Der Mann, der in Harrislee bei Flensburg seine Frau Ricarda und seine siebenjährige Tochter Marie am Montag mit zahlreichen Messerstichen tötete, ist gefasst. Bilder vom Familiendrama in Harrislee.

Hamburg/Berlin. Freitagvormittag nahmen Polizisten ihn in einem Hotel an der Leipziger Straße in Berlin fest. Der 37-Jährige hatte versucht, sich die Kehle durchzuschneiden, als er einsehen musste, dass seine Flucht beendet war. Er liegt mit schweren Schnittverletzungen im Krankenhaus.

Seit wann sich Thomas L. in Berlin aufhielt, ist noch unbekannt. Am Mittwoch hatte die Hamburger Polizei den Wagen des Flensburger Kaufmanns, einen BMW 320 Kombi, in Hamburg-Horn entdeckt und sichergestellt. Noch am Freitagmorgen versuchten Kripo-Beamte, den Absendeort der E-Mail zu enttarnen, in der L. die Tötung seiner Familie gestanden und mit finanziellen Nöten sowie einer Erpressung begründet hatte. Er habe seiner Familie nicht zumuten wollen, was unausweichlich sei, schrieb L. Er werde von ehemaligen Geschäftspartnern um 930 000 Euro erpresst.

Am Freitag waren Sanitäter der Berliner Feuerwehr in das Hotel gerufen worden, in dem L. sich eingemietet hatte. Dort liege ein Mann mit Verletzungen, hieß es. Deshalb fuhren Polizeibeamte mit zu dem Einsatz. Sie erkannten, um wen es sich bei dem Verletzten handelte. Um sich der Festnahme zu entziehen, so erfuhr die "Berliner Morgenpost", schnitt sich L. in die Kehle.

Thomas L. war in der Flensburger Geschäftswelt eine schillernde Persönlichkeit. Der in wohlhabendem Hause aufgewachsene Geschäftsmann war Mitgesellschafter beim Handball-Bundesligisten Flensburg-Handewitt, führte mal eine Niederlassung des Edel-Audioanlagen-Anbieters Bang&Olufsen, mal ein Traditionsrestaurant. Er gründete eine Werbeagentur, versuchte, die Vermarktung des FC St. Pauli zu übernehmen. Als der Hamburger "Party-König" Michael Ammer in die Pleite rutschte, bot Thomas L. an, ihn zu unterstützen. In der Flensburger Platinum Lounge soll L. Partys mit Ammer gegeben haben.

Das Haus in Harrislee hatten Thomas L., seine Frau Ricarda und die Tochter vor drei Jahren bezogen. Nachbarn hatten berichtet, die Familie habe meist glücklich gewirkt und sei liebevoll miteinander umgegangen. Zuletzt, so hieß es in der Nachbarschaft, habe es aber Probleme in der Ehe gegeben, weil Thomas L. oft unterwegs war. Ricarda L. habe sich trennen wollen. In der Mail, die L. an den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag geschickt hatte, nannte der 37-Jährige jedoch allein finanzielle Gründe für die Tat.

Neben der Mordkommission hat sich inzwischen auch die Abteilung für Wirtschaftskriminalität der Flensburger Polizei in den Fall eingeschaltet. Offenbar wollen die Ermittler prüfen, ob es tatsächlich Bedrohungen und eine Erpressung durch ehemalige Geschäftspartner gab. Thomas L. soll dem Haftrichter vorgeführt werden, sobald sein Gesundheitszustand dies zulässt. Seinen in der Abschieds-E-Mail geäußerten Plan setzte Thomas L. nicht um. Nachdem er seine Frau und seine Tochter tötete, schrieb er: "Ich werde jetzt den Weg in den Wald antreten und zu meiner Frau und Tochter in den Himmel gehen - ich hoffe, da finden wir drei jetzt unsere Ruhe." Statt in den Wald ging L. in ein Hotel im belebten Zentrum Berlins.