Lauenburg / Büchen. Praktischer Anschauungsunterricht für Grüne Landtagsabgeordnete im Kreis Herzogtum. Wo Städte und Gemeinden Land und Bund voraus sind.
Keine Woche vergeht, in der die Grünen auf Bundesebene nicht massiv in der Kritik stehen – von CDU, AfD und Linken, aber auch durch den Koalitionspartner FDP. Während in Berlin und einigen Ländern nach Herzenslust über Klimaschutz, Energie- und Verkehrswende gestritten wird, über Heizungstausch, Gebäudesanierung und dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, geht es in vielen Städten und Gemeinden voran. In kleinen Schritt, aber mit erkennbarem Willen, den Klimawandel noch aufzuhalten oder ihm zumindest zu begegnen, wie eine Rundreise zweier grüner Landtagsabgeordneter im Lauenburgischen zeigt.
In Lauenburg, Büchen und Wentorf trafen die klimapolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Nelly Waldeck und Finanzpolitiker Oliver Brandt mit den jeweiligen Klimaschutzmanagern zusammen. In Lauenburg gesellte sich Bürgermeister Thorben Brackmann (CDU) hinzu.
Energiewende im Kreis Herzogtum: Lauenburg und Büchen machen Tempo
Die Schifferstadt ist von den Folgen des Klimawandels besonders bedroht. Gerade erst haben in einem Teilabschnitt Arbeiten begonnen, die tiefer gelegenen Teile der Stadt gegen weitere Überflutungen durch Elbhochwasser zu schützen.
Den großen Wurf möchten die Verantwortlichen in Lauenburg in der aktuellen Entwicklung noch nicht erkennen. Doch Landesumweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) hat nach jahrelanger Hängepartie um den Schutz von Lauenburg allgemein und der Altstadt im Besonderen die Hoffnung genährt, dass es jetzt vorangehen soll.
Endlich praktische Fortschritte für den Hochwasserschutz
„Ich bin bedingt optimistisch, dass es nach dem Baubeginn im Bereich D (Palmschleuse) im kommenden Jahr auch im Bereich C zwischen Hafenbrücke und Schleuse losgeht“, so Thorben Brackmann. Der Minister habe deutlich gemacht, dass das Geld, trotz Millionen-Kosten, kein Problem darstelle.
Dies ist nicht wirklich neu, die Planungen des Flutschutzes sind jedoch alles andere als trivial. Ein Grund: Die Altstadt soll geschützt werden, ohne das historische Kleinod mit Deichen und Wällen einzumauern. Umfang, Art und Kosten mobiler Schutzeinrichtungen gaben Anlass zu jahrelangen Diskussionen.
Abstimmungen mit der Bahn sind schwierig
Tatsächlich ist der Zeitdruck groß. Nicht nur, weil verhindert werden soll, dass Teile Lauenburgs erneut überschwemmt werden, wenn der Flutschutz beim nächsten extremen Elbehochwasser noch Lücken aufweist. Brackmann: „Einige Arbeiten betreffen die Bahnlinie.“
Die Deutsche Bahn steht immer wieder in der Kritik wegen ihres wenig abgestimmten Vorgehens bei Streckenreparaturen oder der Instandsetzung der Lauenburger Elbbrücke. Planen andere Maßnahmen, die Bahntrassen betreffen, besteht das Unternehmen dagegen auf einen Vorlauf von zwei Jahren zwischen der Planung und dem Beginn der jeweiligen Arbeiten. Sie sind aktuell auf 2024 terminiert.
Klärungsbedarf besteht weiter für Schutz der Altstadt
Während für einen Teilbereich des Lauenburger Flutschutzes jüngst das Rammen von Spundwänden begonnen hat, müssen für eine geplante Logistikfläche nahe der Lauenburger Marina noch wichtige Einzelheiten geklärt werden: Je nachdem mit welchen mobilen Elementen die Altstadt später einmal gesichert werden soll, muss die Lagerfläche dimensioniert werden.
Lauenburg ist, wie berichtet, bereits mit umfangreichen Überlegungen für eine kommunale Wärmeplanung beschäftigt. Ein ebenfalls notwendiges Kältekonzept ist erst in Vorbereitung. Angesichts der immer heißeren Sommer mit ungewöhnlichen Hitzewellen planen viele Kommunen Vorkehrungen, wie Menschen geschützt werden können – durch mehr Schatten, kühlendes Grün und Wasserflächen sowie Trinkwasserbrunnen im Freien.
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Die Kälteplanung steckt erst in den Anfängen
Dazu kommen große Aufenthaltsräume oder Hallen, die sich herunterkühlen lassen. Eine Voraussetzung sind Notstromaggregate, falls klimabedingt die Stromversorgung ausfällt. Lauenburg hat bereits mehrere beschafft, zum Teil finanziell gefördert durch den Kreis. Damit soll im Fall der Fälle ein Mindestmaß an Kommunikation für den Katastrophenschutz sichergestellt werden.
Beim Besuch in Büchen wurden die Grünen Landespolitiker von Klimaschutzmanagerin Maria Hagemeier-Klose über den aktuellen Stand informiert. Die 6500-Einwohner-Gemeinde hat für die Region eine besonders Bedeutung, als Nahversorgungszentrum und vor allem auch, weil Tausende Menschen regelmäßig den Umsteigebahnhof nutzen.
Büchen treibt Ausbau des Radwegenetzes voran
Neben dem Mobilitätskonzept der Aktiv-Region Sachsenwald spielt Büchens Radverkehrskonzept eine besondere Rolle. „Ausbau und Sanierungen weiterer Radwege sind in Vorbereitung“, bestätigt Hagemeier-Klose. So soll auf der Trasse Büchen – Schulendorf eine Lücke geschlossen werden. Zwischen Büchen und Büchen-Dorf ist ein Ausbau geplant: „Der Weg wird entsprechend der aktuellen gesetzlichen Bestimmung verbreitert.“
Ein weitere Punkt ist die Umstellung auf erneuerbare Energien. „Unabhängig davon, ob es sich um öffentliche Gebäude, Schulen oder kommunale Wohnungen handelt, das denken wir überall mit“, sagt Hagemeier-Klose. So solle die im Bau befindliche neue Grundschule später komplett durch Erdwärme und Photovoltaik mit Energie versorgt werden.
Energiewende wird für alle kommunalen Gebäude mitgedacht
Bestehende Gebäude werden entsprechend aufgerüstet, so das Schulzentrum mit weiteren Solar-Paneelen auf dem Dach. Dazu soll Abwärme eines Blockheizkraftwerkes für die Heizung des Komplexes genutzt werden.
Die etwa doppelt so große Gemeinde Wentorf will einen kompletten Ortsteil binnen weniger Jahre auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung umstellen. Das Wohnquartier auf dem ehemaligen Areal der Bose-Bergmann-Kaserne soll dann CO2-frei mit Wärme versorgt werden, erläuterte Klimaschutzmanagerin Yvonne Hargita den Landtagsabgeordneten Olaf Brandt und Nelly Waldeck.
Wentorf plant einen klimaneutralen Ortsteil
„Effektiver Klimaschutz braucht eine gute Abstimmung zwischen den verschiedenen Ebenen“, so Waldeck. Brandt betont die besondere Bedeutung der Städte und Gemeinden. „Klimaschutz wird vor Ort umgesetzt. Daher ist die Aufgabe der Klimaschutzmanagerinnen und -manager in unseren Kommunen so wichtig, um Schleswig-Holstein bis 2040 klimaneutral zu machen.“