Er habe das Haus durchsucht und die Opfer gefunden. „Im Fernsehen lief der Kinderkanal. Es sah aus wie ein gemütlicher Familienabend.“

Flensburg. Im Prozess um das Familiendrama von Harrislee haben Nachbarn und ein Feuerwehrmann am Dienstag ihre Eindrücke von dem schrecklichen Geschehen geschildert. Er habe mit einem Kollegen das Haus durchsucht und die beiden Opfer gefunden, erklärte der Feuerwehrmann vor dem Landgericht in Flensburg. In dem Prozess ist ein 38 Jahre alter Familienvater wegen Mordes angeklagt. Er soll im Februar seine Ehefrau (36) und seine Tochter (7) mit rund 150 Messerstichen getötet und das Haus der Familie in Brand gesetzt haben, um das Verbrechen zu vertuschen.

Der Feuerwehrmann sagte weiter aus, er habe Blutlachen, ein verbogenes Messer und den Brandbeschleuniger entdeckt. „Man fragt sich dann: Was ist hier passiert?“ Das Abendessen habe auf dem Tisch im Wohnzimmer gestanden. „Im Fernsehen lief der Kinderkanal. Es sah aus wie ein gemütlicher Familienabend.“ Unter den Zeugen, die noch am brennenden Haus geklingelt hatten, war auch ein Arzt. Das Haus schien leer gewesen zu sein, niemand habe sich gerührt, sagte der Zeuge am Dienstag. Als die Feuerwehr die Opfer aus dem Haus gebracht hatte, habe er vergeblich versucht, Mutter und Kind wiederzubeleben.

An den Verhandlungstagen zuvor hatten bereits eine Reihe von Zeugen das Leben der Familie, den Tattag und mögliche Motive geschildert. Die Familie lebte eher zurückgezogen, der Vater jedoch wurde als aggressiver Hochstapler mit vielen Affären beschrieben. Am Tattag hatte ein Geschäftspartner dem Angeklagten eröffnet, dass dieser innerhalb von 48 Stunden 380000 Euro zurückzuzahlen habe. Der Familienvater hatte daraufhin Messer, Grillanzünder, Streichhölzer und Pfefferspray gekauft und war nach Hause gefahren. Nach einem Streit mit seiner Frau soll er die Tat begangen haben. An die Messerstiche will sich der Mann nach Aussage eines Zeugen nicht erinnern können.

Auf seiner Flucht hatte der Angeklagte die grausame Tat in einer E-Mail gestanden. Darin erklärte er auch, dass er und seine Familie von Geschäftspartnern bedroht worden seien und er seiner Familie Repressalien ersparen wollte. Ein Geschäftspartner jedoch sagte aus, dass der 38-Jährige ihn bedroht habe. In der E-Mail kündigte der Angeklagte zudem seinen Selbstmord an und schickte ein Testament an seine Eltern. Als die Polizei ihn wenige Tage nach der schrecklichen Tat in Berlin aufspürte, hatte er Schnitt- und Stichwunden an Hals und Oberkörper, mit denen er ins Krankenhaus gebracht wurde. Vor Gericht schweigt er bisher.

Der Prozess soll am 12. Januar 2010 wieder aufgenommen werden. Bislang sind fünf weitere Verhandlungstermine angesetzt. Das Urteil wird nicht vor März 2010 erwartet.