Externe Berater nehmen die Situation in der Kinderklinik unter die Lupe. Anschließend sollen Hygienestandrards ausgearbeitet werden.

Bremen. Nach der tödlichen Infektionswelle auf einer Bremer Frühchenstation sollen externe Experten die Hygienestandards in der betroffenen Kinderklinik überprüfen. Die beiden Mitarbeiter vom Deutschen Beratungszentrum für Hygiene in Freiburg würden am Mittwoch mit der Arbeit beginnen, sagte ein Sprecher des Klinikverbundes am Dienstag. Sie sollen mehrere Tage in Bremen bleiben und anschließend Vorschläge zur Verbesserung der Hygienevorschriften ausarbeiten. Radio Bremen hatte zuvor berichtet, dass die Klinikleitung die Standards neu ausrichten wolle.

Seit April hatten sich zahlreiche Frühchen im Klinikum Mitte mit einem multiresistenten Darmkeim infiziert. Drei Babys starben, mehrere erkrankten schwer. Die Klinikleitung schaltete das Gesundheitsamt erst im September ein, etwa einen Monat nach dem ersten Todesfall. Die zuständige Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) erfuhr erst im November von den Vorfällen.

Wie sich die Neugeborenen angesteckt haben, ist nach wie vor unklar. Experten vom Robert-Koch-Institut (RKI) hatten die Station und zahlreiche Krankenakten Anfang November unter die Lupe genommen, um den Auslöser der Infektionswelle zu finden. Deren Bericht erwartet die Gesundheitsbehörde nach Angaben einer Sprecherin Ende dieser Woche. Am 1. Dezember will sich die Gesundheitsdeputation auf einer Sondersitzung mit den Ergebnissen beschäftigen.

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Direkt davor soll auch der vergangene Woche eingesetzte Untersuchungsausschuss des Landtags zusammenkommen. Dieser werde zunächst nur den Fahrplan für die nächste Zeit festlegen, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Rainer Bensch. Anschließend müssten die Mitglieder erst einmal die Akten studieren. Voraussichtlich Mitte bis Ende Januar könne damit begonnen werden, Klinikmitarbeiter, Experten und andere Zeugen zu befragen.

Die Untersuchung der Freiburger Hygiene-Experten kritisierte Bensch als zu verfrüht. Solange der RKI-Bericht und die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses nicht vorliegen würden, mache dies keinen Sinn. „Hygieneverordnungen helfen nichts, wenn die Einhaltung aus Zeitmangel nicht möglich ist“, sagte Bensch. Der inzwischen entlassene Chefarzt der betroffenen Kinderklinik hatte Medienbericht zufolge beklagt, dass die Frühchenstation unterbesetzt gewesen sei.

Nach Angaben des Betriebsrats hatten Mitarbeiter der Station von April bis Oktober – als der gefährliche Darmkeim wiederholt bei Frühchen nachgewiesen worden war – 13 Überlastungsanzeigen bei der Klinikleitung gestellt. Die Gründe dafür seien unterschiedlich und müssten noch geprüft werden, sagte Jochen Killing vom Betriebsrat. In der Regel stellen Mitarbeiter Überlastungsanzeigen, wenn Personal kurzfristig ausfällt und dadurch Engpässe entstehen. Im Vergleich zu anderen Stationen seien 13 Anzeigen innerhalb dieses Zeitraums jedoch relativ wenig. (dpa)