Lauenburg. Das Experiment war erfolgreich, wie eine Umfrage ergeben hat. Nun soll ein Raum fest etabliert werden. Pläne dafür gibt es schon.

Es war ein Experiment, das einige Lauenburger am Anfang belächelt hatten: Mitten auf die Freifläche im Stadtzentrum hatte die Genossenschaft CoWorkLand im Sommer eine Art Container gestellt. Die auffällige Konstruktion war mit vier Arbeitsplätzen, schnellem Internet und einer kleinen Teeküche ausgestattet. Wer mochte, war eingeladen, sich hier stundenweise einen Arbeitsplatz zu buchen. Die Resonanz war größer, als so mancher im Vorfeld der Aktion für möglich gehalten hatte.

Ein wichtiger Schritt für die Innenstadtentwicklung in Lauenburg

Für die Idee des gemeinsamen Arbeitens von Menschen verschiedener Berufe steht der Begriff Co--Working (englisch für „zusammenarbeiten“). In Großstädten hat sich diese Arbeitsform längst durch­gesetzt. Freiberufler oder kleinere Start-ups arbeiten in offenen Räumen und können auf diese Weise voneinander profitieren.

Doch wie wird ein solches Angebot in eher ländlichen Gegenden angenommen? Das herauszufinden, steckt hinter CoWorkLand. Initiator ist die Heinrich-Böll-Stiftung. In Lauenburg wurde das Projekt vom Kreis Herzogtum Lauenburg mit 10.000 Euro gefördert.

Umfrage unter den Nutzern des Co-Working-Space

Zwar konnten sich die Initiatoren über eine mangelnde Resonanz des sogenannten Co-Working-Space nicht beklagen, aber um das Interesse an einem dauerhaften Angebot zu ermitteln, hatten die Projekt­betreuer eine Umfrage entwickelt. 22 Nutzer des kostenlosen Angebotes beteiligten sich daran.

Jetzt liegt die Auswertung vor. Demnach kam die Hälfte der Befragten direkt aus Lauenburg, die anderen aus der näheren Umgebung. Die Altersspanne der Nutzer reichte von 18 bis 61 Jahren. Das berufliche Spektrum war groß: Bauingenieure,Softwareentwickler, Social-Media-Berater, Kundenbetreuer und sogar ein Polizist wollten ausprobieren, wie es sich unter diesen Bedingungen arbeiten lässt.

Mindestens sechs Personen würden die Möglichkeit täglich nutzen

Ein weiterer Aspekt: Von den 22 Befragten müssen zehn Personen täglich einen Arbeitsplatz von mehr als 50 Kilometer zurücklegen. Aber auch die, die normalerweise einen kürzeren Arbeitsweg haben, könnten sich offenbar vorstellen, ein solches Angebot regelmäßig anzunehmen.

„Alle Interviewten würden ein neu entstehendes Co-Working-Space dauerhaft nutzen“, steht in der Auswertung der Befragung. „Damit würden potenziell mindestens sechs Personen täglich ein Space in Lauenburg in Anspruch nehmen“, haben die Projektbetreuer ausgerechnet.

Grüne wollen Fördermittel für dauerhaftes Co-Working-Space nutzen

In Lauenburg wurde das Projekt von Anfang an durch die Grünen unterstützt – nicht zuletzt aus Gründen des Klimaschutzes. „Durch ein Co-Working-Space könnte der Pkw-basierte Pendelverkehr um 874 Kilometer täglich vermindert werden“, wollen die Projektbetreuer ermittelt haben.

Für die Lauenburger Grünen steht deshalb fest: Ein dauerhaftes Angebot hätte in Lauenburg einen „spürbaren Effekt für die Belebung und Verbesserung der Ortsgemeinschaft“. Einen möglichen Raum für ein Co-Working-Space gibt es allerdings schon. Der Siegerentwurf des Wettbewerbs um die Gestaltung der Freifläche an der Berliner Straße sieht Platz dafür vor.

Projekt soll zu Beginn durch Fördermittel getragen werden

Doch bis dieses Projekt umgesetzt ist, könnte die Begeisterung für diese Arbeitsform in Lauenburg möglicherweise wieder verpuffen. „Außerdem haben Erfahrungen gezeigt, dass solche Angebote im ländlichen Raum im Vergleich zu Großstädten eine längere Anlaufphase brauchen“, sagt Fraktionsvorsitzender Thorsten Pollfuß.

Die Grünen gehen deshalb mit einer Idee in die nächste Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Rettungswesen, Tourismus und Kultur: In der Anfangsphase sollte das Projekt durch Fördermittel getragen werden. Ein mögliche Finanzierungsquelle haben die Grünen auch schon ausgemacht.

Grüne stellen Idee im Ausschuss vor

Kurz vor Jahresende hatte Lauenburg insgesamt 965.000 Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ bewilligt bekommen. Das mit insgesamt 250 Millionen Euro ausgestattete Förderprogramm soll den Strukturwandel in den Innenstädten ausgleichen, der durch die ­Corona-Pandemie noch beschleunigt wurde.

Die Sitzung des Ausschusses Wirtschaft, Rettungswesen, Tourismus und Kultur am Mittwoch, 12. Januar, beginnt um 19 Uhr im Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule.