Lauenburg. Mit der Smartbench macht die Stadt Lauenburg ein kostenloses Angebot. Dabei kann die coole Bank noch mehr als Strom liefern.
Wer kennt das nicht: Da ist man in der Stadt unterwegs und plötzlich macht das Handy schlapp: Akku leer. Das kann – zumindest in der Lauenburger Oberstadt – ab jetzt nicht mehr passieren. Am ZOB steht jetzt eine Solarbank – oder moderner ausgedrückt: eine Smartbench. Die Anschaffungskosten in Höhe von 5000 Euro teilen sich die Versorgungsbetriebe und die Stadt Lauenburg jeweils zur Hälfte.
„Kann man sich da einfach so draufsetzen?“, fragt eine Frau und schaut etwas skeptisch. Sie wartet am Lauenburger ZOB auf den Stadtbus. Die Bank, auf der sie normalerweise sitzt und noch einen Kaffee trinkt, ist verschwunden. Stattdessen steht an dieser Stelle die Bank, die wie ein Photovoltaik-Modul auf vier Beinen aussieht. Der Vertriebsleiter der Lauenburger Versorgungsbetriebe, Denis Recknagel, zückt das Ladekabel für sein I-Phone und steckt es in die dafür vorgesehene Buchse. Vier Leute können hier gleichzeitig ihr Handy oder Tablet aufladen – entweder per Ladekabel oder durch Auflegen auf die beiden Induktionsflächen
Lauenburg bietet Sitzgelegenheit mit Lademöglichkeit
Die Solarbank, die am ZOB noch ein bisschen wir ein Fremdkörper wirkt, ist nämlich mehr als eine coole Sitzgelegenheit. Ein Stromanschluss ist dafür nicht erforderlich. Die Mitarbeiter des Bauhofes haben am ZOB den Platz ausgesucht, der den größten Teil des Tages in der Sonne liegt – wenn sie denn scheint. Notwendig ist das aber nicht, damit die Bank funktioniert. Die Bank verfügt über einen Batteriespeicher und kann dadurch auch bei starker Bewölkung oder in den Abendstunden Strom abgeben.
Wenn der Ladezustand der Solarbank unter 30 Prozent sinkt, wechselt die Solarbank in einen Schutzmodus. Die Funktionen schalten sich automatisch ab. Sobald der Ladezustand der beiden Akkus wieder auf mehr als 50 Prozent gestiegen ist, schaltet sich die Solarbank wieder ein. „Das dürfte aber nur selten vorkommen“, weiß Recknagel aus Erfahrung. Selbst für den großen Solarpark der Versorgungsbetriebe an der Juliusburger Landstraße reicht das normale Tageslicht aus, um Strom zu erzeugen. Und wer hätte es gedacht: In Lauenburg gibt es 900 Sonnenstunden im Jahr – zumindest statistisch gesehen.
- Geld für neue Elektrobusse, aber geeignete Strecken fehlen
- Schmökern und Schlemmen: Stadt sucht Pächster für das Lesecafé
- Lauenburg ist für Radfahrer ein gefährliches Pflaster
Solarbank kann als WLAN-Hotspot betrieben werden
Eigentlich kann die Bank sogar noch mehr. Ohne viel Aufwand kann sie zum WLAN-Hotspot umgerüstet werden. Das ist am Lauenburger ZOB aber nicht nötig. Seit sechs Jahren gibt es im Bereich Alte Wache freies WLAN, ebenfalls von den Versorgungsbetrieben installiert. „Wenn man so will, könnte man sein Homeoffice jetzt hierher verlegen“, sagt Recknagel nicht ganz ernst gemeint. „Nicht nur das“, ergänzt Klimaschutzbeauftragter Ralf Monecke lachend, „Man könnte mit dem E-Bike hierher fahren und das Teil an der Solarbank aufladen, wenn man einen entsprechenden Adapter dabei hat.
Ob sich diese Vorschläge durchsetzen werden, darf bezweifelt werden. Doch dass die Neuanschaffung angenommen wird, daran hat Bürgermeister Thorben Brackmann keinen Zweifel. „Die Bank wertet den Bereich deutlich auf. Der Service schafft zudem ein Bewusstsein dafür, wie man Sonnenenergie sinnvoll einsetzen kann“, ist er überzeugt.
Vor möglichem Vandalismus nicht kapitulieren
„Tolle Sache, aber ich glaube nicht, dass das lange halten wird“, sagt eine Busfahrerin, die die Montage der Bank beobachtet hat. Sie hätte da ihre Erfahrungen und sich nicht selten darüber geärgert, dass gerade der Lauenburger ZOB oft Ziel blinder Zerstörungswut ist. Sich deshalb solche Investitionen zu verkneifen, davon hält der Bürgermeister nicht viel.
„Die meisten Menschen wissen kleine und größere Verbesserungen im Stadtgebiet zu schätzen. Ich setze darauf, dass alle ein bisschen die Augen aufhalten, damit die Solarbank lange genutzt werden kann“, sagt er. Außerdem sei das Material der Bank vom Hersteller als einigermaßen vandalismussicher beschrieben worden. Darüber hinaus ist die Bank auf der Unterseite mit LED Downlights ausgestattet. Diese erzeugen die nötige Aufmerksamkeit und setzen die Bank zu jeder Zeit ins rechte Licht. „Wir dürfen vor möglichem Vandalismus ja nicht schon im Vorfeld kapitulieren“, sagt Recknagel.
Die technischen Möglichkeiten einer solchen Solarbank sind mit dem Lauenburger Modell übrigens noch nicht ausgeschöpft. Es gibt Varianten, die verfügen über Monitore oder einen Defibrillator für den Fall, dass Menschen mit Herzproblemen in Not kommen. Zumindest in der Region ist Lauenburg mit der Solarbank im öffentlichen Bereich Vorreiter. „Ich weiß von keiner anderen Stadt, die ein solches kostenloses Angebot macht“, sagt Klimaschutzbeauftragter Ralf Monecke.