Die IHK biete sich als Vermittler für die Fortsetzung des konstruktiven Dialogs an.
Zustimmung kommt auch aus der Politik. Das Treffen sei ein guter erster Schritt gewesen, sagte der Landesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und CDU-Landtagsabgeordnete Werner Kalinka. „Argumente, bekundete politische Positionen und Proteste bleiben nicht ohne Wirkung“, sagte er. Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe sicherte der Universität Hilfe bei der Erarbeitung eines Alternativkonzeptes zu. Weitere Angaben machte er nicht.