Drei Frühgeborene sterben durch einen resistenten Keim. Vier weitere Kinder sind erkrankt. Klinik verhängt Aufnahmestopp für Neugeborene.

Bremen. In der Neonatologie des Klinikums Bremen-Mitte sind bereits vor Wochen drei Frühchen an einem besonders resistentem Keim gestorben. Weitere vier Kinder sind schwer erkrankt, sagte Gesundheits-Staatsrat Joachim Schuster am Mittwoch in Bremen. Für diese Kinder bestehe derzeit aber keine akute Lebensgefahr. Die Ursache für die Infektion mit dem Bakterium der Gattung Klebsiella sei unbekannt.

Es seien alle hygienischen Maßnahmen eingeleitet worden, um weitere Krankheitsfälle zu vermeiden, sagte der Sprecher der Geschäftsführung von Gesundheit Nord. Es sei aber noch unklar, ob die Maßnahmen greifen werden.

Ein Krisenteam des Robert-Koch-Instituts soll nun helfen. Das Klinikum verhängte einen Aufnahmestopp für die betroffene Neugeborenen-Intensivstation. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.

Ein Frühchen war am 8. August, ein weiteres am 16. Oktober und eines am 27. Oktober in dem Klinikum gestorben. Alle wogen weniger als 1.000 Gramm und seien bereits sehr geschwächt gewesen, sagte Schuster. Die toten Babys – ein Mädchen und zwei Jungen – kamen aus Niedersachsen und Bremen.

Ende Juli sei der Keim erstmals auf der Frühgeborenen-Station aufgetaucht. Dies sei jedoch noch nicht ungewöhnlich gewesen, sagte Hansen. Nachweise solcher Art gebe es täglich in Krankenhäusern. Solange es Einzelfälle blieben, bestehe kein Grund zur Besorgnis. Dennoch sei das Gesundheitsamt eingeschaltet und ein Hygieneplan umgesetzt worden.

Anschließend habe sich der Keim zunächst tatsächlich zurückgezogen. Ende Oktober sei der „exakt identische Keim“ aber immer wieder aufgetreten. Dies bereite dem Klinikum zunehmend Sorge. „Diesen resistenten Keim hatten wir noch nie“, sagte Hansen. Die Quelle ist nach wie vor nicht bekannt. „Wir haben bis heute keinen Nachweis, wo der Keim seine Quelle hat.“ Erneut wurden alle zur Verfügung stehenden hygienischen Maßnahmen umgesetzt und das Gesundheitsamt informiert. Untersucht worden seien unter anderem Wasser, Nahrung, Desinfektionsmittel, die Hände des Personals und die Bettgestelle.

Schuster sagte, die Öffentlichkeit sei erst jetzt informiert worden, weil der erste Todesfall im August noch als Einzelfall gewertet worden sei. Mehr als die Hälfte aller Frühchen sterben in der Regel wegen ihres schlechten Allgemeinzustands. Insgesamt sei von August bis heute bei 15 Kindern der Keim nachgewiesen worden, nicht alle seien aber erkrankt. Alle Eltern seien umgehend informiert worden. „Wir legen Wert auf maximale Transparenz“, sagte die Geschäftsführerin Pflege im Klinikum-Mitte, Daniela Wendorff. Die Betroffenheit unter den Mitarbeitern sei sehr groß.

Unterdessen fordern die Bürgerschaftsfraktionen der Grünen und der CDU vollständige Aufklärung. „Wir wollen insbesondere auch wissen, ob sich tatsächlich schon im August ein Todesfall ereignet hat und wer diese Information zurückgehalten hat. Sollte sich das bewahrheiten, muss das Konsequenzen haben“, sagte Grünen-Gesundheitsexpertin Kirsten Kappert-Gonther. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Rainer Bensch sagte, man habe es offenbar „mit einer groben Verletzung der Informationspflichten durch die Gesundheitssenatorin zu tun“. „Mein Mitgefühl gilt den betroffenen Vätern und Müttern“, sagte er weiter.

Im August 2010 waren in einer Klinik in Mainz drei Babys gestorben, nachdem sie eine mit Bakterien verunreinigte Nährlösung bekommen hatten. Der Fall hatte bundesweit Diskussionen über die Hygienevorschriften in Krankenhäusern ausgelöst.