Die Bremer CDU-Fraktion fordert nach dem erneuten Keimbefall die sofortige Schließung der Frühgeborenen-Station im Klinikum Mitte.

Bremen. Die Untersuchung in einem Speziallabor in Bochum hat ergeben, dass es den wieder auf der Frühchen-Station nachgewiesenen resistenten Darmkeim schon seit 2009 im Klinikum Bremen-Mitte gibt. Der Krankenhaushygieniker habe eine Probe aus dem Jahr 2009 zur Untersuchung mitgeschickt. Die Keime seien genetisch identisch und selten, sagte die Sprecherin von Sozialsenatorin Renate Jürgens-Pieper(SPD) am Dienstag. Eine Schließung der Station wird nicht mehr ausgeschlossen.

Der aufgetretene spezielle Klebsiella-Keim sei nur in Bremen und einmal in Russland nachgewiesen worden. „Das ist ein Rätsel und wir sind darüber auch erschüttert“, sagte Sprecherin Karla Götz. Der Nachweis bedeute, dass es sich 2009, im vergangenen Jahr und jetzt immer um den gleichen Darmkeim gehandelt habe.

Die Gesundheitsbehörde sucht nun nach einer räumlichen Alternative für die Behandlung der Neugeborenen. Jürgens-Pieper lasse den Aufbau einer neuen Station im Klinikum Links der Weser prüfen und habe dazu bereits Aufträge erteilt, sagte Götz. „Der Aufnahmestopp im Klinikum Mitte bleibt erhalten.“ Bei drei Frühchen wurde der multiresistente Keim nachgewiesen. Erkrankt ist bislang keines der Babys. Die Verlegung von Frauen mit Risikoschwangerschaften wird geprüft. Damit könnte die Frühchenstation im Klinikum Mitte vor dem endgültigen Aus stehen. Im Klinikum Mitte gibt es 14 Betten zur Versorgung der Frühchen, zehn sind belegt.

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Nach Infektionen im vergangenen Jahr waren drei Frühchen an dem Keim gestorben und mehrere schwer erkrankt. Die Bakterien sind multiresistent gegen Antibiotika und deshalb besonders gefährlich für Frühchen mit einem noch nicht ausgereiften Immunsystem.

Die Wiedereröffnung der Station sei möglicherweise voreilig gewesen. Hansen müsse beurlaubt werden, sagte CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp. Der Klinik entstehe ein Millionenschaden. Das Vertrauen der Patienten sei schwer erschüttert.

CDU-Gesundheitspolitiker Rainer Bensch geht von einem lücken- oder gar fehlerhaften Personalscreening aus. Für die Linken-Abgeordnete Claudia Bernhard steht fest: „Die Zentralisierung der Neonatologie im Klinikum Bremen-Mitte war ein Fehler, der schwerwiegende Folgen hatte.“ Die Ministeriumssprecherin betonte, das Personalscreening sei gründlich und vollständig gewesen.

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Hoffnungen bei der Suche nach der Quelle der Keime setzen Behörde und Klinik noch auf den ausstehenden Bericht des Berliner Robert-Koch-Instituts. Ein Spezialistenteam war am Wochenende für Analysen auf der Station.

Nach den Todesfällen war die Intensivstation für Frühchen 2011 mehrere Wochen lang desinfiziert und umgebaut worden. Zeugen im Untersuchungsausschuss berichteten von erheblichen Mängeln bei der Hygiene und im Umgang mit dem Keimausbruch. Der Chefarzt der Kinderklinik war damals entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der Todesfälle.

Der Untersuchugsausschuss zur Aufklärung der Vorfälle im Klinikum unterbricht zunächst seine Sitzungen. Die für diesen Donnerstag vorgesehene öffentliche Beweisaufnahme sei abgesagt worden, heißt es in einer Mitteilung der Bremischen Bürgerschaft vom Dienstag abend. Der Ausschuss habe am Dienstag entschieden, am Donnerstag in nicht öffentlicher Sitzung über sein weiteres Vorgehen zu beraten.

(dpa/abendblatt.de)