Lauenburg. Schmökern, gärtnern und klönen soll auf der Freifläche am Medienzentrum möglich sein. Was der Siegerentwurf außerdem vorsieht.

Im Moment braucht man noch viel Fantasie, um sich Lauenburgs neue Mitte vorzustellen. Lediglich die Bauarbeiten am ehemaligen Gasthaus Stappenbeck sind in vollem Gange. Bis Herbst 2023 soll das historische Gebäude zu einem modernen Medienzentrum mit Bücherei, Stadtarchiv und Café umgebaut werden.

Für die benachbarte Freifläche ist Ende 2021 ein Architekturwettbewerb entschieden worden. Der Siegerentwurf sieht einen Gebäudekomplex namens Markttwiete mit Wohnungen und Geschäften vor. Jetzt ist auch der Gestaltungswettbewerb um die verbindende Freifläche abgeschlossen. Hier soll ein sogenannter Lesegarten entstehen. Der Entwurf des Berliner Büros Plateau Landschaftsarchitekten überzeugte die Jury am meisten.

Stadtplanung von Lauenburg mit Medienzentrum, Markttwiete und Lesegarten

Wie schon beim vorausgegangenen Gestaltungswettbewerb gab es auch diesmal ein Auswahlverfahren, das nicht nur durch Fachleute, sondern auch durch Verwaltungsmitarbeiter und Lauenburger Politiker entschieden wurde. Als Sachpreisrichter waren nominiert: Christian Stockfisch (CDU) als Vorsitzender des Bauausschusses, Jens Meyer (SPD) als zweiter Stadtrat sowie Niclas Fischer (LWG) als Vorsitzender des Hauptausschusses. Eine durchaus umstrittene Zusammensetzung. „Damit sind alle Fraktionen stimmberechtigt vertreten, nur unsere nicht“, hatte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Thorsten Pollfuß, moniert.

In der Gruppe der Fachpreisrichter saß unter anderem ein Vertreter von kbnk Architekten aus Hamburg. Aus der Feder dieses Büros stammen die Planungen für das neue Medienzentrum und die Markttwiete. Zu den nichtstimmberechtigten Sachverständigen dieses Verfahrens gehörte unter anderem die Leiterin der Lauenburger Stadtbücherei, Uta Silderhuis.

Berliner Planungsbüro Plateau bekommt 4200 Preisgeld

Angesprochen waren Büros für Landschaftsarchitektur mit entsprechenden Referenzen. Oder sogenannte Junge Büros mit Akteuren, die nach 1982 geboren sind, und ausgefallene, aber umsetzbare Ideen präsentieren. Am Mittwoch, 24. August, beurteilte die Jury vier fristgerecht eingereichte Wettbewerbsbeiträge. „Dabei kristallisiert sich eine Arbeit schon als klarer Favorit heraus. Es wird darüber diskutiert, ob – abweichend von der Auslobung – nur ein erster Preis und keine weiteren Preise vergeben werden sollte“, heißt es im Protokoll.

Am Ende blieb es aber bei der ursprünglichen Variante. Das Berliner Planungsbüro Plateau kann sich also nicht nur über dem Wettbewerbssieg, sondern auch über ein Preisgeld in Höhe von 4200 Euro freuen. Der zweitplatzierte Entwurf stammt vom Büro MERA Landschaftsarchitekten aus Hamburg. Dafür gab es ein Preisgeld in Höhe von 2800 Euro.

Siegerentwurf schafft Verbindungen zum alten Stappenbeck

Büchereileiterin Uta Silderhuis hatte schon vor der Entscheidung einen der Ansprüche an den Lesegarten formuliert: „Das Angebot der Bücherei sollte sich draußen widerspiegeln. Das Repaircafé könnte auf den Lütten Markt verlegt werden“, sagte sie.

Genau das sieht der Entwurf der Berliner Planer vor. Der Lesegarten teilt sich nach deren Vorstellungen in einen öffentlichen und einen halböffentlichen Raum. In dem von der Bücherei zugänglichen Bereich sind verschiedene Pflanzinseln, kombiniert mit Sitzmöglichen vorgesehen. Hier griffen die Planer die Idee des sogenannten Urban Gardening (städtisches Gärtnern) auf. Die mögliche Nutzung: Mitten im Zentrum pflanzen Lauenburger jedes Alters gemeinsam Salat, ernten Radieschen oder säen Blumen aus.

Man kommt ins Gespräch, trinkt Kaffee oder schmökert in einer der Leseecken. Ein Podest, das auch als Bühne oder Tanzboden genutzt werden könnte, schafft den historischen Bezug zum ehemaligen Festsaal im Stappenbeck. „Besonders hervorzuheben ist die Auseinandersetzung mit den verwendeten Materialien und Gestaltungselementen. Gesägtes Kopfsteinpflaster stellt Barrierefreiheit her. Die Mauern und Sitzmöglichkeiten greifen den Backstein der angrenzenden Gebäude auf“, stellt die Jury fest.

Geplant wird ein großzügig gestalteter Platz mit schattenspendenden Bäumen

Die Fläche, die zum Lütten Markt ausgerichtet ist, sehen die Planer als großzügig gestalteten Platz mit schattenspendenden Bäumen, die trotzdem den Händlern der Wochenmarktes genügend Freiraum lassen und die Befahrbarkeit des Platzes nicht einschränken. Beide Teilflächen sollen außerdem für Aktivitäten und Veranstaltungen der Bücherei nutzbar sein.

„Diese Arbeit überzeugt die Jury vollends. Sie ist hervorragend geeignet, an dieser Stelle gemeinsam mit dem Umbau der Stadtbücherei und des Stadtarchivs einen städtebaulich qualitätsvollen Ort mit einer deutlichen Steigerung der Aufenthaltsqualität für die Lauenburger Bürgerinnen und Bürger sowie Besucher der Stadt zu schaffen“, so das Urteil der Preisrichter.

Gestaltung des Lesegartens könnte im Herbst 2023 beginnen

Bauamtsleiter Reinhard Nieberg ist optimistisch, dass die Umsetzung des Entwurfes der Berliner Planer unmittelbar an die Fertigstellung des Medienzentrums anschließt, also im Herbst 2023. „Wenn der Bauausschuss grünes Licht gibt, erteilen wir den Planungsauftrag“, sagt er.

Insgesamt sind für die Gestaltung der Flächen 500.000 Euro kalkuliert. Davon werden 375.000 Euro aus dem Bundesförderprogramm für Innenstadtentwicklung finanziert. Für den Rest sollen weitere Städtebaufördermittel zum Einsatz kommen.

Die Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Montag, 12. September, beginnt um 19 Uhr im Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule.