Lauenburg. Bis E-Busse im Linienbetrieb Lauenburg ansteuern, muss noch einiges geschehen. Ist Ratzeburg als Ziel eine mögliche Alternative?

Verkehrte Welt im Kreistag Herzogtum Lauenburg. Während in Berlin und Brüssel Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) angesichts der Verkehrswende Alternativen zur E-Mobilität geprüft sehen will, hat die FDP-Fraktion im Kreistag in Ratzeburg einen Antrag für ein Konzept zu einem emissionsfreien Busverkehr im Kreisgebiet abgelehnt. Tenor: Dazu sei bereits alles Notwendige beschlossen. Allein: Inwieweit notwendige Infrastruktur bereitsteht, beziehungsweise zeitnahe geschaffen werden kann, ist alles andere als klar.

Herzogtum Lauenburg: Für mehr Elektro-Busse fehlt es an Ladesäulen

Der Vorstoß der schwarz-grünen Koalition fand dennoch im Kreistag eine Mehrheit. Derzeit verkehren bereits Busse mit Elektroantrieb, im Kreisgebiet im Wesentlichen allerdings nur zwischen Bergedorf und Geesthacht. Für die Zukunft eines klimaneutralen Busverkehrs soll die Kreisverwaltung nun „unter Einbeziehung beziehungsweise Bewertung der Ideen unserer Dienstleister“, ein Konzept erstellen.

Als überflüssig wertete Holger Kempter (FDP) den Antrag. Schließlich sei bereits im Klima- wie im Nahverkehrskonzept des Kreises verankert, dass der Nahverkehr besonders umweltschonend gestaltet werden solle. „Ein weiterer Prüfauftrag belastet nur unsere Verwaltung.“

Bund gibt weiteres Geld für klimafreundlichen Nahverkehr

Die Erläuterungen von Michael Sauerland verfingen bei Kempter nicht. Der Christdemokrat hatte ausgeführt, dass es noch an der notwendigen Lade-Infrastruktur für E-Busse mangele: „Eventuell kann auch Wasserstoff eine Lösung für die Probleme sein.“

Die Zeit drängt, nicht nur wegen der angepeilten Wende im Verkehrssektor, um den CO2-Ausstoß möglichst rasch zu reduzieren: Noch im Frühjahr kann der Kreis weitere Fördermittel für die Verkehrswende beim Bund abrufen. Die Frage ist, wo zusätzliche E-Busse zeitnah eingesetzt werden können.

VHH-Busse über Geesthacht hinaus bis Lauenburg fahren zu lassen, scheint auf den ersten Blick eine naheliegende Lösung. Der große Betriebshof der Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein in Bergedorf bietet bereits Ladeinfrastruktur für E-Busse. Anders jedoch der mögliche Endhaltepunkt auf dem Lauenburger ZOB.

Das Stromnetz in Lauenburg reicht nicht

Um Elektro-Busse im laufenden Linienbetrieb laden zu können, reiche das vorhandene Stromnetz der Schifferstadt nicht aus, weiß Norbert Brackmann, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion.

Eine Lösung könne der geplante, leistungsfähigere Anschluss des Lauenburger Industriegebietes ans Stromnetz sein. „Über die Möglichkeiten, hier auch Lademöglichkeiten für E-Busse vorzusehen, muss rechtzeitig mit SH-Netz gesprochen werden“, fordert der Lauenburger.

Noch langsamer als die Ladeinfrastruktur für E-Pkw wächst die für leistungshungrige Busse. Im Lauenburgischen sieht Brackmann eine Alternative für den E-Busverkehr bis Lauenburg – er könne auch bis Ratzeburg gehen, denn: „In Ratzeburg wird ein neuer Betriebshof für den örtlichen Anbieter gebaut.“ Elektro-Säulen könnten hier gleich mitgeplant werden.

Wasserstoff ist aktuell keine Alternative für Busverkehr

Bis klimaneutral erzeugter Wasserstoff irgendwann in ausreichender Menge verfügbar ist, wird dagegen noch viel Zeit vergehen. Brackmann: Wasserstoff werde eher für Lkw oder Transporter benötigt, um deren Zuladung nicht durch schwere Akku-Zellen zu minimieren.