Die Gesundheitsbehörde ärgert sich über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Die öffentliche Wirkung sei verheerend gewesen.

Bremen. Nach dem Tod dreier Frühchen in einer Bremer Klinik hat sich die Gesundheitsbehörde über die Staatsanwaltschaft beschwert. Staatsrat Joachim Schuster bemängelte in einem Brief an das Justizressort die Art, in der die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen kurz vor einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche begonnen hatte. Die öffentliche Wirkung sei verheerend gewesen, sagte die Sprecherin der Gesundheitsbehörde, Karla Götz, am Donnerstag. Die Sprecherin der Justizbehörde, Katrin Gellinger, bestätigte den Eingang des Schreibens. „Wir gehen den Vorwürfen nach.“ Die Justizbehörde mache der Staatsanwaltschaft aber keine Vorgaben, wann und wie sie zu ermitteln habe, stellte Gellinger klar.

Derweil haben die Experten vom Robert-Koch-Institut ihre Untersuchung zu dem Fall in einer Bremer Klinik beendet. Der Bericht werde Ende des Monats vorliegen, sagte ein Sprecher des Bremer Klinikverbundes Gesundheit Nord. Im August und Oktober waren ein frühgeborenes Mädchen und zwei Jungen im Klinikum Bremen-Mitte gestorben, nachdem sie sich mit einem multiresistenten Darmkeim angesteckt hatten. Vier Babys erkrankten schwer, bei 15 weiteren wurde der Erreger nachgewiesen. Der Auslöser der Infektionswelle ist noch immer unklar. Zurzeit müssen sich mehrere hundert Mitarbeiter der Klinik auf das resistente Bakterium untersuchen lassen. Bis die Laborergebnisse vorliegen, wird es aber noch einige Zeit dauern.

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Nach dem Tod wurde die betroffene Intensivstation des Klinikums Bremen Mitte desinfiziert. 15 Frühgeborene waren verlegt worden, so dass die Station komplett leergeräumt werden konnten. Neben der sogenannten Scheuer-Wisch-Desinfektion der Räume werden auch alle Materialien ausgetauscht, sagte die Pressesprecherin des Krankenhausverbundes Gesundheit Nord am Montag. Es dauere die ganze Woche, bis alles desinfiziert sei. Von mehreren hundert Mitarbeitern werden zudem Stuhlproben untersucht. Auf der Station waren seit August drei Frühchen gestorben, die sich immer mit dem gleichen Bakterium infiziert hatten, weitere erkrankten. Bisher gelang es den Medizinern nicht, die Quelle der Infektion auszumachen.

Mehr Geburten in nicht von Infektion betroffenen Bremer Kliniken

Die CDU-Fraktion fordert aus dem Tod der Frühchen jetzt Konsequenzen: Bei einer Aktuellen Stunde im Stadtparlament will die Oppositionspartei von Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) erfahren, wie sie die Kommunikation in ihrer Behörde verbessern wird. Die Senatorin hatte erst Anfang November von der Infektionswelle auf der Frühchenstation erfahren. Die Klinik hatte das Gesundheitsamt aber schon Anfang September eingeschaltet. „Das ist ein Skandal in der Meldekette“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Rainer Bensch. „Da muss es strukturelle und personelle Konsequenzen geben.“ Jürgens-Pieper will sich nach Angaben ihrer Sprecherin am Nachmittag in der Stadtbürgerschaft dazu äußern, ob es eine Informationspanne in ihrem Hause gegeben habe.

Der Tod der Frühchen im Klinkum Bremen-Mitte sorgt bei den Kreißsälen anderer Bremer Krankenhäuser indes für mehr Zulauf. In den Krankenhäusern Links der Weser und Bremen-Nord seien seit Mittwoch deutlich mehr Kinder geboren worden als üblich, sagte eine Sprecherin des Klinikverbundes Gesundheit Nord. Die Geburten könnten aber noch vom Personal gut bewältigt werden. Das Klinkum selbst hatte Hochrisikoschwangeren mit der Gefahr einer Frühgeburt vor einem Aufenthalt im eigenen Haus abgeraten. Offenbar hätten sich aber auch andere werdende Mütter aus Sorge um die Gesundheit ihres Babys für eine andere Klinik entschieden, sagte die Sprecherin. (dapd/dpa/abendblatt.de)