Zuvor hatte der Chef des Klinikverbundes Gesundheit Nord eingeräumt, dass der gefährliche Keim schon im April nachgewiesen worden war.

Bremen. Nach dem Tod von drei Frühgeborenen im Klinikum Bremen-Mitte hat der für Hygiene verantwortliche Arzt seine Zuständigkeit abgegeben. Er ist zugleich Chef der Kinderklinik. „Das ist eine persönliche Konsequenz aus der neuen Erkenntnislage“, sagte der Chef des Klinikverbundes Gesundheit Nord, Diethelm Hansen, am Donnerstag.

Zuvor hatte Hansen erklärt, dass der gefährliche Keim schon im April und damit deutlich früher als bisher bekannt nachgewiesen worden war. Das Krankenhaus hatte zugleich eingeräumt, dass es die Gesundheitsbehörden hätte früher informieren müssen.

+++Gesundheitsbehörde kritisiert Staatsanwaltschaft+++

Ende April sei der Keim erstmals bei einem Frühchen nachgewiesen worden, sagte der Chef des Klinikverbundes Gesundheit Nord, Diethelm Hansen. Auch im Mai und Juni tauchte der Erreger wieder auf. Nach jetzigem Stand haben Experten den multiresistenten Keim bei 23 Babys festgestellt, davon erkrankten neun. Drei Frühchen starben im August und Oktober nach einer Infektion mit dem Erreger.

Am 25. Juli sei bereits ein Frühchen an einer Hirnblutung auf der betroffenen Station im Klinikum Bremen-Mitte gestorben. Bei ihm sei der Keim zwar nachgewiesen worden, aber nicht die Ursache für Tod des Babys gewesen.

Klinikleitung und Gesundheitsbehörde hatten die Vorfälle erst in der vergangenen Woche bekanntgegeben. Nach bisheriger Darstellung war die Infektionswelle Ende Juli auf der Frühchenstation ausgebrochen. Auf Anregung von Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) habe man den Betrachtungszeitraum inzwischen ausgeweitet, sagte Hansen. Dadurch seien die früheren Fälle aufgefallen.

Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) sagte, die Staatsanwaltschaft sei über die neuen Erkenntnisse informiert. Die Anklagebehörde ermittelt zurzeit wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung. Die oppositionelle CDU-Fraktion im Bremer Landtag kündigte an, einen Untersuchungsausschuss beantragen zu wollen.

Die Klinik hatte Anfang September das Gesundheitsamt eingeschaltet - viel zu spät, wie Hansen am Donnerstag betonte. „Wir geben heute öffentlich bekannt, dass wir Fehler gemacht haben.“ Das der Senatorin untergeordnete Amt informierte Jürgens-Pieper erst Anfang November - fünf Tage nach dem letzten Todesfall. Diese verhängte sofort einen Aufnahmestopp und forderte Experten vom RKI an. Ob es einen Todesfall verhindert hätte, wenn das Robert-Koch-Institut früher hinzugezogen worden wäre, sei zurzeit spekulativ, sagte Hansen.