Schwarzenbek. Ausgelassene Stimmung trotz Regen beim Weinfest in Schwarzenbek. Neben Tropfen bekannter Winzer gab es auch eine ganz exklusive Sorte.
„Das Unwetter habe ich abgemeldet, Regen gibt es erst um 23 Uhr“, sagte die WVS-Vorsitzende Doris Lehmann am Donnerstagabend bei der Eröffnung des 31. Weinfests der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek auf dem alten Markt. So ganz recht hatte sie leider nicht. Sowohl Donnerstag als auch am Freitag regnete beim Weinfest, das Unwetter blieb aber aus und die vielen Gäste störte es nicht.
Schon am Eröffnungsabend drängten sich Hunderte Besucher auf den Bänken rund um die Wein- und Bierstände sowie die Stände mit deftigen Speisen. „Die Menschen hungern nach der Corona-Zeit nach Geselligkeit und genießen es, wieder zusammen zu sein. Das haben wir schon im Vorjahr bemerkt“, sagt Christian Porscha vom gleichnamigen Weingut. 1990 gab es das erste Weinfest, mittlerweile wird die 31. Auflage gefeiert. Nur während der Pandemie fiel das Fest aus.
Weinfest Schwarzenbek: Hunderte Besucher bei der Eröffnung
Bis auf einen Versuch im Jahr 2014 auf dem Parkplatz an der Seestern-Pauly-Straße vor einigen Jahren fand es immer auf dem alten Markt statt und es gab auch häufig Regen – obwohl das laut Uwe Krützmann, ehemaliger Vorsitzender der WVS, ein Gerücht sei. In diesem Jahr war ursprünglich als neuer Standort der Ritter-Wulf-Platz geplant, dann gab es aber einige Absagen von Anbietern und letztlich passten dann doch alle Stände auf den alten Markt – auch wenn es dort ganz schön kuschelig, aber keinesfalls ungemütlich eng zugeht.
Die Geselligkeit stand im Vordergrund und neben externen Anbietern sind auch lokale Unternehmen dabei, zum Beispiel Opa Peters von Kim-Ole Peters mit Cocktails, Daniel Schmidt und sein Team vom Kleinen Kunstschützen mit Gastronomie und Bruhn’s Gasthof aus Brunstorf mit Speisen vom Grill.
„Wir genießen es, wieder mal in Schwarzenbek zu sein. Das Weinfest bleibt ein fester Termin in unserem Kalender und wir haben uns auch ein Zimmer genommen, damit wir mit Freunden einige Gläser Wein trinken können“, sagte der ehemalige Vorsitzende des Seniorenbeirats, Jörg Scheele, der mit Ehefrau Bärbel Raithel von seiner neuen Heimat an der Ostsee gekommen war. „Hier ist eine gute Gelegenheit, viele alte Bekannte zu treffen und es ist auch trotz der Musik nicht zu laut, um sich zu unterhalten“, so Bärbel Raithel, die viele Jahre die Seniorenresidenz St. Franziskus geleitet und die großen Feste vom Bündnis für Familien organisiert hatte.
Für Musik sorgte diesmal erstmals der Chor SingSangSong mit Stücken von Coldplay über die Beatles und Lady Gaga bis hin zu George Michael. Für den Chor war es der erste große Auftritt in diesem Jahr.
Für die Ehepaare Gawlik, Wulff und Offen aus Schwarzenbek standen allerdings die edlen Tropfen im Mittelpunkt. „Wir kommen schon seit vielen Jahren und schwören auf die Weine vom Gut Rückrich“, sagte Kirsten Gawlik. Die sechs Schwarzenbeker ließen sich Rosé und Grauburgunder schmecken. Auf die Frage, welcher besser ist, antworteten sie unsiono: „Beide“.
Politiker nutzen das Fest für einen Zwanglosen Austausch im „Jamaika-Lager“
Für einen zwanglosen Plausch bei einem Glas Rosé nutzten auch die Politiker Paul Dahlke, Roman Larisch (beide CDU), die Liberalen Hartmut Hintze, Jan Philipp Ruppolt und Peter Schönberg sowie Marcel Marin von den Grünen die Eröffnung des Weinfestes. Auf die Frage, ob sie gerade an einer Jamaika-Koalition schmieden, antwortete Paul Dahlke lachend; „So etwas überlassen wir anderen. Wir arbeiten sachorientiert zusammen. Aber jetzt wollen wir erst einmal feiern.“
Der Seitenhieb ging in Richtung SPD und FWS, die im Vorfeld der konstituierenden Sitzung die Mehrheitsverhältnisse mit einer Fraktionsgemeinschaft kippen wollten, dann aber doch zurückruderten. Zu der Runde gesellte sich auch Bürgermeister Norbert Lütjens, der es aber beim Mineralwasser beließ, weil er danach in die erste Sitzung des neu formierten Ausschusses für Kitas und Schulen musste.
Ganz neu unter den Anbietern ist Niko Mitroulis, der mit Sohn Konstantin den ganz besonderen Wein seiner Eltern vertreibt. Ein seltener, exklusiver Wein mit dem Namen „Philosophia“ aus der antiken Rebsorte Limnio wird von seinen Eltern Gisela und Konstantinos Mitroulis auf einem kleinen Weingut an der Ägäis dem Dorf Mikri Volvi nahe Thessaloniki gekeltert. „Meine Familie füllt nur 10.000 Flaschen im Jahr ab, wir verkaufen nur an Privatpersonen“, sagt Niko Mitroulis.
Ehemaliger Nomade und Modehändler erfüllt sich Traum vom eigenen Weingut
Mit dem Wein hatte sein Vater sich einen Kindheitstraum erfüllt. 1944 wurde der in Griechenland geboren, seine Eltern führten ein Nomadenleben und zogen mit einer Ziegenherde mit 800 Tieren durch die Region. Danach kam Konstantinos Mitroulis als Gastarbeiter nach Deutschland, baute ein eigenes Unternehmen auf, in dem er Kleidung – überwiegend aus Leder – für die Modeindustrie herstellte. 2002 verkaufte er die Firma und zog mit Ehefrau Gisela zurück nach Griechenland und kaufte auf dem Land, auf dem früher die Ziegen seiner Familie grasten, einen Weinberg.
Er entschied sich für die alte Sorte, die es nur in dieser Region von Griechenland gibt und setzt auf biologischen Anbau ganz ohne Chemie. „Es war von Anfang an klar, dass ich hier die Vermarktung übernehme“, sagt Niko Mitroulis. Allerdings ist sein Hauptstandbein der Handel mit Antiquitäten. „Aber ich bin mittlerweile im Sommer fast jedes Wochenende auf einem Weinfest. Wenn wir hier gut aufgenommen werden, kommen wir wieder“, sagte er.
Für Christian Porscha ist das ein Selbstgänger. Genau wie das Weingut Rückrich, ist seine Familie seit der ersten Stunde dabei. „Schwarzenbek ist ein wichtiger Standort für uns, um unsere Marke in der Region bekannt zu machen. Aber das Kundenverhalten hat sich sehr verändert. Die Kunden haben sich früher auch gleich bevorratet, wenn ihnen ein Wein von uns geschmeckt hat. Heute kommen sie zum Feiern, nur die wenigsten stellen sich noch 30 bis 40 Flaschen Wein in den Keller“, so der 33-jährige Winzer.
Der Wein vom Fest ist von guter Qualität aber noch Jahrgang 2022
Der Wein, der jetzt durch die Kehlen der Schwarzenbeker fließt, stammt aus dem Vorjahr. Die Reben von 2023 werden erst im Oktober und November gekeltert. „Wir hatten sehr nasse Winter und trockene Sommer. Der Säuregehalt im Wein ist sehr niedrig. Das macht ihn sehr bekömmlich. Aber die Mengen sind auch wegen der Trockenheit deutlich zurückgegangen. Üblicherweise keltern wir 500.000 Liter, 2022 waren es nur zwei Drittel der üblichen Menge, aber die Qualität ist gut. Und wir haben auch einen sehr guten Eiswein“, so Porscha.
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Die Weine kosten in diesem Jahr durchschnittlich fünf Euro pro Glas (0,2 Liter) auf dem Weinfest. Eiswein ist mit vier Euro (0,1 Liter) teurer. Das Weinfest ist noch am Sonnabend von 17.30 bis 23 Uhr geöffnet. Ab 19 Uhr sorgt dann der Schwarzenbeker DJ Kai-Uwe Fischer für Stimmung.