Schwarzenbek/Lauenburg/Büchen. Schwarzenbek, Lauenburg, Büchen und Nachbarn gewinnen Preis bei „EnergieOlympiade“. Doch zwischen den Kommunen liegen Welten.
Sie haben sich zusammengetan, um gemeinsam die Verkehrswende voranzutreiben. Die Kommunen der Aktivregion Sachsenwald haben mit ihrem nachhaltigen Mobilitätskonzept den 2. Preis der „EnergieOlympiade Schleswig-Holstein“ errungen, verbunden mit einem Preisgeld von 10 000 Euro. Ein Blick auf die beteiligen Städte Geesthacht, Schwarzenbek und Lauenburg und die Ämter Hohe Elbgeest, Schwarzenbek-Land, Lütau und Büchen zeigt jedoch auch, wie verschieden die örtlichen Schwerpunkte aussehen und wie unterschiedlich weit die Beteiligten sind.
Zur offiziellen Auszeichnung waren die jeweiligen Klimaschutzmanager nach Kiel gereist, nahmen dort den Preis entgegen. Dieser wird im Auftrag des Landes seit 2007 durch die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH) vergeben.
Auszeichnung für gemeinsames Mobilitätskonzept
Die Kommunen haben eine gemeinsame Zielsetzung definiert. Das Mobilitätskonzept soll Wege aufzeigen, wie in der Region die Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel gelingen kann. Wie dafür der öffentliche Nahverkehr gestärkt und Carsharing und E-Mobilität gefördert werden können. Der Blick richtet sich auch auf Verbesserungen für den Radverkehr, auf Radwege und Bikesharing, soll aber auch aufzeigen, wie der Fußverkehr unterstützt werden kann.
Wer die verschiedenen Maßnahmenkataloge der Städte, Gemeinden und Ämter nebeneinander legt, kann erkennen, dass sich dort die unterschiedlichen Bedingungen in der Region widerspiegeln. Schwarzenbek, Lauenburg und Büchen stehen Städten wie Geesthacht und Gemeinden gegenüber, die über keinen eigenen Bahnhof verfügen.
Zwischen den Teilnehmern liegen Welten
Flächenkommunen fernab von Hamburg mit Busanbindung alle zwei bis drei Stunden sehen andere Notwendigkeiten als Stadtrandgemeinden im Westen des Kreises, die über eine dichte Taktung mit Linienbussen an die Hansestadt angebunden und mit dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) verzahnt sind.
Die drei Städte im Südkreis verfügen inzwischen alle über eigene Stadtbuslinien. Das jüngste Angebot, das der Stadt Schwarzenbek, nutzt E-Busse für den innerörtlichen Verkehr. Lauenburg wiederum hat diesen mit dem letzten Fahrplanwechsel ausgebaut und zugleich mit dem neuen Stadtbustarif die Preise gesenkt.
Viel Verkehr läuft auf den Bahnhof zu
Innerörtlicher Verkehr und Anbindung des Bahnhofs stehen in Lauenburg und Büchen ganz oben an. Die 6500-Einwohner-Gemeinde nennt die Bedienung von Neubaugebieten durch Buslinien sowie Anstrengungen, Büchens Umsteigebahnhof auch für Radfahrer gut erreichbar zu machen. Dazu zählen Radabstellanlagen sowie Ladepunkte für E-Bikes, ebenso die Sanierung und Verbreiterung bestehender Radwege und der Neubau von Wegen zu Nachbarorten: Für das mit den Büchener Bürgern erarbeitete Radwegekonzept hat die Umsetzung begonnen.
Verbesserung für Radverkehr im Schneckentempo
Soweit ist Lauenburg noch nicht, das Radverkehrskonzept lässt auf sich warten. Tatsächlich ist ein zeitweiliger provisorischer Schutzstreifen auf der Berliner Straße schon wieder Geschichte. Eine Fahrradabstellanlage am Bahnhof Lauenburg ist dagegen realisiert, und Bikesharing ist im Programm.
Die Schifferstadt setzt auf weitere Schnellladesäulen, sowohl für E-Autos wie E-Bikes am Bahnhof und auf Fahrradreparaturstationen am ZOB und am Bahnhof. Weiterhin soll die Barrierefreiheit im ÖPNV weiter verbessert werden, zusätzliche Haltstellen sollen entsprechend nachgebessert werden.
Schwarzenbek will auf die Überholspur
Auf den ersten Blick höchst überschaubar wirkt, was Schwarzenbek für den Wettbewerb ins Rennen geführt hat. „Das sind weit mehr als fünf Punkte“, tritt Bauamtsleiter Ralf Hinzmann Fragen entgegen, warum die Europastadt den anderen Kommunen hinterherhinkt. Alle Details kenne Schwarzenbeks Klimaschutzmanagerin.
Die Europastadt könne nicht nur mit dem letzten Stadtbusverkehr der Städte im Südkreis punkten, und damit, dass er als erster allein mit umweltfreundlichen E-Bussen betrieben werde, sagt Nina Reimers. Dazu wurden zwei neue Fahrradservice-Stationen in Schwarzenbek errichtet, am Bahnhof und bei der Polizei. Und eine Bike-and-ride-Station am Schwarzenbeker Bahnhof sei bereits seit 2018 in Betrieb.
Geld für Radverkehrskonzept ist genehmigt
Die Idee, auch ein Radverkehrskonzept für Schwarzenbek zu erarbeiten, sieht Nina Reimers auf einem guten Weg. „Uns ist für das Vorhaben gerade eine Förderung von 75 Prozent der Kosten genehmigt worden.“ Um die Bedingungen für den Radverkehr zu verbessern, sind aus ihrer Sicht viele Schritte denkbar. Dazu gehörten Schutzstreifen auf Hauptverkehrsstraßen, etwa Bundesstraßen, ebenso Überlegungen für Radwegeschnellverbindungen, etwa Richtung Lauenburg oder auf einer nicht mehr genutzten Bahnstrecke nach Trittau.
Doch auch kleinere Maßnahmen können helfen, ist Nina Reimers überzeugt. Viele Hammelgitter in Schwarzenbek bremsten oder verhinderten gar Radverkehr. „Wo sie notwendig sind, um zu vermeiden, dass Radfahrer ungebremst auf die Straße fahren, ist der Erhalt sicherlich sinnvoll.“
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Zu eng für Lastenräder? Hammelgitter im Visier
Nach einer Bestandsaufnahme könne jedoch geschaut werden, wo sie inzwischen überflüssig sind, abgebaut werden können. Oder wo sie umgebaut werden sollten. Reimers: „Hammelgitter, die so eng stehen, dass dort kein Lastenrad hindurchgeschoben werden kann, sind sicher nicht zeitgemäß.“
Mit zweitem Anlauf zu Carsharing-Angebot
Neben ÖPNV, Fahrrädern und E-Mobilität soll für die Verkehrswende auch Carsharing eine Rolle spielen. In Schwarzenbek ist ein zweiter Anlauf in Vorbereitung, derzeit werden Sponsoren gesucht. Ein Carsharing-Projekt mit der Deutschen Bahn hat nicht funktioniert, ist eingestellt worden. Einzelne Pkw sind nicht die Lösung, meint Reimers: Auf den Dörfern verzichte niemand auf einen privaten Pkw, wenn nicht Carsharing-Pkw sicher zur Verfügung stehen oder ihr Radius beschränkt sei.
In Schwarzenbek soll bald ein neunsitziger Bus fahren. Reimers setzt darauf, dass er als Türöffner für weiteres Carsharing dienen kann: „Den Bus können dann zum Beispiel auch Vereine und Institutionen nutzen, um etwa gemeinsam Veranstaltungen anzusteuern.“