Lauenburg. Gäste der Stadt, die mit dem Bus nach Lauenburg kommen, sollen sich gleich willkommen fühlen. Um das zu erreichen, ist einiges zu tun.
Der erste Eindruck, ist der letzte, der bleibt – sagt der Volksmund. Wenn das stimmt, ist der Lauenburger ZOB keine gute Visitenkarte für die Stadt. Freundlich ausgedrückt versprüht der Platz den Charme der 70er-Jahre. Das wäre ja noch in Ordnung, wenn er ansonsten picobello wäre. Doch wer hier von außerhalb ankommt, sieht jede Menge Dreckecken, einen ungepflegten Wartebereich und eine Toilette, die man besser nur im äußersten Notfall aufsucht. Doch das soll sich jetzt ändern. Alle Hürden sind genommen: Nach mehreren Anläufen soll Anfang nächsten Jahres die Umgestaltung des Platzes beginnen.
Schon 2016 gab es Überlegungen, den Lauenburger ZOB gründlich aufzuwerten. Es gab sogar schon einen Zuwendungsbescheid über Städtebaufördermittel. „Das Geld für die Planung liege „im sechsstelligen Bereich“ und sei bereits freigegeben, hieß es damals vonseiten der Stadt. Ein Jahr später sollte in einem Architektenwettbewerb die beste Gestaltungsidee ausgelobt werden. „Das Problem war, dass wir zwar die Außenanlagen hätten umgestalten können, aber das Geld nicht für den Kiosk mit Wartebereich gehabt hatten“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe.
Lauenburger ZOB wird zur „Plushaltestelle“
Nun also der dritte Anlauf. Das unaussprechliche Förderprogramm heißt ÖVer.KAnt – genauer gesagt „Kreisübergreifende Angebots-Offensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“. So sperrig der Name des Projektes, so gut ist es für Lauenburg. Dieses Projekt fördert nämlich seit Kurzem auch den Umbau von Haltestellenbereichen zu sogenannten „Plushaltestellen“. Die Verwaltung geht davon aus, dass aus diesem Programm Mittel in Höhe von 360.000 Euro nach Lauenburg fließen könnten. Damit soll nach dem Vorschlag der Verwaltung ein Gebäude am ZOB errichtet werden, das Gastronomie, Wartebereiche und Sanitäranlagen unter einem Dach vereint.
Die Umgestaltung des umliegenden Bereiches soll wie schon 2016 geplant durch Städtebaufördermittel finanziert werden Außerdem will die Stadt den Fördertopf zur „Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden“ anzapfen. Durch diese geschickte Kombination der Fördertöpfe bleibt bei der Stadt ein Eigenanteil für die Gesamtmaßnahme in Höhe von rund 300.000 Euro hängen. Einen Deckungsvorschlag macht die Stadt auch: Eine Straßenbaumaßnahme soll sinnvollerweise zurückgestellt werden, da dort zu einem späteren Zeitpunkt auch Kanalbauarbeiten geplant sind.
E-Mails checken und Informationen über die Stadt erhalten
Vor Wind und Wetter geschützt E-Mails checken oder Sehenswürdigkeiten in Lauenburg googeln – das soll künftig am Lauenburger ZOB dank eines leistungsstarken WLAN-Bereiches möglich sein. Natürlich wird es auch weiterhin ein Imbissangebot vom von allen Seiten zugänglichen Kiosk geben. Die Wartebereiche erlauben einen Überblick auf die jeweiligen Ankunfts- und Abfahrtbereiche. An dem neuen Bussteig im Westen sind zwei zusätzliche Fahrgastunterstände vorgesehen.
Haltestellen und Taxibereich werden neu geordnet. Für die Mitarbeiter der VHH und der Autokraft ist ein separater Sanitärbereich geplant. Das ist jetzt auch schon so, denn vor zwei Jahren hatten sich die Busfahrer geweigert, in ihrer Pause die öffentliche Toilette am Lauenburger ZOB aufzusuchen. Ekel-Bilder hatten in Lauenburg zuvor die Runde gemacht. Seitdem ist eine der beiden Toiletten abgeschlossen und den Busfahrern vorbehalten.
VHH in die Planung des ZOB einbezogen
Ein weiteres Manko des Lauenburger ZOB ist derzeit die Anordnung der Haltestellen sowie des Taxistandes. Wenn sich mittags noch die Schulbusse zu den normalen Linienbussen gesellen, wird es bisweilen recht eng. „Wir haben bei der Planung die Fachleute der VHH einbezogen. Der künftige Haltestellenbereich ist nicht nur übersichtlicher, sondern für die Busfahrer auch leichter zu befahren“, sagt Asboe. Durch die Verlegung des Taxistandes an den südlichen Rand des ZOB bleibt mehr Platz für die Busse, sodass die Fahrer zu Stoßzeiten nicht mehr so viel jonglieren müssen.
Vorgesehen ist außerdem ein großzügiger Freiraum mit Radabstellanlagen, Grünflächen und Sitzgelegenheiten. Eine behindertengerechte Toilettenanlage ist ebenfalls geplant. Um heutigen energetischen Anforderungen gerecht zu werden, ist außerdem vorgesehen, das zentrale Gebäude mit einer Fotovoltaikanlage sowie einem Gründach auszustatten. Ein Zugang ist von allen Haltebereichen möglich.
Wartebereich, Kiosk und Sanitäreinrichtungen in Modulbauweise
Der künftige Wartebereich mit Kiosk und Sanitäranlagen wird in sogenannter Modulbauweise errichtet. Container werden so zusammengefügt, dass ein funktionaler Bereich entsteht. Der eigentliche Wartebereich mit Gepäckboxen und modern ausgestatteten Arbeitsplätzen wird überwiegend verglast und wird abends verschlossen. Die Verbindungselemente bestehen aus gewellten Aluminiumpaneelen. „Damit hat man gute Erfahrungen gemacht, um Schmierereien zu unterbinden“, sagt Asboe.
Die Außenanlagen des ZOB gestaltet das Büro Plateau Landschaftsarchitekten. Die Berliner Freiraumgestalter hatten vor einem Jahr den Wettbewerb um die Lesegärten rund um das neue Medienzentrum gewonnen. „Damit können wir eine Freiflächen der Innenstadt wie aus einem Guss planen“, freut sie Bürgermeister Thorben Brackmann.
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Umbau des ZOB beginnt Anfang nächsten Jahres
Die Stadt hat sich für die Umsetzung des Projektes ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. „Die Baugenehmigung liegt uns seit Kurzem vor. Der Kreis schreibt derzeit die Lieferung der Module für Kiosk und Wartebereich aus. Ich denke, dass wir Anfang nächsten Jahres mit dem Umbau beginnen können“, stellt Asboe in Aussicht. Das ist eine große Herausforderung, denn während der Bauarbeiten wird der ZOB nicht verlegt.
Zunächst wird der alte Kiosk mit Wartebereich abgerissen. Dann erfolgt die Errichtung des Neubaus. Die Freiflächengestaltung und Verlegung der Bushaltestellen schließt sich an. „Wir gehen davon aus, dass der ZOB Ende nächsten Jahres eine gute Visitenkarte für unsere Stadt ist“, sagt der Bürgermeister.