Die Bremer CDU-Fraktion sieht in Entlassung des Kinderklinik-Chefarztes nach tödlichen Infektionen die Suche nach einem Sündenbock.

Bremen. Hans-Iko Huppertz, Chefarzt der der Bremer Kinderklinik, ist am Donnerstag entlassen worden. Die Bremer CDU-Fraktion sieht diesen Schritt jedoch kritisch und darin die Suche nach einem Sündenbock für die Vorfälle in dem Klinikum. Dort waren drei Frühchen mit einem Keim infiziert worden und starben anschließend. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Rainer Bensch, sagte am Mittwoch , dass die Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) sich ihrer eigenen politischen Verantwortung aber nicht entziehen werden können. Die Entlassung von Chefarzt Hans-Iko Huppertz sei ein weiteres "Puzzlestück im chaotischen Krisenmanagement des Senats“.

Nicht nur der Zeitpunkt des Rauswurfes von Huppertz wirft für Bensch Fragen auf, auch die Berufung von Justizstaatsrat Matthias Stauch als Sonderermittler des Senats durch Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) sei fragwürdig. "Herr Böhrnsen hängt sich mit dieser Entscheidung hinter einen Zug, der längst Fahrt aufgenommen hat“, sagte Bensch. Gesundheitssenatorin Jürgens-Pieper habe als Aufsichtsratsvorsitzende des kommunalen Klinikverbunds die Pflicht zur Aufklärung.

Der Bremer Ärzteverband für Kinder- und Jugendmedizin kritisierte die Entlassung. „Hier wird offensichtlich ein verdienter Kollege für mehrere Fehlerquellen geopfert“, sagte der stellvertretende Landeschef des Berufsverbandes, Thorsten Spranger, Radio Bremen. Erstaunlich sei vor allem, dass der Chefarzt vor dem Abschluss der Untersuchungen entlassen wurde. „Dieses Verhalten verhindert am Ende eher eine zeitgerechte Aufarbeitung der Versäumnisse.“

+++ Auch im Juli starben in Bremen viele Frühchen +++

An diesem Freitag will der Bremer Landtag einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzen, der sich vor allem mit den Pannen bei der Bekämpfung der Infektion und bei der Kommunikation auseinandersetzen soll. Der Antrag dazu kommt von der CDU und dem Einzelabgeordneten Jan Timke. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen ebenso zustimmen wie die oppositionelle Linksfraktion.

In der Kinderklinik des Klinikums Bremen-Mitte waren seit April Infektionen mit einem multiresistenten Keim aufgetreten. Drei Frühchen starben. Im September wurde das Gesundheitsamt informiert. Jürgens-Pieper erfuhr erst Anfang November von den Infektionen. Die Intensivstation wurde für eine Grunddesinfektion geschlossen, der jetzt entlassene Chefarzt hatte bereits in der vergangenen Woche seine Verantwortung für die Hygiene im gesamten Klinikum abgegeben.

(abendblatt.de/dpa)