Schwarzenbek. In 2023 steigt das dreitägige Fest der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek auf dem Ritter-Wulf-Platz. Was noch geplant ist.
Alles neu macht in diesem Jahr nicht der Mai, sondern der Juni: Das traditionelle Weinfest der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek (WVS) wird größer, vielfältiger und europäischer und wechselt daher vom bisherigen Standort auf dem alten Markt auf den größeren Ritter-Wulf-Platz direkt neben dem Rathaus. Seit 1990 lädt die WVS zum Weinfest ein: Aus kleinen Anfängen wurde daraus ein dreitägiges Volksfest mit Bühne, Live-Musik, Buden und drei Winzern, die ihre eigenen Weine anbieten.
Die Pläne wurden während der Jahresmitgliederversammlung der WVS am Donnerstagabend, 26. Januar, im Kleinen Kunstschützen vorgestellt. Von den 150 Mitgliedern waren 30 gekommen, die bei den Wahlen die Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern bestätigten. Neu im Vorstand als Beisitzerin ist Optikerin Annika Berling.
Weine aus Frankreich und Käse aus der Schweiz
Neben den bisherigen Weingütern Porscha und Rückrich, die von Anfang an dabei sind, kommt vom 22. bis 24. Juni auch wieder Winzer Thomas Sippel in die Europastadt. Er hat erstmals 2022 seine Weine vorgestellt. Doch damit nicht genug: In diesem Jahr soll auch ein Weinhändler aus der französischen Partnerstadt Aubenas das Angebot bereichern.
Und auch ein Weinhändler aus Schwarzenbek hat sein Interesse bekundet. Damit hätte das Fest gleich fünf Weinstände. Aktuell laufen noch Verhandlungen mit einem Käsehändler aus der Schweiz, der das Angebot von Käse-Sommeliere Petra Schweim, die ebenfalls wieder dabei ist, komplettieren würde. Inklusive Bühne und weiteren Ständen würde das alles den bisherigen Standort am alten Markt sprengen.
„Wir gehen deshalb mit dem Weinfest auf den Ritter-Wulf-Platz“, erklärte die WVS-Vorsitzende Doris Lehmann. Das habe zur Folge, dass die Wochenmarkthändler am Sonnabend, 24. Juni, mit ihren Ständen auf den alten Markt umziehen müssten. Die leise Anmerkung von Bürgermeister Norbert Lütjens, der Gast der Versammlung war, ging da fast unter, denn die Marktbeschicker sind über diesen Umzug bisher noch nicht informiert worden.
Der Wechsel des Wochenmarktes auf den Platz an der Lauenburger Straße ist seit Langem ein Wunsch der Einzelhändler, die sich davon eine Belebung der Innenstadt erhoffen. Doch fast ebenso lange wehren sich die Marktbeschicker dagegen. Zwar waren sie vor etwa 20 Jahren, als es noch im Frühjahr und Herbst einen Jahrmarkt in der Stadt gab, regelmäßig auf den alten Markt ausgewichen. Doch jetzt seien ihre Verkaufswagen und Stände viel größer, es fehle zudem an den notwendigen Stromanschlüssen, so ihre Argumentation.
Ziel ist die Belebung der Schwarzenbeker Innenstadt
Das lässt Lehmann jedoch nicht gelten: Auch in Geesthacht sei der Markt umgezogen und hätte sich dadurch positiv entwickelt. Dicht an dicht stehende Stände wie etwa in Lüneburg seien zudem attraktiver. Zudem, so die WVS-Vorsitzende, müsse es doch auch im Interesse der Markthändler sein, neue Kundenschichten zu erschließen. Bisher seien es vor allem Senioren und alteingesessene Schwarzenbeker, die die Wochenmärkte am Mittwoch und Sonnabend besuchen. Die zahlreichen Neubürger der Stadt ins Zentrum zu holen und für die Stadt zu gewinnen, sei das Ziel der WVS.
Dies sei im vergangenen Jahr mit dem Weinfest, aber auch dem WVS-Adventskalender gelungen. 30 Händler und Dienstleister hatten an der Aktion teilgenommen. Jeden Tag wurden mehrere Preise verlost. Ihr Fazit: Viele Kunden seien überrascht von der Vielfalt des Angebots gewesen und hätten auch spontan eingekauft. Lehmann: „In diesem Jahr wird es wieder einen WVS-Adventskalender geben, für den bis jetzt bereits 45 Unternehmen ihre Teilnahme zugesagt haben.“
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Stadt für Fachkräfte und Azubis attraktiv machen
Große Erwartungen setzt Lehmann deshalb auch auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK): „Wir müssen dieses beeindruckende Projekt aus Sicht der Wirtschaft mit begleiten.“ Dabei gehe es nicht nur um die Zukunft der Stadt, sondern der ganzen Region. Die könne es sich nicht leisten, dass sowohl Neubürger als später deren Kinder als Azubis nach Hamburg pendeln: „Wir brauchen sie als Auszubildende und Fachkräfte hier bei uns in der Region“, so Lehmann.
Um die Teilnahme der Gewerbetreibenden an den ISEK-Workshops warb auch Lütjens: „Kommen sie zum nächsten Workshop am 17. Februar und bringen sie ihre Ideen ein.“ Wie schon auf dem Neujahrsempfang betonte der Verwaltungschef, dass die Stadt in den kommenden Jahren ihr Gesicht verändern werde. An die Einzelhändler und Dienstleister der Innenstadt gewandt, versprach er: „Wenn der Kreisverkehr in Höhe der Feuerwache kommt – und er kommt – dann können wir die Lauenburger Straße auch verkehrsberuhigen.“ Lütjens verband seinen Besuch bei der WVS mit dem Dank an die Gewerbetreibenden für ihr großes Engagement.
Maibaumfest als „Diner en blanc“
Erstmals seit drei Jahren laden die Einzelhändler der Innenstadt in diesem Jahr auch wieder zu verkaufsoffenen Sonntagen ein. Der erste Shopping-Sonntag am 23. April steht unter dem Motto „Vita und gesund“. Ein weitere Sonntag am 9. Juli wird gemeinsam mit dem Ratzeburger Automobilclub (RAC) als Oldtimer-Treffen ausgerichtet. Weitere Neuerung: Das Maibaumfest, das bisher vom Bürgerverein auf dem alten Markt organisiert wurde, wird auch nach dessen Auflösung weiter gefeiert.
Der Maibaum wird vom städtischen Bauhof aufgestellt, unter dem sich Bürger zum „Diner en blanc“ (weißes Dinner) treffen – das ist zumindest die Idee von Lehmann und der neuen städtischen Kulturbeauftragten Hannah Kloostermann. Am 14. November wird dann wieder der WVS-Wirtschaftspreis verliehen. Das Jahr endet dann mit dem WVS-Adventskalender. Ob es auch wieder ein Foodtruckfestival und einen Adventsabend mit Punsch und Snacks auf dem alten Markt geben wird, ist offen.